Gabriel stellt Biosprit-Pläne in Frage

Sigmar Gabriel fordert von den Autoherstellern klare Fakten über die Betankung der Fahrzeuge mit E10. Dabei will der Bundesumweltminister die Erhöhung der Biosprit-Anteile nicht um jeden Preis.

Für Millionen Autofahrer bleibt zunächst ungewiss, ob ihre zumeist älteren «Benziner» eine größere Biosprit-Beimischung vertragen oder ob sie dann teureres Super-Plus-Benzin tanken müssen. Bis Ende März wollen Autohersteller und -Importeure berichten, für welche Fahrzeugtypen die 2009 geplante Verdoppelung der Bioethanol- Beimischung zum Normalsprit unverträglich für die Motoren sein wird. Das teilten das Bundesumweltministerium und der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Donnerstag gemäß einer Vereinbarung vom Vortag mit dem Importeursverband VDIK mit. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, dass bei einer zu hohen Zahl der Betroffenen notfalls über die Biospritstrategie «neu nachgedacht» werden müsse.

375.000 Fahrzeuge als oberste Grenze

Das Ministerium werde die nötige Bundesimmissionschutz-Verordnung solange nicht in Kraft setzen, wie es bezüglich der Zahl der betroffenen Pkw Unsicherheiten gebe, sagte der Minister der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Die Verbandszahlen reichen nicht mehr. Wir wollen echte Hersteller-Zahlen.» Bisher ist eine Entscheidung im Kabinett im Mai vorgesehen. Der Automobilclub ADAC sprach von 1,5 Millionen betroffenen Kraftfahrern, die mit massiven Kostensteigerungen rechnen müssten. «Der ADAC fordert deshalb, weiterhin Super- und Normalbenzin mit maximal fünf Prozent Ethanol (E5) flächendeckend und zu einem angemessenen Preis anzubieten.» Der Umstieg auf die neue 10-Prozent-Beimischung (E10) bedeute sechs Cent mehr an der Tanksäule, wer auf Super-Plus-Benzin umsteige zahle heute bis zu 15 Cent mehr.

Der VDA machte dagegen deutlich, dass er unverändert von 375.000 betroffenen Fahrzeugen mit Benzin-Direkteinspritzung der 1. Generation ausgeht. Das entspreche gut ein Prozent aller in Deutschland zugelassenen Benziner, die auf Super Plus umsteigen müssen. «Dies war Grundlage des Verordnungsentwurfs der Bundesregierung zur Novelle der 10. Bundesimmissionsschutz-Veordnung», heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Danach soll der Biospritanteil von fünf auf zehn Prozent erhöht und damit die Spritsorte E10 geschaffen werden.

Auf VDA-Angaben verlassen

Die Autohersteller wollen mit der neuen Beimischungsquote von zehn Prozent keine gesonderten Haftungsübernahmeerklärungen ausstellen. Es werde jedoch an den üblichen Gewährleistungen festgehalten, hieß es beim VDA. In der Erklärung heißt es: «Die Fahrzeughersteller werden ihre Kunden über die E10-Verträglichkeit der Fahrzeuge informieren. Sollte es wider Erwarten in Einzelfällen zu Problemen mit der E10- Verträglichkeit kommen, wird die Automobilindustrie eine verbraucherfreundliche Regelung sicherstellen.»

Kritische Stimmen aus Werkstätten und Autohäusern haben vor Wochen dazu geführt, dass inzwischen öffentlich über Millionen Betroffener spekuliert wird. Sie müssten wegen der Biosprit-Unverträglichkeit für viele Motoren auf das viel teurere Super-Plus-Benzin umsteigen oder ihre Autos durch neue ersetzen. Darauf angesprochen hatte Gabriel kürzlich betont, man habe sich auf die VDA-Angaben verlassen. Wegen der Verunsicherung hatte er das Treffen mit den Verbänden angeregt. «Wenn die Zahl nun weit über den 375.000 (vom VDA genannten Fahrzeugen) liegt, wird die Sache fragwürdig», sagte er jetzt.

Die Automobilbauer wollen die Biostrategie nicht gefährden. Nach ihrem Willen soll dieser Sprit einen größeren Anteil zur EU-Strategie beim Kohlendioxid-Abbau von Autos beitragen als in der EU-Kommission vorgesehen. Damit wollen sie anteilig einen stärkeren Beitrag leisten, um den Kohlendioxid-Ausstoß im Jahr 2015 - Brüssel fordert 2012 - auf 120 Gramm je Kilometer zu begrenzen. (dpa)

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