Der Verkauf von Opel an PSA hat bei den Arbeitnehmern gespaltene Gefühle hervorgerufen. Zwar sind die Arbeitsplätze bis 2018 geschützt, doch trotzdem verlaufen die Gefühle zwischen Aufbruchstimmung und Angst.
Wirklich entspannt schauen die Opel-Beschäftigten in Rüsselsheim nicht in die Zukunft. Der Verkauf des verlustreichen deutschen Autobauers von der Opel-Mutter GM an den französischen Autokonzern PSA löst am Stammsitz ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Einige Mitarbeiter sprechen am Montagmorgen vor Tor 60 von einer "guten Stimmung", andere fühlen sich dagegen im Stich gelassen. Opel solle bis 2020 wieder profitabel sein, da sei mit Einschnitten zu rechnen.
Alleine in Rüsselsheim arbeiten rund 15.000 Menschen für Opel, etwa die Hälfte davon im Entwicklungszentrum. Der traditionsreiche Autobauer ist einer der größten industriellen Arbeitgeber der Region, der unter der bisherigen amerikanischen Konzernmutter General Motors in den letzten Jahren nicht aus den roten Zahlen herauskam. Am Vormittag wurden die Opel-Beschäftigten in Rüsselsheim in einer Betriebsversammlung über den Verkauf des Unternehmens informiert.
Um jeden Arbeitsplatz kämpfen
"Wir müssen zusammenhalten und um jeden Arbeitsplatz kämpfen", sagt Milan Sommer. "Ich mache mir Sorgen um meine Zukunft und die meiner Kollegen", fügt der 27-Jährige hinzu. Die insgesamt rund 19.000 deutschen Opel-Beschäftigten sind bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. "Das ist keine lange Zeit mehr", meint Sommer. "Es geht um uns alle." Ein Kollege von ihm sieht das ähnlich: "Für jüngere Mitarbeiter kann es schlimm werden." Opel hat derzeit gut 38.000 Beschäftigte in sieben europäischen Ländern.
Opel-Mitarbeiter Sommer erzählt, dass er vom 2014 geschlossenen Standort Bochum nach Rüsselsheim gekommen sei. Er wisse also, was es bedeutet, wenn Arbeitsplätze wegbrechen. Von den Opel-Vorständen habe sich am Montag niemand bei den Beschäftigten in Rüsselsheim blicken lassen. "Das Klima ist kritisch", sagt Sommer. "Was jetzt folgen wird, ist völlig unklar."
Ältere Mitarbeiter gelassen
Ein anderer Opel-Mitarbeiter reagiert deutlicher gelassen. "Entlassungen?", wiederholt Manfred Geiger die Frage. "Ach, Quatsch", antwortet der 58-Jährige. "Angst um meinen Arbeitsplatz in diesem Sinne habe ich nicht", sagt er. "Wir sind auch bei der Betriebsversammlung sachlich aufgeklärt worden." Geiger bleibt angesichts der Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2018 eher gelassen. "Meine Stimmung ist gut." Jetzt müsse aber nachgesehen werden, "was in den Verträgen genau drin steht".
Ähnlich sieht es auch Fritz Lagraff. "Es herrscht schon Aufbruchstimmung", sagt er in einer Pause der etwa zweistündigen Betriebsversammlung. "Ich sehe der Zukunft optimistisch entgegen", umreißt der 53-Jährige die Stimmung. "Mein Gefühl ist nicht ganz negativ." Dann kommt aber doch noch eine Einschränkung: "Aber fragen Sie mich mal in zehn Jahren."
Stadt Rüsselsheim setzt aufs Prinzip Hoffnung
Viele Opel-Mitarbeiter wollen nichts sagen, wenn es um das Thema Übernahme geht. "Kein Kommentar" ist eine häufige Reaktion, wenn sie das Werksgelände verlassen. Manche schieben dann doch noch schnell etwas nach, Sätze wie "Das Glas ist halb voll" und "Ich bin optimistisch" fallen.
Auch die Stadt Rüsselsheim, deren Name mit der traditionellen Marke Opel eng verbunden ist, setzt auf das Prinzip Hoffnung. PSA könne von "der hohen Fachkompetenz im Bereich Forschung und Entwicklung am Standort Rüsselsheim profitieren", teilte der Rüsselsheimer Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) mit. "Für Opel können sich ebenfalls ganz neue Chancen ergeben, sich als Marke neu aufzustellen. (dpa)