Mobil in der Stadt von morgen

Expo in Shanghai

Auf der Expo in Shanghai geht es nur elektrisch voran. Doch auch neue Mobilitätskonzepte sollen nicht nur die Besucher auf eine neue Zukunft der Mobilität vorbereiten.

Von Thomas Geiger

Volle Straßen, dicke Luft und überquellende Städte - das wird in Zukunft zunehmend normal. «Bislang gibt es weltweit nur 27 sogenannter Mega-Citys mit mehr als fünf Millionen Einwohnern. Doch allein in China werden in den nächsten 30 Jahren 400 Millionen Menschen in die Städte ziehen», sagt Lutz Engelke und warnt vor den Gefahren der Urbanisierung. Engelke ist Chef der Berliner Agentur Triad und hat für die Weltausstellung Expo in Shanghai (1. Mai bis 31. Oktober) den Pavillon «Urban Planet» entworfen. Passend zum Messe-Motto «Better City - Better Life» wird dort demonstriert, wie sich der Verkehrsinfarkt, das Ende der Ressourcen, der Klimawandel und die Luftverschmutzung einbremsen oder stoppen lassen.

Heil im Elektroantrieb

Für das Auto sehen die Experten dabei das Heil vor allem im Elektroantrieb. «Zumindest hier in China ist Elektromobilität in zehn Jahren Standard», erwartet der Ausstellungsmacher und führt die Gäste durch die «Road of Solutions» - eine Straße der Lösungen, auf der zum Beispiel ein elektrisch angetriebener Smart den Weg in eine grüne Autozukunft weist.

Zwar geht Engelke davon aus, dass es vor allem in China mittelfristig beinahe «diktatorischen Umweltschutz» geben wird und konventionelle Fahrzeuge in manchen Städten einfach nicht mehr erlaubt sind. Er glaubt aber auch, dass es mit konventionellen Autos, die auf E-Antrieb umgerüstet werden, alleine nicht getan ist.

«Auto vollkommen neu erfinden»

Damit liegt er auf einer Linie mit Christopher Borroni-Bird, der bei General Motors die Zukunftssparte leitet. «Wenn wir das Auto retten wollen, müssen wir es vollkommen neu erfinden», sagt er und präsentiert auf der Expo als ein Gedankenspiel die ersten Elektronic-Networked Vehicles (EN-Vs). Die drei gemeinsam mit dem chinesischen Kooperationspartner Saic entwickelten Studien sehen ausgesprochen unkonventionell aus und brauchen als selbst balancierende Einachser nur halb so viel Platz wie konventionelle Autos. Vor allem aber können sie auch autonom fahren: So sitzt der Berufspendler schon am Schreibtisch, während sein Auto einen Kollegen abholt oder den nächsten Parkplatz sucht und die Akkus lädt.

Das ist allerdings nicht die einzig schräge Auto-Vision auf der Messe. Ebenfalls von Saic kommt der offene Zweisitzer Leaf («Blatt»). Statt nur den CO2-Ausstoß zu reduzieren, soll der Elektrowagen wie das Laub eines Baumes sogar CO2 aus der Luft aufnehmen und in einer Art biologischen Brennstoffzelle den Strom zum Fahren produzieren. Außerdem tankt er mit einem Solardach Sonnenenergie und nutzt den Fahrtwind für Propeller-Generatoren. «Wir hoffen, dass Mensch und Natur so bis zum Jahr 2030 eine harmonische Koexistenz eingehen können», sagt SAIC-Technikchef Liu Qihua.

Elektrische Expo

Dass nicht alle Hersteller so weit in die Zukunft blicken, zeigt der französische Pavillon. Dort steht die Citroën-Studie Metropolis im Rampenlicht - als Vision eines neuen Flaggschiffs, das mit mehr als fünf Metern Länge gegen Modelle wie eine Mercedes S-Klasse antreten könnte. Aber immerhin steckt unter der Haube ein Plug-in-Hybridantrieb.

Während die Autohersteller ihre Serienmodelle erst langsam in Fahrt bringen, ist die elektrische Mobilität auf der Expo bereits Realität. «Das ist die erste Weltausstellung, auf der nur elektrisch gefahren wird», sagt Lutz Engelke: Im Pendelbetrieb surren Elektrobusse übers Gelände, große Distanzen bewältigen Besucher mit der elektrischen U-Bahn, und für die kurzen Wege gibt es futuristische Golf-Karren, die mit Batterien statt Benzin fahren.

Taxi und Taxi

Auch außerhalb des Expo-Areals hat ein Zeitenwechsel begonnen. So haben General Motors und Saic für die Expo eigens 350 Mittelklasse-Limousinen von Typ Buick LaCrosse als Hybrid-Taxen aufgebaut. Mehr als zehnmal so viele Expo-Taxen kommen von VW: Die Niedersachsen haben in China fast 4000 Touran für den Einsatz bei der Weltausstellung produziert, teilt das Unternehmen mit - dummerweise jedoch noch mit ganz konventionellen Benzinern.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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