Opel hält bis 2016 an deutschen Standorten fest

Gnadenfrist für Werk Bochum

Der Autobauer Opel wird bis 2016 an allen vier deutschen Standorten festhalten. Damit ist vorerst auch eine Schließung des Werkes Bochum vom Tisch, zumindest bis zum Auslaufen der aktuellen Zafira-Produktion.

Der defizitäre Autobauer Opel will seine Sanierung zunächst ohne Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland vorantreiben. Auch das Werk in Bochum solle zumindest so lange erhalten bleiben, bis die aktuelle Zafira-Fertigung dort Ende 2016 ausläuft, teilten die Adam Opel AG, der Betriebsrat und die IG Metall am Mittwoch nach monatelangen Verhandlungen mit. Zuletzt war spekuliert worden, das Werk könne dem Rotstift schon früher zum Opfer fallen, wenn der Standortsicherungsvertrag Ende 2014 ausläuft.

Opel legt Plan am 28. Juni Aufsichtsrat vor

Zunächst verständigten sich Arbeitnehmer und Management nur darauf, gemeinsam eine Lösung zu suchen. Die Details wollen Geschäftsleitung, IG Metall und die Betriebsräte der deutschen Standorte in den kommenden Wochen klären. Der Opel-Vorstand will den detaillierten Plan am 28. Juni im Aufsichtsrat vorstellen.

Bei den Gesprächen wollen die Arbeitnehmer erreichen, dass betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 und damit zwei Jahre länger als bisher ausgeschlossen und der Tarifabschlusses 2012 umgesetzt wird, wie es hieß. «Teil dieser Gespräche ist auch eine Lösung, wonach das Opel-Werk in Bochum nicht wie allgemein erwartet Anfang 2015 geschlossen würde, sondern die Zafira-Produktion bis zum Auslauf in Bochum verbliebe.»

Im Gegenzug will das Unternehmen erreichen, dass das Werk in Bochum mit zur Zeit 3200 Beschäftigten nach 2016 geschlossen wird, um Überkapazitäten abzubauen. «Gegenstand der Gespräche wird auch die Planung der Geschäftsleitung sein, unter den gegenwärtigen ökonomischen Rahmenbedingungen und zukünftigen Marktaussichten keine weitere Produktallokation für Bochum nach Auslauf des jetzigen Zafira vorzusehen“, heißt es in der Opel-Mitteilung vom Mittwoch.

Astra-Produktion nicht mehr in Rüsselsheim

Warnstreik bei Opel am Stammsitz in Rüsselsheim.
Der Astra wird nicht mehr in Rüsselsheim gebaut dpa

Opel hatte bereits im Mai mitgeteilt, dass aus Kostengründen die nächste Generation des Massenmodells Astra nicht mehr in Rüsselsheim, sondern nur noch im polnischen Gleiwitz und in Ellesmere Port vom Band rollt. Deswegen hatten Arbeitnehmervertreter befürchtet, dass die Fertigung des Familienvans Zafira in Bochum von 2015 an auf die freigewordenen Kapazitäten in Rüsselsheim verlagert wird. Dies hätte das Aus für Bochum 2015 bedeutet.

Auch über die künftige Auslastung der Standorte Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern soll laut Mitteilung verhandelt werden. Dabei gehe es nicht nur um die Senkung von Kosten. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke will insbesondere am Material sparen und die Kosten für die Entwicklung und die Produktion senken. Zudem verspricht er sich Synergien durch die Allianz mit PSA Peugeot Citroen. «Wir müssen auf eine langfristig positive Entwicklung unseres Geschäfts in Deutschland hinarbeiten», sagte Stracke.

Opel müsse sein Geschäft so umbauen, dass das Unternehmen auch in einem schwierigen Marktumfeld nachhaltig profitabel ist: «Bei einem erwarteten Rückgang des Automobilmarktes in Europa um 20 Prozent im Vergleich zu 2007 wäre es unverantwortlich, jetzt nicht zu handeln.» Mit ihrem Europageschäft um Opel fuhr die US-Konzernmutter General Motors (GM) im ersten Quartal 2012 einen operativen Verlust von 256 Millionen Dollar (195 Millionen Euro) ein. Auch über die Produktion von Fahrzeugen anderer Marken in den europäischen Werken solle gesprochen werden, um die Auslastung zu steigern. Stracke hatte das Ziel angekündigt, den Dreischichtbetrieb in allen Fabriken zur Regel zu machen.

Betriebsrat: Eckpunkte gehen in die richtige Richtung

Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Wolfgang Schäfer-Klug sagte, die Eckpunkte des Plans gingen in die richtige Richtung. Zu vielen Punkten müssten aber noch Gespräche geführt werden. IG Metall-Chef Berthold Huber nannte die Vereinbarung eine «Chance für die Standorte». Opel habe nun Zeit gewonnen. Notwendig seien Perspektiven für die Beschäftigten aller Standorte. «Es geht hier um das Ganze, nämlich um die Zukunft von Opel insgesamt.»

In Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmern setzt Opel anders als bisher nicht einfach den Rotstift an, sondern will gleichzeitig in neue Modelle, Motoren und Getriebe investieren. Dadurch erweitere sich die Produktpalette auch um Segmente, in denen Opel derzeit noch nicht vertreten sei. Beispiele seien der kleine Sport-Geländewagen Mokka, der Mini Adam sowie ein Premium-Cabrio.

GM unterstützt die Pläne, wie Opel-Aufsichtsratschef Stephen Girsky sagte: „GM steht voll und ganz hinter den Plänen zur Stärkung von Opel und zur Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit. Opel bleibt ein zentraler Pfeiler unseres globalen Geschäfts und ich bin fest davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ (AG/dpa)

Vorheriger ArtikelSaab geht an chinesisch-japanisches Konsortium
Nächster ArtikelVolvo V40: Der Vierte im Bunde
Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

Keine Beiträge vorhanden