Höhere Benzinpreise wegen «Zwangsquote» erwartet

Das Finanzministerium erwartet ab dem kommenden Jahr einen leichten Anstieg der Kraftstoffpreise. Zuvor hatte der Bundestag die Aufhebung der Steuerbegünstigung von Biokraftstoffen beschlossen.

Autofahrer müssen sich auf weitere Preissteigerungen an Tankstellen einstellen. Grund sind Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer Biokraftstoffquote bei Benzin und Diesel zum 1. Januar 2007.

Preisanstieg möglich

Im Gesetzentwurf, den das Kabinett am Mittwoch in Berlin beschloss, räumt auch das Finanzministerium ein, dass ein leichter Anstieg der Kraftstoffpreise möglich sei. Zuvor hatte der Bundestag bereits eine weitgehende und schrittweise Aufhebung der Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe beschlossen.

Nach den neuen Plänen der Bundesregierung zur Sicherung eines Mindestanteils an Biokraftstoffen soll künftig jeder Liter Diesel gut fünf Prozent Biosprit enthalten und jeder Liter Benzin etwa drei Prozent. Gemessen am Energiegehalt der Kraftstoffe muss der Bio-Anteil bei Diesel mindestens 4,4 Prozent betragen, bei Benzin müssen bis 2009 mindestens zwei und von 2010 an drei Prozent garantiert werden. Insgesamt muss ein Mineralölunternehmen 2009 jeweils mindestens 5,7 Prozent Biokraftstoff auf den Markt bringen, von 2010 an sechs Prozent - entweder durch Beimischung oder reinen Biokraftstoff.

Mehrkosten auf Abnehmer umgelegt

Nach Berechnungen des Mineralölwirtschaftsverbandes könnten allein durch die «Zwangsquote» zur Beimischung von Biokraftstoff die Preise an den Zapfsäulen vom kommenden Jahr an um etwa 2,5 bis drei Cent je Liter steigen. Hinzu komme die höhere Mehrwertsteuer, die mit weiteren drei Cent zu Buche schlage, hieß es im Verband.

Im Gesetzentwurf des Finanzministeriums heißt es, die weitgehende Aufhebung der Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe und die Verpflichtung zu einem Mindestanteil werde zu Mehrkosten für die Wirtschaft führen. «Dies dürfte auch zu einem leichten Anstieg der Kraftstoffpreise führen, sofern die Mehrkosten von den Unternehmen auf die Abnehmer der Kraftstoffe umgelegt werden.»

1,1 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen

Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) erwartet von der Neuregelung im ersten Jahr für den Bundeshaushalt Steuermehreinnahmen von 1,1 Milliarden Euro. 2008 wird mit 950 Millionen Euro und 2009 mit rund 1,2 Milliarden Euro gerechnet. 2010 soll das Plus für den Bund etwa eine Milliarde Euro betragen.

Die Quotenregelung kann aus Sicht des Finanzministeriums «einfach, unbürokratisch und mit vertretbaren Kosten für die Verbraucher und die Mineralölwirtschaft» umgesetzt werden. Unternehmen, die die Quote nicht erfüllen können, dürfen den Anteil bei anderen Unternehmen erwerben. Für Anbieter, die gegen die Vorgaben verstoßen, sind Sanktionen vorgesehen. Auch müssen Qualitätsnormen erfüllt werden. Zudem werden in die Quote fallende Biokraftstoffe nicht mehr steuerlich begünstigt.

Stufenweiser Anstieg

Erst Ende Juni hatten Union und SPD im Bundestag beschlossen, reinen Biodiesel von diesem August an zu besteuern - zunächst nur mit neun Cent. 2008 bis 2011 steigt der Satz um je sechs Cent. Reines Pflanzenöl bleibt bis Ende 2007 steuerfrei. Dann steigt die Besteuerung auch hier stufenweise. Beim Biodiesel in Beimischungen beträgt der Satz in diesem und im kommenden Jahr 15 Cent je Liter. Bioethanol und neue Biokraftstoffe bleiben bis 2015 steuerbegünstigt. Der eigene Verbrauch von Biosprit in der Landwirtschaft bleibt steuerfrei.

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