EuroV ist kein Wundertäter

Debatte um neue Umweltnormen

Mit der wohl 2009 in Kraft tretenden Abgasnorm werden manche Grenzwerte strenger. Aber für Autos in Deutschland fallen die Veränderungen vergleichsweise gering aus.

Von Heiko Haupt und Felix Rehwald

2009 wird Euro 5 aktuell. Ob es jedoch wie in der Vergangenheit Steuerbegünstigungen gibt, wird noch diskutiert. Der Plan für Euro 5 sieht so aus: «Die Einführung steht am 1. September 2009 an», sagt Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern). Zu diesem Zeitpunkt aber müssen nicht alle neuen Autos die Anforderungen erfüllen. Vielmehr geht es um neue Modelle, die ab diesem Termin ihre sogenannte Typzulassung erhalten sollen. «Es gilt aber auch für ein bereits bestehendes Modell mit einem neuen Motor - das muss dann auch die Euro 5 erfüllen.» Für die SUV genannten Geländewagen gibt es eine Übergangsfrist von drei Jahren, erklärt Sabine Götz vom Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. Auch für bereits im Angebot zu findende Pkw-Modellreihen und Modellvarianten gibt es eine Gnadenfrist bis 2011.

Keine großen Veränderungen

Die große Revolution wird Euro 5 nicht sein - sie ist eher als Zwischenschritt auf dem Weg zur 2014 geplanten nächsten Verschärfung zu sehen. Und gerade in Deutschland dürfte die neue Norm kaum für Aufsehen sorgen. «Die Euro 5 ist bei uns durch die große Verbreitung der Partikelfilter bei den Dieselmodellen und die Einführung der Umweltzonen praktisch schon vorweggenommen worden», sagt Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Denn im Endeffekt halten sich die Änderungen vor allem für die Benziner in Grenzen. Die wichtigsten Neuerungen betreffen das Thema Partikel - und damit die Dieselabgase. Bisher erlaubt die Norm Euro 4 noch Partikelmengen bis zu 0,025 Gramm pro Kilometer (g/km). Mit Euro 5 sinkt dieser Wert laut dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin auf nur noch 0,005 g/km. «Dieser Wert ist dann nur noch mit einem Partikelfilter zu erreichen», erläutert VCD-Sprecher Daniel Kluge.

Kein gro0ßer Unter bei stickoxiden

In Deutschland hat sich der Partikelfilter längst durchgesetzt. Die europäische Norm wird daher vor allem für andere EU-Länder wichtig sein, in denen der Partikelfilter noch nicht verbreitet ist. Ein weiteres Thema im Hinblick auf die künftigen Abgasnormen sind die Stickoxide (NOx). Und auch hier wird es wohl erst mit der 2014 zu erwartenden Norm Euro 6 zu größeren Veränderungen kommen. Denn von dem NOx-Wert der Euro 4 mit 0,25 g/km für Diesel zu den in der Euro 5 geforderten höchstens 0,18 g/km ist es kein weiter Weg. «Diese relativ geringen Absenkung werden die Hersteller schon ohne größere Maßnahmen schaffen», sagt Daniel Kluge.

Vorteile für „besonders saubere Autos“

Der große Einschnitt kommt 2014: Dann geht es von 0,18 g/km rasant runter mit den NOx-Grenzwerten auf nur noch 0,08 g/km. Dieser Wert ist für die Hersteller ohne aufwendige Zusatztechnik nicht mehr zu schaffen. Ein Beispiel für die Abgasreinigung ist die von Mercedes vorgestellte Bluetec-Technologie mit Harnstoff-Zusatz. Steuervorteile für Euro-5-Neuwagen waren ursprünglich nicht vorgesehen. Weil die Autoindustrie wegen der Finanzkrise unter massiven Absatzproblemen leidet, plant die Bundesregierung zur Ankurbelung des schleppenden Autogeschäfts jedoch, die Kfz-Steuer für «besonders saubere Fahrzeuge» für eine befristete Zeit auszusetzen. In der Diskussion ist, dass Halter von Neuwagen der Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 für zwei Jahre keine Steuern zahlen sollen. Käufer von Neuwagen mit Euro-4-Norm sollen ein Jahr Steuerfreiheit erhalten.

Noch ist nicht entschieden

Gegen die Pläne wehren sich jedoch die Umweltverbände, weil sie darin die ökologische Lenkungsfunktion vermissen: Große Spritfresser würden genauso bevorteilt wie sparsame Kleinwagen. Entschieden ist jedoch noch nichts, denn den Steuererlass-Plänen müssten die Länder zustimmen, denen derzeit noch die Einnahmen aus der Kfz-Steuer zustehen. Dieser Umstand hat bisher auch eine durchgreifende Reform der Kfz-Steuer verhindert. Weil sich Bund und Länder nicht einigen konnten, wurde das Thema auf 2010 vertagt. Auch wenn die Steuer-Boni für Euro-5-Fahrzeuge letztlich nicht umgesetzt werden - wer auf die Umwelt achtet, sollte trotzdem zu solchen Modellen greifen. Sabine Götz nennt unter anderem den Audi Q5, Opel Insignia und VW Golf VI als Beispiel. Käufer sollten aber auch daran denken, dass der Wagen nicht nur die Anforderungen einhält, sondern auch tatsächlich als Euro-5-Fahrzeug zertifiziert ist. Die entsprechenden Angaben stehen in den Fahrzeugpapieren. In einem Kaufvertrag sollte man eintragen lassen, dass das Auto nicht nur die Werte erfüllt, sondern auch eine Euro-5-Typgenehmigung hat. (dpa)

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