Stephen Girsky fordert realistische Annahmen bei der Neuaufstellung von Opel. Konkrete Ziele nannte der GM-Vize nicht, forderte aber zugleich eine Kulturänderung des angeschlagenen Autobauers aus Rüsselsheim.
Die Opel-Mutter General Motors (GM) will bei Opel hart durchgreifen. Halbherzige Sanierungsprogramme soll es bei der defizitären deutschen Tochter nicht mehr geben, sagte GM-Vize-Chef Stephen Girsky in einem Interview mit der Wochenzeitung «Die Zeit»: «Wir müssen damit aufhören, überoptimistische Ziele zu setzen und unerreichbare Marktanteile einzuplanen.» Man werde deshalb bei der anstehenden Neuaufstellung Opels von konservativen, realistischen Annahmen ausgehen.
GM will auf Überkapazitäten reagieren
Opel hat seinen jüngsten Sanierungsplan gerade erst abgeschlossen, dem europaweit etwa 9000 der ehemals 48.000 Stellen sowie das Werk im belgischen Antwerpen zum Opfer fielen. Dennoch hat der Hersteller weiter Überkapazitäten und fährt hohe Verluste ein.
Girsky, der dem Aufsichtsrat der Adam Opel AG vorsitzt, wollte sich zwar nicht konkret zu möglichen Werksschließungen in Deutschland äußern. Er sagte aber klar, dass man auf die infolge der Wirtschaftskrise in Europa gestiegenen Überkapazitäten reagieren müsse. Der europäische Markt sei um 20 bis 25 Prozent geschrumpft, sagte Girsky dem Blatt. Speziell das Werk in Bochum gilt als gefährdet.
Opel soll sich nicht an Verluste gewöhnen
Gleichzeitig forderte Girsky eine Kulturänderung bei der angeschlagenen Tochter: «Wenn Sie jahrelang Verluste schreiben, die immer vom Konzern ausgeglichen werden, dann gewöhnen Sie sich daran und halten es irgendwann für normal, Geld zu verlieren.» Man könne nicht weitermachen wie bisher, wenn man wie GM in zehn Jahren 14 Milliarden Dollar (10,8 Milliarden Euro) in Europa verloren habe. (dpa)