«Grünes Mäntelchen» für dicke Sportwagen

Die Hersteller von PS-Boliden denken in Zeiten der CO2-Debatte um. Den Sportwagen der Zukunft wird mittels Downsizing und alternativen Antriebe ein neues Image verpasst.

Von Thomas Geiger

Supersportwagen fahren schwierigen Zeiten entgegen. Zwar kaufen Besserverdiener mehr teure Autos denn je, sagt Nick Margetts vom Marktforscher Jato Dynamics in Limburg. Doch weht den Herstellern in Zeiten der Klimadiskussion ein harter Wind entgegen. Die etablierten Unternehmen wappnen sich mit dem Einsatz neuer Materialien. Und als experimentelle Kleinserien tauchen umweltfreundliche und emissionsfreie PS-Protze auf, die Margetts als «Vorboten einer neuen Generation von Sportwagen» sieht.

Downsizing bester Weg

Wie der Sportwagen der Zukunft aussehen könnte, hat Ferrari mit der Studie «Millechili» gezeigt. Der Ideenträger ist nach Angaben des Unternehmens kleiner und leichter als das Ferrari-Topmodell Enzo. Auch der Antrieb müsse kleiner werden, sagt Motorenentwickler Jean-Jaques His: «Der beste Weg, um den Verbrauch zu senken, ist downsizing.» Mit einer abgespeckten Peripherie und elektronischen Bremse könnte der Antriebsstrang rund 100 Kilogramm leichter werden. Und mit aus Aufladung und Direkteinspritzung könnte der CO2-Ausstoß ohne Leistungseinbußen um immerhin 15 Prozent gesenkt werden.

Lamborghini-Entwicklungschef Maurizio Reggiani ist ebenfalls «überzeugt, dass wir etwas ändern müssen, wenn Sportwagen überleben sollen». Er hält deshalb eine doppelte Antriebsstrategie mit sogar zwei unterschiedlichen Kraftstoffen oder zwei Motoren für denkbar: «Für den Alltagsbetrieb könnte man die Fahrzeuge dann auf maximale Ökonomie und einen sparsamen Verbrauch auslegen. Und per Knopfdruck schaltet man etwa auf der Rennstrecke auf perfekte Performance um.»

Karbon spart mächtig Gewicht

Paul Mackenzie, der beim Mercedes-Partner McLaren im britischen Woking den SLR verantwortet, nennt Leichtbaumaterialien wie Karbon als weiteren Ansatz. «Der neue SLR Roadster ist deshalb rund zehn Prozent leichter als ein vergleichbar motorisierter SL. Stellt man die Konstruktion eines Fahrzeugs komplett auf Karbon um, spart man sicher 20 Prozent Gewicht.» Noch allerdings sei die Fertigung zu teuer, um etwa einen SL oder SLK aus Karbon zu bauen.

Mercedes-Sicherheitsentwickler Clemens Belle verspricht sich von dem Material zudem Vorteile für die Sicherheit: «Neue Anforderungen für den Fußgänger- und den Seitenaufprallschutz werden das Erscheinungsbild von Sportwagen in den nächsten Jahren gravierend ändern.» Aus Gewichtsgründen lasse sich das nur mit Leichtbau machen.

«Rasen ohne Reue»

Dass man sich in Zukunft möglicherweise noch von viel mehr Konventionen verabschieden muss, zeigen laut Marktbeobachter Margetts ein paar alternative Projekte in Großbritannien und den Vereinigten Staaten. «Dort gibt es mittlerweile eine Reihe von Firmen, die dem Sportwagen ein grünes Mäntelchen umhängen und mit alternativen Antrieben «Rasen ohne Reue» versprechen», sagt Margetts.

Am weitesten ist dabei Tesla Motors aus Kalifornien. Die Amerikaner entwickeln mit Lotus einen Sportwagen mit Elektromotor, der aus 7000 Litium-Ionen-Zellen gespeist wird. Mit einer Leistung von 185 kW/252 PS soll er in etwa vier Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde (km/h) beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h erreichen. Auch der GT des britischen Herstellers Lightning fährt mit Strom. Dafür planen die Entwickler mit einer neuen Generation von Batterien und besonders leistungsfähigen Elektromotoren in den Radnaben, die zusammen mehr als 515 kW/700 PS leisten sollen.

Zum Nulltarif wird es die Stromsportler jedoch nicht geben. Der Lamborghini Gallardo Superleggera kostet 30.000 Euro mehr als das Serienmodell, ein SLR ist dreimal so teuer wie ein SL, und die 100.000 Dollar für den Tesla Roadster sind auch nur eine Anzahlung. (dpa)

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