Opel Corsa-e Rally: Bereit für elektrischen Markenpokal

Opel Corsa-e Rally: Bereit für elektrischen Markenpokal
Mit dem Corsa-e Rally startet Opel in den elektrischen Rallye-Markenpokal. © Opel

Opel setzt konsequent auf die Elektrifizierung seiner Modelle. Von daher ist es naheliegend, dass man 2021 seinen Markenpokal rein elektrisch mit dem Corsa-e Rally austrägt.

Die erste Frage an den Opel Motorsport-Chef Jörg Schrott scheint nahezuliegen: Warum hat der Corsa-e Rally exakt so viel Leistung wie seine Serienversion, nämlich 136 PS und nicht mehr?

Nun, der Corsa tritt in die Fußstapfen des Rallye-Adam, mit dem Opel seinen Markencup seit 2013 fährt – und der rangiert schließlich mit 140 PS in der gleichen Leistungsklasse wie der vollelektrische Corsa, so Schrott.

Ein Schwergewicht mit 1,5 Tonnen

Ein Blick auf den scharfgemachten Corsa offenbart aber schnell, dass der knapp unter 50.000 Euro teure Renn-Corsa viel Arbeit gekostet haben muss. Da steht ein typischerweise ausgeräumter Rennwagen mit verstärkenden Streben samt Käfig. Am Fahrwerk kann man natürlich einiges machen, nicht aber am Gewicht bei einem Elektroauto – hier haut die Batterie einfach rein. So wiegt der Corsa-e Rally gerade einmal 50 Kilogramm weniger als die Serienversion und ist mit immer noch rund 1,5 Tonnen angesichts der Fahrzeuggröße und des Einsatzzwecks eher ein Schwergewicht.

Zum Markenpokal, in den sich Nachwuchstalente für eine komplette Saison einschreiben können, muss man wissen: Hier misst sich die junge Rallye-Generation ab dem kommenden Jahr mit den gleichen Modellen – also unter wirklich gleichen Bedingungen. Das geht sogar so weit, dass die Teilnehmer mit den gleichen, koordinierten Ladeständen von den verschiedenen Punkten innerhalb des Laufs starten. Der der elektrische Rennsport stellt die Teams vor besondere Herausforderungen, denn Strom füllt sich bekanntermaßen nicht so schnell und einfach in den Akku wie Benzin in den Tank.

Akku aus Serienfahrzeug entlehnt

Jörg Schrott und sein Team machen sich derzeit Gedanken, ob ein großer Lade-Truck oder spezielle mobile Ladepunkte in Frage kommen. Fakt ist, dass es Gleichstrom sein muss, der mit 100 kW Ladeleistung in die Rallye-Flotte gepumpt werden wird. Auch der Akku ist dem Serienfahrzeug entlehnt und 50 kWh groß – er fasst damit Energie für 60 Kilometer Strecke unter wettbewerblichen Bedingungen. Binnen dreißig Minuten lässt sich die Batterie von 0 auf 80 Prozent bringen, kein Wunder, dass hier anspruchsvolle Logistik im Spiel ist.
Die Rallye-Corsa tragen übrigens konventionelle Kennzeichen, denn sie sind straßenzugelassen, weil Verbindungsetappen über das offizielle Straßennetz gefahren werden. Für diese Passagen legt der Motorsport-Chef den werdenden Rallye-Experten natürlich den ökologischen Fahrmodus nahe.

Dass es auf dem eigentlichen Track naturgemäß ruppig zugeht, führt Mariijan Giebel vor, der als WRC-Profi viel Rallye-Erfahrung auf international Parkett sammeln konnte. Also, den Corsa-e Rally erklimmen und per Sechspunkt-Gurt festschnallen, und schon wetzt Marijan über den in einem Wald gelegenen Rallye-Kurs im niedersächsischen Sulingen. Ein bisschen angsteinflößend ist das schon, wenn der ausgeräumte Kleinwagen fast lautlos (die E-Maschine summt allenfalls energisch) über den nahezu gefrorenen Boden an Bäumen und Bauruinen vorbeifliegt.

Mit Einsatz der Handbremse durch die Kurve

Das Opel Corsa-e Rally Concept. Nun ist diese Konzeptphase vorbei und es beginnt die Rennserie, Foto: Opel

Um manche, vor allem harte Biegungen schneller zu nehmen, bemüht Marijan die Handbremse und wirft den kleinen Corsa flink um die Ecke. Für bestmögliche Traktion in der Kurve zeichnet das an der Vorderachse verbaute Torsendifferenzial verantwortlich. Dass es rasant durch die Kehre geht, leuchtet ein, aber wer denkt, die reine Längsbeschleunigung mache mit diesem Corsa keinen Spaß, der irrt. Schließlich schafft selbst die Serienversion den Sprint von 0 auf 100 km/h schon binnen 8,1 Sekunden.

Der Rallyesport wird aber trotz dieser ersten elektrischen Gehversuche vermutlich noch eine Weile mit Verbrennern bestritten werden. Der für den internationalen Kundensport vorgesehene Corsa Rally4 tritt mit einem 1,2 Liter großen Dreizylinder-Benziner an und powert 208 PS auf die Vorderachse. Er schlägt bei Opel zudem ein neues Motorsport-Kapitel auf – nun erstmals mit einem Herz des französischen Mutterkonzerns PSA. Motorsport liegt Opel in den Genen, schon seit über 50 Jahren sind die Rüsselsheimer hier aktiv. Zur Erinnerung: Rallye-Legende Walter Röhrl fuhr seinen ersten Weltmeisterschaftssieg 1975 mit einem Opel Ascona ein. (SP-X)

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