Autoclubs werfen Ölkonzernen Abzocke vor

Diverse Autoclubs haben die Preisangleichung von Normal- an Superbenzin scharf kritisiert. Eine parallele Kontinuität der Preisentwicklung habe es aber in letzter Zeit nicht mehr gegeben, sagte Barbara Meyer-Buckow vom Mineralölwirtschaftsverband der Autogazette.

Von Thomas Flehmer

Die zunehmende Angleichung der Preise zwischen Normal- und Superbenzin hat die Autoclubs auf die Barrikaden gerufen. «In Wahrheit geht es doch darum, den Profit zu maximieren und den rückläufigen Benzinabsatz auf dem deutschen Markt zu kompensieren», sagte Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE) am Montag in Stuttgart. Vor zwei Wochen hatten die Ölkonzerne ohne Ankündigung den Preisvorteil von Normalbenzin gegenüber Super auf einen Cent verringert. Zuvor betrug der Abstand zwei Cent.

Politk gefordert

Laut dem ACE sei dies ein neuer Versuch der Mineralölwirtschaft, zu Lasten der Verbraucher Kasse zu machen. Die von den Ölmultis gelieferte Begründung für die Verteuerung von Normalbenzin sei «ziemlich dürftig» und könne daher nicht überzeugen, so der ACE-Sprecher weiter.

Zugleich griff der Club die Bundesregierung scharf an. «Wer wie Bundeswirtschaftsminister Michael Glos der Preistreiberei weiter tatenlos zusieht, setzt sich dem Verdacht der Kumpanei aus», sagte Hillgärtner.

Keine parallele Kontinuität mehr

Gar nicht überrascht von der Entwicklung zeigte sich Barbara Meyer-Buckow. Laut der Pressesprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) hatte sich das Annähern der beiden Preise schon seit Wochen abgezeichnet. Schon längere Zeit betrug der Abstand in einigen Region Deutschlands nur einen Cent. Als Grund nennt Meyer Buckow, dass auch die «Preisunterschiede am internationalen Markt weiter schrumpfen», sagte sie der Autogazette.

Zugleich warnte Meyer-Buckow davor, den Unterschied von zwei Cent als absolutes Maß anzusehen. «Im Mai war das Normalbenzin sogar einmal teurer als das Superbenzin, da die Nachfrage in den USA so stark angestiegen war.» In den Vereinigten Staaten ist der Bedarf an Normalbenzin vergleichsweise höher als in Westeuropa. Sollte der Trend sich aber auch in Europa abzeichnen, wäre das dass «Aus für das Normalbenzin. Denn keiner zahlt mehr für ein niedrigeres Produkt als für das höherwertige.»

Shell: Normal schon subventioniert

Cornelia Wolber von Shell in Deutschland bestätigt den Trend. Bereits im vergangenen Jahr musste das Unternehmen Normalbenzin und Diesel extern dazukaufen.

Damals habe man den Preis nicht an den Kunden weitergegeben. «Wir haben das Normalbenzin sozusagen subventioniert», so Wolber zur Autogazette, «jetzt aber können wir diesen Preis nicht aufrechterhalten.»

Teuerung «nicht gerechtfertigt»

Den ADAC kann diese Argumentation nicht überzeugen. DEr Verkehrsclub sieht in der Preisanglechung «eine schöne Möglichkeit, etwas an der Ertragssituation zu ändern», sagte Peter Hemschick dieser Zeitung. Dass es Benzinschwankungen gäbe, sei normal, der ADAC-Pressesprecher aber wundert sich, dass der Unterschied genau einen Cent betrage.

Bei einem Unterschied von 0,9 oder 1,3 Cent wäre es eher nachzuvollziehen, so aber sei «es eher unglaubwürdig.» Zudem sei das Normal auch schon deutlich billiger gewesen, damals aber wurde der Preisnachlass nicht an den Kunden weitergereicht. Dem widerspricht Wolber. Der Preisunterschied liege nicht genau bei einem Cent, sondern derzeit bei 0,9 Cent, sodass 0,1 Cent immer noch vom Konzern beigesteuert werde.

Unverschämtes Abkassierprogramm

Zuvor hatte Wolfgang-Ernst Fürst zu Ysenburg die Ölkonzerne scharf angegriffen. «Es deutet alles auf die mittelfristige Abschaffung von Normalbenzin hin. Super wird das neue, dann aber teurere Normal», sagte der Präsident des Automobilclubs von Deutschland (AvD) der «Bild»-Zeitung. Ysenburg forderte deshalb ein Eingreifen des Kartellamtes. «Dieses unverschämte Abkassierprogramm bedeutet eine neue, eiskalte Abzocke zu Lasten des Normalverbrauchers.»

Wolber wollte zu diesen Vorwürfen keinen Kommentar abgeben, da sie den Tonfall der Äußerungen unter Niveau fand. Für Shell bestehen aber derzeit keine aktuellen Pläne, trotz schrumpfender Nachfrage Normalbenzin vom Markt zu nehmen. (AG)

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