«Wir sind weit in dieses Jahr hinein liquide»

Interview mit Opel-Vertriebschef Thomas Owsianski

«Wir sind weit in dieses Jahr hinein liquide»
Thomas Owsianski © Foto: Opel

Opel reagiert zum neuen Jahr mit Preissenkungen auf die Absatzkrise in der Automobilindustrie. «Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen muss Autofahren bezahlbar bleiben», sagte Opel-Vertriebschef Thomas Owsianski im Interview mit der Autogazette.

Der Rüsselsheimer Autobauer Opel senkt zum neuen Jahr für seine Volumenmodelle Corsa, Astra, Meriva und Zafira die Einstiegspreise. «Die Auswirkungen der Finanzkrise können wir vertriebsseitig nur mit einer fairen und kundenorientierten Preis- und Modellpolitik begegnen», begründete Opel-Vertriebschef Thomas Owsianski im Interview mit der Autogazette. «Deshalb haben wir bei vielen unserer Modelle die Einstiegspreise gesenkt und gleichzeitig die Serienausstattung aufgewertet. Beim Zafira reduziert sich beispielsweise für den Kunden der Einstiegspreis von 21.780 Euro auf 19.990 Euro«, sagte Owsianski.

Günstige Finanzierung

«Für die Einstiegsversionen von Corsa, Meriva und Zafira - jeweils mit Stereo-CD-Radio und Klimaanlage - ergeben sich Preisvorteile gegenüber dem vorherigen Modelljahr von bis zu 1790 Euro.» Neben der Senkung des Einstiegspreises will Opel den Absatz seiner Fahrzeuge durch atraktive Finanzierungskonditionen weiter ankurbeln. So wird der Zinssatz für eine 36-monatige Finanzierung bei 1,99 Prozent liegen. In den Monaten Januar bis November des zurückliegenden Jahres hatte Opel in Deutschland insgesamt 238.000 Autos abgesetzt.

«2009 wird ein wichtiges Jahr»

Autogazette: Herr Owsianski, blicken Sie optimistisch oder pessimistisch ins neue Jahr?

Thomas Owsianski: Ich bin ein positiv denkender Mensch. Von daher schaue ich optimistisch in die Zukunft. Zweifellos wird das Jahr 2009 ein wichtiges Jahr für das Unternehmen und unsere Mitarbeiter, sowie für die Marke Opel.

Autogazette: Die US-Regierung hat GM mit ihrem Hilfspaket vorerst vor der drohenden Insolvenz bewahrt. Sind Sie trotzdem weiter auf eine Staatsbürgschaft der Bundesregierung angewiesen?

Owsianski: Die Situation ist für uns die gleiche wie noch vor einigen Wochen. Wir brauchen die Bürgschaft dann, wenn die Zahlungsströme im GM-Verbund nicht mehr entsprechend fließen sollten und wir dadurch unser Geschäft nicht wie geplant fahren könnten.

«Sind weit in dieses Jahr hinein liquide»

Der Opel Zafira Foto: Opel

Autogazette: Ist denn der Zeitdruck für die Gespräche mit der Bundesregierung durch das Hilfspaket für GM geringer geworden?

Owsianski: Wir haben immer gesagt, dass wir weit in dieses Jahr hinein liquide sind - auch daran hat sich nichts geändert.

Autogazette: Die Gespräche mit der Bundesregierung werden im Januar fortgesetzt. Bis wann benötigen Sie eine Entscheidung?

Owsianski: Alle Beteiligten im Bürgschaftsausschuss arbeiten sehr konstruktiv. Opel ist ein singulärer und auch komplexer Fall, das bedarf einiger Arbeit. Die Gespräche sind aber auf einem sehr guten Wege.

«Kunden sollen sich moderne Autos leisten können»

Autogazette: In Deutschland hat Opel in den ersten elf Monaten nur noch 238.000 Autos verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von 8,3 Prozent. Können Sie als Vertriebschef der Marke angesichts der Finanzkrise dem Abwärtstrend überhaupt etwas entgegensetzen?

Owsianski: Bedingt ja. Die Auswirkungen der Finanzkrise können wir vertriebsseitig nur mit einer fairen und kundenorientierten Preis- und Modellpolitik begegnen. Schließlich sollen sich unsere Kunden auch künftig moderne und umweltfreundliche Neuwagen leisten können.

Autogazette: Der VDA rechnet für 2009 nur noch mit einem Gesamtabsatz von rund 2,9 Millionen Fahrzeugen. Teilen Sie diese Prognose?

Owsianski: Ich denke für eine Prognose über das Gesamtjahr 2009 ist es noch zu früh. Es ist sehr schwierig, bereits heute vollständig alle Auswirkungen der Finanzkrise auf die reale Marktwirtschaft und damit auch auf die Automobilwirtschaft in Deutschland vorherzusagen.

«Haben unsere Einstiegspreise gesenkt»

Opel Corsa Foto: Opel

Autogazette: Ihre Kollegen von Mercedes haben überraschend die Preise erhöht. Führt ein solcher Schritt nicht noch zu einer größeren Kaufzurückhaltung?

Owsianski: Es ist sicherlich nicht leicht, die seit Monaten anhaltende Kaufzurückhaltung im Automobilgeschäft zu überwinden. Gerade in derart schwierigen Zeiten wie heute, in denen das Geld immer knapper wird, muss Autofahren bezahlbar bleiben. Wir bei Opel glauben daher dieser Marktsituation mit anderen Maßnahmen begegnen zu können.

Autogazette: Was heißt das genau?

Owsianski: Opel produziert nun seit 110 Jahren Automobile mit innovativen Technologien. Dieses Jubiläum nehmen wir zum Anlass unseren Kunden mit einer neuen Preis- und Modellpolitik deutlich entgegenzukommen. Nicht nur beim Kauf, sondern auch bei den laufenden Kosten. Wir stellen das Jahr 2009 ganz unter das Motto der «110 Jahre» und unsere Kunden sollen von diesem Jubiläum profitieren.

Autogazette: Wie wird der Opel-Kunde profitieren, durch Preissenkungen?

Owsianski: Wir haben bei vielen unserer Modelle die Einstiegspreise gesenkt und gleichzeitig die Serienausstattung aufgewertet. Beim Zafira reduziert sich beispielsweise für den Kunden der Einstiegspreis von 21.780 Euro auf 19.990 Euro.

Autogazette: Für welche Modelle wurden die Preise gesenkt?

Owsianski: Im Rahmen dieser Jubiläums-Offensive wurden mit Beginn des neuen Jahres die Preise bei rund achtzig Prozent der Volumenmodelle reduziert. Die Einstiegsvarianten heißen jetzt bei Astra, Corsa, Zafira und Meriva modellübergreifend «Selection 110 Jahre».

Autogazette: Geht das konkreter? Wie hoch fällt die Preissenkung denn für die verschiedenen Modelle genau aus?

Owsianski: Beispielsweise wird der Opel Astra Selection 110 Jahre inklusive serienmäßiger Klimaanlage bis zu 420 Euro günstiger. Für die Einstiegsversionen von Corsa, Meriva und Zafira - jeweils mit Stereo-CD-Radio und Klimaanlage - ergeben sich Preisvorteile gegenüber dem vorherigen Modelljahr von bis zu 1.790 Euro. Im gehobenen Ausstattungssegment bietet die Variante «Innovation 110 Jahre» unter anderem exklusive Polster und Leichtmetallräder sowie das Kurven- und Abbiegelicht AFL. Hier beträgt der Preisvorteil sogar bis zu 2.925 Euro.

«Das unterscheidet uns vom Wettbewerb»

Opel Meriva Foto: Opel

Autogazette: Glauben Sie wirklich, dass Kunden deshalb ihre Kaufzurückhaltung aufgeben und Sie dadurch Ihren Absatz steigern werden?

Owsianski: Wir belassen es nicht nur bei der Preisreduktion. Wir sorgen mit den erwähnten Maßnahmen nicht nur dafür, dass der Kauf eines Opel-Neuwagens erschwinglicher wird, sondern - wie schon gesagt - darüber hinaus auch dafür, dass Autofahren bezahlbar bzw. die Kosten kalkulierbar bleiben. Das unterscheidet uns deutlich vom Wettbewerb. Ich bin mir sicher, dass dies der Kunde erkennen wird!

Autogazette: Und wie unterscheiden Sie sich?

Owsianski: Mit dem «Opel Vorteilspaket 110 Jahre» bieten wir eine 36-monatige Finanzierung ohne Anzahlung zum äußerst günstigen Zinssatz von 1,99 Prozent und 6-Jahre-Garantie inklusive an. Zusätzlich gibt es die Haftpflicht-/Vollkasko-Versicherung zum Einheitspreis von nur 19,90 Euro pro Monat. Quasi ein Rund-um-Sorglos-Paket zum Jubiläum.

Autogazette:...die 6-Jahre-Garantie bieten Sie doch auch jetzt...

Owsianski: ...das stimmt. Die erfolgreich von den Kunden angenommene sechs Jahre-Garantie führt Opel auch im neuen Jahr modellspezifisch flexibel fort: Beim neuen Opel Insignia ist sie standardmäßig im Kaufpreis enthalten. Für die Volumenmodelle Astra, Corsa, Meriva und Zafira ist die Garantie im erwähnten «Opel Vorteilspaket 110 Jahre» eingeschlossen. Barkunden bieten wir zukünftig mit der umfangreiche 6-Jahre-Garantie ab 300 Euro Aufpreis Schutz vor außerplanmäßigen Kosten.

«Unser Flaggschiff nimmt gerade erst Fahrt auf»

Opel Insignia Foto: Opel

Autogazette: Sie haben den Insignia angesprochen, für den Ihnen in 2008 kurz nach Markstart am 22. November bereits 10.000 Vorbestellungen vorliegen. Ist das Auto in der Lage, Opel in die Erfolgsspur zurückzubringen?

Owsianski: Absolut. Unser neues Flagschiff nimmt ja gerade erst Fahrt auf. Neben dem sehr guten Bestelleingang aus Deutschland werden in den nächsten Wochen weitere europäische Länder den Marktstart haben. Von dort erhoffen wir uns ähnlich positive Resonanzen. Ganz wichtig für uns in Deutschland ist aber auch der Start des Insignia Sports Tourer im März. Traditionell bevorzugen viele Opel-Kunden die Kombi-Variante unserer Mittelklasse. Wir rechnen mit rund sechzig Prozent Anteil am Gesamtvolumen. Das würde eine Fortschreibung der bisherigen Bestelleingänge auf hohem Niveau bedeuten. Die äußerst positive Gesamtentwicklung des Insignia zeigt uns aber vor allem, dass wir mit der neuen Opel Designsprache auf dem richtigen Weg sind. Das wird uns bei zukünftigen Modellen helfen. Wir haben ja bereits angekündigt, dass der neue Astra das Design des Insignia weiterführen wird.

Autogazette: Mit dem Astra bringen Sie das wichtigste Auto in der Modellreihe erst nach der IAA auf den Markt. Haben Sie damit nicht gegenüber VW einen deutlichen Wettbewerbsnachteil, nachdem man dort den Golf bereits ein Jahr vorher gebracht hat?

Owsianski: Es gab sicherlich gute Gründe, warum die Wolfsburger wieder nach kurzer Zeit ein verfeinertes Modell in der Kompaktwagenklasse aufgelegt haben. Das war ja auch den Medien zu entnehmen. Für uns ist der Astra nach wie vor ein gewinnbringendes Fahrzeug, dass - wie geplant - zur IAA 2009 eine komplette Neuauflage erfahren wird.

Das Interview mit Thomas Owsianski führte Frank Mertens

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