IG Metall: GM setzt bei Opel auf Erpressung

Ton verschärft sich

IG Metall: GM setzt bei Opel auf Erpressung
Opel-Zentrale in Rüsselsheim. © dpa

Der Ton beim Autobauer Opel verschärft sich. Die IG Metall wirft dem Management von GM Erpressung vor. Für die Gewerkschaft habe der Rüsselsheimer Autobauer kein Kosten- sondern ein Führungsproblem.

Im Streit um die Sanierung des kriselnden Autobauers Opel werfen IG Metall und Betriebsrat dem Management Unfähigkeit vor. «Opel hat im Kern nicht ein Kosten-, sondern ein Führungsproblem», wettert der Leiter des IG Metall-Bezirks Frankfurt und Opel-Aufsichtsratsmitglied Armin Schild. Das Management der US-Mutter General Motors (GM) setze auf Erpressung statt auf eine Gesamtstrategie und spiele die Standorte gegeneinander aus.

Produktion des Opel Astra geht nach England

Vergangene Woche hatte das Unternehmen angekündigt, die nächste Generation des verkaufsstärksten Opel-Modells Astra nicht mehr im Stammwerk Rüsselsheim zu fertigen, sondern nur noch im polnischen Gleiwitz und im britischen Ellesmere Port. Damit will das Unternehmen, das in zehn Jahren 14 Milliarden Dollar (10,8 Milliarden Euro) in den Sand gesetzt hat, die Kosten drücken und Überkapazitäten abbauen. Denn der Absatz leidet aktuell unter der schwachen Nachfrage vor allem aus Südeuropa.

Nach Unternehmensangaben hätten die Arbeitnehmer in Ellesmere Port auf Lohn verzichtet und dafür den Astra erhalten, erklärte die Gewerkschaft: «Das GM-Management hat einen Unterbietungswettbewerb unter den europäischen Standorten eingeläutet.» Die Gewerkschaft mache den englischen Kollegen keinen Vorwurf, betonte Schild. Diese seien in existenzieller Not gewesen: «Diese Not ist eiskalt ausgenutzt worden.» GM habe über Wochen allen europäischen Standorten mit Schließung gedroht. Das sei «nackte Erpressung».

Längst wird spekuliert, dass das Stammwerk zum Ausgleich für den Astra künftig die Produktion des Opel Zafira aus Bochum bekommen soll. «Dadurch wäre das Werk Bochum mit 3200 Arbeitsplätzen mit Auslaufen der Standortgarantie Ende 2014 massiv gefährdet», warnen Betriebsrat und Gewerkschaft. Die IG Metall will alle vier deutschen Werke erhalten.

Keine ausreichende Investition in neue Modelle

Der nordrhein-westfälische IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard wirft dem Management vor, nicht ausreichend in neue Modelle investiert zu haben und Opel nach wie vor in Europa einzusperren - und damit den Export in Boom-Märkte wie China zu blockieren. Zudem mache das GM-Management schlicht falsche Rechnungen auf, erklärt der Betriebsrat: «Statt nackter Personalkosten müssten auch Marktnähe, Frachtkosten und die Qualität mit dem Siegel "Made in Germany" berücksichtigt werden.»

Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hatte am Montag auf einer Betriebsversammlung in Bochum erklärt, dass noch keine Entscheidung über die Zukunft des Standortes getroffen sei. Er werde dem Aufsichtsrat am 28. Juni ein Konzept zur Opel-Sanierung vorlegen und dann auch die Pläne für das Werk Bochum präsentieren. Bis dahin verlangen die Opel-Betriebsräte Alternativkonzepte und überprüfbare Fakten. Etwa zur Frage, ob beim Zuschlag für Großbritannien EU-widrige Staatshilfen im Spiel sind. Schild warnte die Führung in Detroit vor einem Kahlschlag: «Wir sind in der Lage, eine sehr harte Auseinandersetzung zu führen.» (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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