Verkaufsgerüchte sorgen für Unruhe bei Opel

GM erwägt Trennung von defizitärer Tochter

Verkaufsgerüchte sorgen für Unruhe bei Opel
Die Konzernzentrale von Opel in Rüsselsheim. © dpa

GM zweifelt angeblich an der Überlebensfähigkeit von Opel. Deshalb plane man einen Verkauf der defizitären deutschen Tochter. Opel-Chef Stracke bezeichnete dies als Gerücht, Betriebsratschef Franz kritisierte den Mutterkonzern.

Dem krisengeschüttelten Autobauer Opel droht nach übereinstimmenden Informationen von "Auto Bild" und "Spiegel" erneut der Verkauf. Die US-amerikanische Opel-Mutter General Motors (GM) zweifele an der Überlebensfähigkeit ihrer deutschen Tochter und prüfe konkrete Pläne für eine Veräußerung, schreibt die "Auto Bild" in ihrer am Freitag erscheinenden Ausgabe. Das Blatt beruft sich auf nicht näher genannte Quellen in der Detroiter US-Konzernzentrale von GM. Auch das am Montag erscheinende Nachrichtenmagazin "Spiegel" hat Informationen, wonach GM nun abermals zu einen Opel-Verkauf bereit sein soll, wie "Spiegel.de" am Donnerstag meldete. Laut beider Blätter gelten Volkswagen und chinesische Autobauer als mögliche Käufer.

GM und Opel nennen Gerüchte Spekulation

Für die Verkaufsüberlegungen gab es am Donnerstag weder eine Bestätigung noch ein klares Dementi. Es handele sich bei den Berichten um reine Spekulation, sagten übereinstimmend Sprecher von GM in Detroit und Opel in Rüsselsheim. Das Unternehmen werde solche Meldungen - wie in diesen Fällen grundsätzlich üblich - nicht weiter kommentieren, ließ die Opel-Führung erklären. Auch Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz nannte die Berichte auf Anfrage spekulativ. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke appellierte nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa an die Belegschaft, sich nicht von der Presse beunruhigen zu lassen.

Als Hintergrund der Verkaufsüberlegungen nennen "Auto Bild" und "Spiegel" wachsenden Ärger des GM-Managements über das Europa-Geschäft mit Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall. Dort fährt Opel nämlich weiter Verluste ein - in allen anderen globalen Regionen läuft es für den US-Riesen GM hingegen besser.

Im Jahr 2009 hatte es bereits Bestrebungen von GM gegeben, Opel zu verkaufen - ein bereits eingefädelter Deal mit dem österreichischen Zulieferer Magna platzte aber auf der Zielgeraden. Der Fast-Verkauf und mögliche Hilfen des Bundes für den tief in den roten Zahlen steckenden Traditionsautobauer hatten monatelang zu einem zähen politischen Ringen geführt und die schwarz-gelbe Koalition belastet.

Opel bringt Know-How ein

"Auto Bild" schreibt von zwei strategischen Überlegungen bei GM, die die Abstoßung Opels nahe legen würden: Erstens glaube GM, den Markt der Klein- und Kompaktwagen mit koreanischen Schwestermodellen bestücken zu können. Zweitens könne die bisher von Opel belieferte Mittelklasse in Europa relativ zügig durch eigene Modelle der GM-Hausmarke Chevrolet ersetzen werden. Ein Verkauf stünde jedoch im Gegensatz zum technologischen Know-How, das Opel bei GM einbringt.

Auf drohenden Wissensverlust wies auch Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hin. Er sagte der dpa, dass ein möglicher Verkauf fatale Folgen nicht nur für Opel alleine haben würde. "Das wäre enorm negativ und imageschädigend für Opel, und ich würde darin auch große Probleme sehen für den Industriestandort Deutschland und Europa, weil dadurch natürlich modernste Zukunftstechnologie abfließen könnte."

Ähnlich äußerte sich der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel und bezeichnete einen Verkauf als "dummes Zeug". Er sagte der dpa, GM wäre sehr schlecht beraten, Opel abzugeben. "Ohne Opel hätten sie in Europa überhaupt keine Chance. Ich glaube, dass dort jemand den Namen Opel absichtlich beschädigen will."

Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke wies die Meldungen ebenfalls als haltlos zurück. Am Vormittag schrieb er in einer der dpa vorliegenden E-Mail an die Opel-Belegschaft von "Gerüchten" und "Spekulation". Er appellierte an die Mitarbeiter, nicht nervös zu werden und weiter selbstbewusst zu bleiben. "Ich werde mich nicht von den Spekulationen in der Presse beeinflussen lassen; bitte tun Sie das auch nicht."

Kritik von Franz

Betriebsrats-Boss Franz, der gleichzeitig Vize-Aufsichtsratschef ist, kritisierte, dass die GM-Zentrale in Detroit die Berichte nicht klar zurückweise. "Wenn man vor einem Jahr noch entschieden hat, Opel nicht zu verkaufen, dann vermisse ich jetzt ein eindeutiges Dementi bei solchen Spekulationen."

Opel baut neben dem Hauptstandort im hessischen Rüsselsheim Autos in Bochum und Eisenach. In Kaiserslautern werden zusätzlich Motoren und Teile gefertigt. Bei Opel arbeiten europaweit 45.500 Menschen. (dpa)


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