Bochumer Opel-Mitarbeiter lehnen Sanierungsplan ab

Zafira-Produktion endet Ende 2014

Bochumer Opel-Mitarbeiter lehnen Sanierungsplan ab
Die Bochumer Opel-Mitarbeiter haben den Sanierungsplan abgelehnt. © dpa

Die Opel-Belegschaft in Bochum hat einstimmig gegen den Sanierungsplan gestimmt. Damit wird die Zafira-Produktion im dortigen Werk bereits Ende 2014 auslaufen.

Die Opelaner in Bochum sind stolz auf ihre Kampfbereitschaft. Im Jahr 2004 haben sie mit einem mehrtägigen «wilden» Streik Massenentlassungen abgewendet. Jetzt wollen sie dem Management in Rüsselsheim und Detroit wieder die Stirn bieten - und ihrer Gewerkschaft gleich mit. Mehr als drei Viertel der Abstimmenden lehnen den von der IG Metall ausgehandelten Tarifvertrag ab, mit dem das Aus für die Autoproduktion in Bochum auf Ende 2016 verschoben werden sollte. Die Zusagen für Ersatzarbeitsplätze und Abfindungen reichen ihnen nicht.

Erfolg für Einenkel

Damit verschaffen die Opel-Arbeiter auch ihrem Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel einen Erfolg. Einenkel hatte sich bei den Verhandlungen mit dem Management von der Gewerkschaft ausgebootet gefühlt und gegen den Tarifvertrag Front gemacht. Das Werk in Bochum solle abgewickelt werden, hat er per Flugblatt gewarnt. Für die versprochenen hochwertigen Arbeitsplätze nach 2016 gebe es «keine einzige verbindliche Zusage».

Bei den Betriebsversammlungen im Presswerk der Fabrik geht es nicht nur um ein kühles Abwägen der Vor- und Nachteile des Vertrags. Viele Emotionen spielen mit. «Ich werde den Betrieb nicht einfach mit meiner Zustimmung verlassen», sagt Wolfgang Strelow beim Gehen. Wie der 47-Jährige denken viele. Er ist seit mehr als 20 Jahren bei Opel und traut dem Mutterkonzern General Motors nicht mehr über den Weg. «Die haben keinen Vertrag eingehalten.»

Großes Misstrauen

Auch in der Versammlung ist das Misstrauen groß. Wie verlässlich sind die Zusagen des Managements? Vertreter der IG Metall stellen den Tarifvertrag ausführlich vor. Für viele Opelaner biete die Einigung eine Perspektive bis Ende 2018. Denn nach dem Ende der Autoproduktion solle in einer Transfergesellschaft zwei Jahre lang bis zu 90 Prozent des durchschnittlichen Netto-Entgelts gezahlt werden.

Damit kommen sie bei der Belegschaft nicht durch. 600 von ihnen sollen bis Ende 2014 gehen, weil die Nachtschicht abgeschafft wird. Opel hat «attraktive» Abfindungen versprochen. Nehmen nicht genügend Mitarbeiter das Angebot an, kommt es zu Entlassungen. Derzeit laufe das Management «mit dem Geldkoffer» durchs Werk, hat Einenkel kritisiert. Das sei unseriös. Und einen Rechtsanspruch auf eine Abfindung gebe es ohnehin nicht.

Für die Gewerkschaftsfunktionäre ist die Belegschaftsversammlung kein leichter Gang. Es habe nicht genug Unterstützung für Bochum gegeben, ist am Werkstor zu hören. «Traurig, dass die IG Metall nicht stärker mitgezogen hat», meint auch Frank Schnier. Er arbeitet im Getriebewerk und ist dort Vertrauensmann der Gewerkschaft.

Entwicklungsgesellschaft nicht betroffen

Die IG Metall, der Betriebsrat und die Adam Opel AG müssten sich in den kommenden Wochen über weitere Schritte abstimmen müssen, lässt der NRW-Chef der Gewerkschaft, Knut Giesler, nach der Auszählung der Stimmen wissen. Auf Nachbesserungen kann er aber kaum hoffen. „Wir bedauern sehr, dass die Beschäftigten in Bochum ein attraktives Angebot nicht angenommen haben“, sagt Manfred Gellrich, Leiter des Opel-Werkes in Bochum. „Eine große Chance ist nun vertan.“ Wie bereits im Vorfeld seitens der Opel-Geschäftsführung klargestellt wurde, wird es keine weiteren Verhandlungen zum vorliegenden Tarifvertrag geben. Die Zafira Tourer Produktion und der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen werden Ende 2014 auslaufen.

Im Falle einer Zustimmung zum Sanierungsplan hatte das Opel-Management den Arbeitnehmern in Bochum eine Verlängerung der Fahrzeugproduktion des Zafira Tourer bis mindestens Ende 2016 sowie eine darauf folgende Transfergesellschaft angeboten. Zugleich hätte ein Ja zum Sanierungsplan zudem die Umwandlung des Standorts Bochum zu einem Komponentenwerk und den Ausbau des Warenverteilzentrums bedeutet. Dadurch wären 1200 tarifgebundene Opel-Arbeitsplätze in Bochum dauerhaft gesichert gewesen. Wie Opel am Donnerstagabend mitteilte, sei durch die Entscheidung die Entwicklungsgesellschaft „Bochum Perspektive 2022“ nicht betroffen, mit der neue Unternehmen und Technrologien in Bochum angesiedelt werden sollen. (AG/dpa)

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