Autohersteller nehmen Politik in die Pflicht

Die europäischen Autohersteller betonen immer wieder, dass sie die Vorgaben der EU-Kommission nicht im Alleingang stemmen können und wollen. Das sehen Umweltschutz-Verbände aber ganz anders.

Die europäische Autoindustrie will nicht im Alleingang für die EU-Klimaschutzziele in die Pflicht genommen werden. Sie fordere unter anderem zusätzliche Maßnahmen in der Verkehrspolitik, einen Beitrag der Treibstoffhersteller und Steuern, die europaweit umweltfreundlichere Autos fördern. Nur bei diesem «integrierten Ansatz» unterstütze man das Ziel der EU-Kommission, den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bis zum Jahr 2012 im Durchschnitt auf 120 Gramm pro gefahrenen Kilometer zu reduzieren, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne im Namen der europäischen Herstellervereinigung ACEA am Mittwoch auf der Automesse IAA. Auch die Verbraucher müssten zu sparsamerem Fahren animiert werden.

EU-Vorgabe «nicht machbar»

Den Plan der EU-Kommission, dass allein durch die Motortechnik der CO2-Ausstoß bis auf 130 Gramm pro Kilometer reduziert werden solle, lehne die Industrie ab, bekräftigte Marchionne. Es sei aus Sicht der Branche nicht machbar. Er nannte auch auf Nachfrage keine exakten Zielwerte, die die Autoindustrie erreichen wolle. Allerdings sei unumstritten, dass der Großteil der CO2-Einsparungen von den Hersteller erzielt werde.

Betont geschlossenes Auftreten

Marchionne nahm nicht dazu Stellung, ob die Hersteller eine Staffelung nach Fahrzeugklassen mit höheren Absatz-Grenzwerten für größere Autos fordern. Es sei noch zu früh darüber zu sprechen. Es gebe auch keine Differenzen zwischen Autobauern in Süd- und Nordeuropa. Zuletzt hatten sich vor allem deutsche Premium- Hersteller wie Mercedes, BMW oder Porsche gegen pauschale Grenzwerte für den Flottenverbrauch ausgesprochen.

Heftige Kritik von Umweltschützern

Derweil werfen Umweltschützer werfen der Autoindustrie Etikettenschwindel in Sachen Klimaschutz vor. Statt eine breite Palette schadstoffarmer Autos anzubieten, zeigten die Hersteller auf der IAA etliche neue Klimakiller. «Ich vermisse die Einsicht, dass man mit Weiter-So und ein bisschen PR nicht weiterkommen wird - wir brauchen andere Fahrzeuge», sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, am Mittwoch in Frankfurt am Rande der Automesse IAA. Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) sei bei den meisten Fahrzeugen noch immer zu hoch. «Die Milliarden, die in die Übermotorisierung gesteckt werden, müssen umgelenkt werden in umweltfreundliche Fahrzeuge», forderte Resch.

Manipulations-Vorwürfe

Resch warf den Herstellern zudem vor, mit manipulierten Angaben zum Spritverbrauch zu werben. Tests hätten gezeigt, dass etliche Fahrzeuge in der Praxis bis zu 50 Prozent mehr Kraftstoff benötigten. Die Behörden müssten die Angaben systematischer Überprüfen und Verstöße ahnden. «Wir brauchen ehrlichere Angaben, um dem Verbraucher die Möglichkeit zu geben, sich für den Klimaschutz und die Schonung des Geldbeutels entscheiden zu können», forderte Resch. (dpa)

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