«Der russische Markt befindet sich im Sinkflug»

Opel-Vertriebsvorstand Peter Christian Küspert

«Der russische Markt befindet sich im Sinkflug»
Opel-Vertriebsvorstand Peter Christian Küspert © Opel

Opel hat in Deutschland gerade den besten August seit 2011 verzeichnet. Im Interview mit der Autogazette spricht Vertriebsvorstand Peter Christian Küspert über neue Modelle, profitables Wachstum und die Schwäche des russischen Marktes.

Der Rüsselsheimer Autobauer Opel setzt in diesem Jahr auf dem deutschen Automarkt auf Wachstum. «Auch wenn ich keine Absatzzahlen nenne, dann wollen wir in Deutschland klar und vor allem nachhaltig über dem Vorjahr liegen. Wir haben die Weichen auf Wachstum gestellt», sagte Opel-Vertriebsvorstand Peter Christian Küspert im Interview mit der Autogazette.

Wie der Manager sagte, sei die Performance von Opel dabei nicht nur in Deutschland gut, «sondern auch in zwölf anderen europäischen Märkten. Das zeigt uns, dass wir mit unserem Produkten und unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind».

«Bereitschaft, einen Opel zu kaufen, steigt»

Dabei würde Opel nicht nur von seinen Modellen wie dem Adam, Mokka oder Insignia und den neuen Motoren profitieren, sondern auch von der Markenkampagne «Umparken im Kopf», so Küspert. Nach Ergebnissen der Marktforschung hätten rund 40 Prozent der Deutschen diese Markenkampagne wahrgenommen. «Und wer sie kennt, hat eine deutlich positivere Einstellung zur Marke. Die Bereitschaft, einen Opel zu kaufen, steigt also. Auch unsere Vertriebspartner verspüren durch die Kampagne den Rückenwind für Opel.»

«Sind mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg»

Der Opel Adam Rocks kommt im September.
Der Opel Adam Rocks kommt Ende September Opel

Autogazette: Herr Küspert, Opel konnte in Deutschland mit fast 15.000 Einheiten den besten August seit 2011 verzeichnen und kommt auf einen Marktanteil von sieben Prozent. Werden Sie diese Performance bis Ende des Jahres durchhalten können?

Peter Christian Küspert: Wir freuen uns, dass wir das trotz der schwierigen Marktbedingungen erreicht haben. Die Performance ist ja nicht nur in Deutschland gut, sondern auch in zwölf anderen europäischen Märkten. Das zeigt uns, dass wir mit unserem Produkten und unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind.

Autogazette: Der Aufschwung ist also nicht nur Produkt getrieben?

Küspert: Natürlich sind gute Produkte wie beispielsweise ein Opel Adam, ein Mokka oder auch der Insignia gepaart mit unseren neuen effizienten Motoren enorm wichtig für diesen Erfolg, aber nicht nur. Aber auch unsere Markenkampagne «Umparken im Kopf» trägt dazu bei.

«Vertriebspartner verspüren Rückenwind»

Autogazette: Sie haben Sie ja erst im März gelauncht. Stellt man da wirklich schon Veränderungen fest?

Küspert: Ja, wir freuen uns über die gute Resonanz. Wie unsere Marktforschung belegt, haben rund 40 Prozent der Deutschen diese Kampagne wahrgenommen. Und wer sie kennt, hat eine deutlich positivere Einstellung zur Marke. Die Bereitschaft, einen Opel zu kaufen, steigt also. Auch unsere Vertriebspartner verspüren durch die Kampagne den Rückenwind für Opel. Der Handel geht unseren Weg mit – und offensichtlich kommt das auch beim Kunden an.

Autogazette: Also sind Sie zuversichtlich, diesen Marktanteil in Deutschland halten zu können?

Küspert: Unsere Gesamtzielsetzung orientiert sich am Gesamtabsatz, nicht am Marktanteil...

Autogazette: ...was bislang immer anders war. Da sprachen Ihre Vorgänger lieber vom Marktanteil als vom Gesamtabsatz...

Küspert: ...am Ende des Tages ist natürlich der Marktanteil der Indikator dafür, wie wir uns gegenüber dem Wettbewerb behaupten. Doch für unsere interne Steuerung ist der Gesamtabsatz viel entscheidender, um zu einer vernünftigen Auslastung unserer Fabriken zu kommen. Am Ende zählt für uns nur ein profitables Wachstum. Auch wenn ich keine Absatzzahlen nenne, dann wollen wir in Deutschland klar und vor allem nachhaltig über dem Vorjahr liegen. Wir haben die Weichen auf Wachstum gestellt.

«Passen uns nur dem Marktumfeld an»

Der Opel Mokka kommt bei den Kunden an.
Der Opel Mokka Opel

Autogazette: Wie verträgt sich diese Nachhaltigkeit mit den attraktiven Rabatten, die den Kunden angeboten werden?

Küspert: Damit passen wir uns nur dem Marktumfeld und unseren Wettbewerbern an. Dadurch entsteht eine Marktdynamik, der auch wir uns anpassen müssen.

Autogazette: Ab wann ist Opel in Deutschland eigentlich wieder eine Zehn-Prozent-Marke?

Küspert: Wir haben eine Langfristplanung bis zum Jahr 2022. Nach dieser Strategie wollen wir zweitgrößte Marke in Europa werden mit einem Marktanteil von acht Prozent. Da Deutschland einer unserer stärksten Absatzmärkte ist, muss hier die entsprechende Unterstützung kommen. Wir wollen in Deutschland eine Zehn-Prozent-Marke werden.

Autogazette: Opel sieht sich als Hersteller, der Autos für Kunden anbietet, die mitten in der Gesellschaft stehen. Wie nahbar ist ein Auto wie der neue Adam Rocks für Ihr Klientel mit einem Einstiegspreis von rund 16.000 Euro?

Küspert: Wenn man sich den Wettbewerb im Bereich Lifestyle anschaut, dann fühlen wir uns mit der Preispositionierung in Relation zum Wettbewerb sehr wohl.

«Natürlich arbeiten wir an der Elektrifizierung»

Autogazette: Mit dem Opel Adam ist es Ihnen gelungen ein junges Klientel mit einem Alter von 42 Jahren anzusprechen. Wie sehen die Ziele für den Rocks aus?

Küspert: Mit dem Adam Rocks zielen wir auf Kunden mit einem Alter von rund 35 Jahren. Damit werden wir Kunden erreichen, die bisher nicht unbedingt beim Autokauf an einen Opel gedacht haben. Im Vergleich zum Adam, der zu 70 Prozent von Frauen gekauft wird, rechnen wir beim Rocks mit etwas mehr Männern und gehen von einer Verteilung von 60:40 aus, vielleicht 55:45. Es ist ein weiterer Schritt in der Adam-Familie. Wir denken hier sehr breit, aber die Wirtschaftlichkeit eines weiteren Derivats muss gegeben sein. Alle unsere Entscheidungen werden von dem Ziel geleitet, dass wir Mitte der Dekade wieder schwarze Zahlen schreiben.

Autogazette: Opel bietet eine komplett neue Motorengeneration an. Ist das ein Thema, was nur mit Blick auf die Erfüllung des CO2-Grenzwertes von 95 g/km bis 2021 wichtig ist, oder ist dies auch beim Endverbraucher ein Kaufgrund?

Küspert: Auch für den Kunden ist das sehr wichtig, er achtet auf den Verbrauch. Er ist hier deutlich sensibler geworden. Dennoch will er Fahrfreude haben. Mit unserem neuen Dreizylinder-Motor wollen wir beide Welten verbinden: zum einem Spaß am Fahren zu haben, aber auch effizient unterwegs zu sein.

Autogazette: VW bringt gerade den Golf als Plug-in auf den Markt. Wann wird es so etwas bei Ihnen geben?

Küspert: Natürlich arbeiten wir an der Elektrifizierung und wir haben bereits angekündigt, dass wir ein neues elektrisches Fahrzeug auf den Markt bringen werden, wenn der Ampera irgendwann ausläuft. Im GM-Konzern arbeiten wir zudem mit Nachdruck an der Hybridisierung. Jeder unserer neuen Motoren ist bereits darauf ausgelegt, auch in Kombination mit einem Elektromotor zu funktionieren.

«Bereiten uns auf die Zeit nach 2021 vor»

Opel schickt die fünfte Generation des Corsa ins Rennen.
Der neue Opel Corsa kommt Ende des Jahres Opel

Autogazette: Liegt der Umstand, dass Sie die Hybridisierung bislang nicht mit Nachdruck verfolgt haben auch daran, dass Sie den Grenzwert auch ohne E-Fahrzeuge erreichen?

Küspert: Natürlich schaut man zunächst, ob man die Grenzwerte auch mit konventioneller Technologie erreichen kann. Deshalb haben wir auch diesen finanziell weitaus günstigeren Weg gewählt. Dennoch bereiten wir uns auf die Zeit nach 2021 vor, weil wir davon ausgehen, dass uns das Thema der Verbrauchsreduzierung weiter beschäftigen und fordern wird.

Autogazette: Wir sehr profitieren Sie davon, dass Chevrolet in Europa vom Markt genommen wurde?

Küspert: Mittel- und langfristig war das für Opel das absolut richtige Signal, weil dadurch die interne Konkurrenzsituation zwischen beiden Markten beseitigt wurde. Aber wir profitieren bereits heute davon, weil viele Chevrolet-Händler sich dazu entschieden haben, nur noch Opel-Fahrzeuge anzubieten. Nach dem Ausstieg von Chevrolet konnten wir einen Großteil der Händler, die einen so genannten Dual-Vertrag hatten, also beide Marken angeboten haben, halten. Diese Händler werden uns kurz- und mittelfristig auch die einstigen Chevrolet-Kunden zu uns bringen, von denen einige schon den Weg zu Opel gefunden haben.

«Russland ist ein unerfreuliches Thema»

Autogazette: In Europa liegen Sie derzeit zwar im Plus, dennoch haben Sie wie andere Hersteller auch unter dem Einbruch des russischen Marktes und der Abwertung des Rubels zu leiden. Wie problematisch ist die Situation für Sie?

Küspert: Russland ist durch die politische Situation in der Ukraine für jeden Hersteller ein sehr unerfreuliches Thema. Der russische Markt befindet sich im Sinkflug und wir befürchten vor dem Hintergrund der anhaltenden Eskalation, dass diese Situation vorerst anhalten wird.

Autogazette: Im Vorjahr konnte Opel in Russland etwas mehr als 81.000 Autos absetzen. Welchen Einbruch erwarten Sie?

Küspert: Es wird weniger.

Autogazette: Stellt der Markteinbruch ein Problem für Ihr Profitabilitäts-Ziel dar?

Küspert: Den Markteinbruch in Russland spüren wir natürlich auch wirtschaftlich. Deswegen behalten wir die Situation aufmerksam im Blick und steuern gegen wo nötig und möglich.

Autogazette: Russland plant ja eine Abwrackprämie. Werden Sie davon profitieren können?

Küspert: Derzeit ist ja noch nicht ganz klar, wie diese Abwrackprämie ausgestaltet sein wird, aber sie gilt für lokal produzierte Fahrzeuge. Da wir in St. Petersburg unsere Autos produzieren, können unsere Kunden auch in den Genuss dieser Abwrackprämie kommen. Da wir ja auch weiter Chevrolets bauen, wird es auch hier positive Aspekte für uns geben.

Das Interview mit Peter Christian Küspert führte Frank Mertens

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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