«Befinden uns auf dem richtigen Weg»

Opel-Strategievorstand Thomas Sedran

«Befinden uns auf dem richtigen Weg»
Opel-Strategievorstand Thomas Sedran. © dpa

Opel ist im Januar in Europa gegen den Markttrend gewachsen. Im Interview mit der Autogazette spricht Strategievorstand Thomas Sedran über die Absatzentwicklung, neue Modelle und darüber, weshalb die GM-Tochter sich auf dem richtigen Weg befindet.

Nach der Übernahme des Finanzdienstleisters Ally durch den Mutterkonzern GM rechnet der Rüsselsheimer Autobauer Opel mit einer Verbesserung der Absatzsituation. «Wir sind dadurch in der Lage, unseren Kunden attraktivere Leasing- und Finanzierungskonditionen anzubieten. Das wird positive Aspekte auf den Absatz haben», sagte Opel-Strategievorstand Thomas Sedran im Interview mit der Autogazette.

«Befinden uns auf dem richtigen Weg»

Wie der Manager sagte, würden sich die in den vergangenen zwölf Monaten getroffenen strategischen Maßnahmen so langsam auszahlen. «Schaut man sich die bisherigen Ergebnisse an – ich verweise hier beispielsweise auf die gute Nachfrage nach dem Opel Mokka oder dem Adam und die gerade erfolgte Übernahme von Ally – dann befinden wir uns auf dem richtigen Weg», so Sedran.

«Treffen mit unseren Produkten Geschmack der Kunden»

Autogazette: Herr Sedran, Opel konnte entgegen dem Markttrend im Januar in Europa mit fast 59.000 Autos ein Absatzplus von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielen. Ist das mehr als eine Momentaufnahme?

Thomas Sedran: Wir freuen uns sehr über diesen Aufwärtstrend. Er zeigt, dass wir mit unseren Produkten den Geschmack der Kunden treffen und auf dem richtigen Weg sind. Doch ich mahne zur Vorsicht. Der Markt in Europa befindet sich nach wie vor in einer sehr schwierigen Situation – und eine schnelle Besserung sehe ich nicht.

Autogazette: Ab wann rechnen Sie mit einer Besserung der Situation?

Sedran: Ich hoffe, dass die Experten Recht behalten, die sagen, dass es frühestens ab der zweiten Jahreshälfte besser wird. Das Wahlergebnis in Italien stimmt derzeit aber nicht besonders zuversichtlich, dass in den Märkten schnell wieder Normalität einkehren wird. Die Unsicherheit der Verbraucher bleibt auch angesichts solcher politischen Entscheidungen vorhanden.

«Wollen unseren Marktanteil mindestens stabilisieren»

Der Opel Mokka Opel

Autogazette: Wird sich der Aufwärtstrend im Februar für Opel fortsetzen?

Sedran: Warten wir die offiziellen Zahlen ab. Doch so viel kann ich sagen: wir wollen unseren Marktanteil im gesamten Jahr mindestens stabilisieren – auf einem rückläufigen europäischen Markt.

Autogazette: Der Opel Mokka hat sich für Sie zum einem Verkaufshit entwickelt. Mittlerweile liegen europaweit bereits 90.000 Bestellungen für den kleinen SUV vor – was sie vor Lieferprobleme stellt. Haben Sie die Nachfrage falsch eingeschätzt?

Sedran: Die Nachfrage übersteigt unsere Erwartungen. Wir haben nun das Luxusproblem, dass der Opel Mokka des Modelljahrs 2013 ausverkauft ist. Wenn Sie heute also einen Mokka beim Händler nach Ihren Wünschen spezifizieren wollen, müssen Sie bis in die zweite Jahreshälfte hinein auf die Auslieferung warten. Glücklicherweise haben einige Händler vorgesorgt und «auf Verdacht» attraktiv ausgestattete Mokkas bestellt.

«Prüfen Produktion in Europa»

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann an der Seite des Adam Rocks.
Opel-Chef Neumann an der Seite des Adam Rocks Opel

Autogazette: Da läuft ein Auto von Ihnen schon einmal besser als erwartet und sie können die Nachfrage nicht befriedigen. Ist das nicht gerade in Krisenzeiten ein Desaster?

Sedran: Ich bin glücklich darüber, dass wir mit dem Mokka ein Auto haben, das derart gut bei den Kunden ankommt. Und dieses Beispiel zeigt die neue Kultur in unserem Haus: Wir planen konservativ. Wir übererfüllen unsere Pläne lieber, als das wir ein Ziel verfehlen.

Autogazette: Können Sie die Produktionskapazitäten nicht ausbauen?

Sedran: Wir diskutieren gerade, inwieweit wir die Produktionskapazitäten in unserem Mokka-Werk erhöhen können. Aber von heute auf morgen ist das nicht möglich.

Autogazette: Und der Bau des Mokka beispielsweise in Deutschland ist nicht möglich?

Sedran: Produktionstechnisch ist so etwas nicht kurzfristig darstellbar. Aber wir prüfen für die nächste Generation des Mokka eine wirtschaftliche Produktion in Europa. Jetzt setzen wir erst einmal auf die Kreativität unserer Händler, die dem Interessenten eines Mokka eine Alternative präsentieren müssen, wenn sie dem Kunden nicht das exakt gewünschte Modell offerieren können. Für eine Übergangsphase muss man dem Kunden dann ein anderes Auto aus unserem Portfolio anbieten – etwa den großen Bruder des Mokka, den Antara, oder unsere Vans Zafira und Meriva, die ebenfalls eine erhöhte Sitzposition bieten.

«Wollen spätestens 2016 schwarze Zahlen schreiben»

Autogazette: Opel kann nach der Übernahme des Finanzdienstleisters Ally durch den Mutterkonzern GM wieder selbst Leasing- und Finanzprodukte anbieten. Kann dies zu einer Verbesserung des Absatzes führen?

Sedran: Auf jeden Fall. Wir sind dadurch in der Lage, unseren Kunden attraktivere Leasing- und Finanzierungskonditionen anzubieten. Das wird positive Aspekte auf den Absatz haben. Wir können feststellen, dass sich die strategischen Maßnahmen so langsam auszahlen, die wir in den vergangenen zwölf Monaten getroffen haben. Schaut man sich die bisherigen Ergebnisse an – ich verweise hier beispielsweise auf die gute Nachfrage nach dem Opel Mokka oder dem Adam und die gerade erfolgte Übernahme von Ally – dann befinden wir uns auf dem richtigen Weg.

Autogazette: Schwarze Zahlen werden Sie deshalb aber auch nicht früher als 2016 schreiben, oder?

Sedran: Unser Ziel steht fest und wurde klar kommuniziert. Wir wollen ab Mitte des Jahrzehnts, sprich spätestens 2016, wieder schwarze Zahlen schreiben.

«Cascada bringt neue Kunden in die Showrooms»

Der Opel Cascada kommt Anfang 2013 auf den Markt.
Der Opel Cascada Opel

Autogazette: Auf dem Autosalon Genf präsentieren Sie das Mittelklasse-Coupé Cascada. Viel Absatz werden Sie mit diesem Nischenmodell aber nicht erzielen. Welche Bedeutung hat das Fahrzeug für Sie?

Sedran: Eine hohe. Sicherlich ist der Cascada für uns kein Volumenmodell, aber er wird uns neue Kunden in die Showrooms bringen, die wir bisher nicht erreicht haben. Zugleich erschließen wir uns wie bereits zuvor mit dem Mokka neue Segmente. In Summe wird sich das positiv in den Absatzzahlen niederschlagen.

Autogazette: Und was ist mit der Studie des Adam Rocks? Wird sie denn in abgewandelter Form auf den Markt kommen?

Sedran: Wir warten jetzt erst einmal die Reaktionen der Besucher in Genf ab. Dann schauen wir weiter. Wir wollen mit dem Adam Rocks zeigen, was man alles mit diesem Modell anfangen kann. Wir wollten mit diesem Konzeptcar nicht nur zeigen, dass es als Crossover schick ausschaut, sondern auch über einen hohen Nutzwert verfügt. Es sollte ein Auto sein, das auch von einer Mutter mit ihren drei Kindern genutzt werden kann. Und wir könnten auch diese Studie sehr zeitnah in Eisenach produzieren, wenn wir die Entscheidung dazu treffen.

Das Interview mit Thomas Sedran führte Frank Mertens

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