Betriebsrat nennt Guttenberg Insolvenztreiber

Opel-Studie sorgt für Ärger

Eine Studie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums war zu dem Ergebnis gekommen, dass möglicherweise keines der Bieterkonzepte Opel retten könne. Nun attackiert der Opel-Betriebsratschef den Wirtschaftsminister.

Der angeschlagene Autobauer Opel könnte am Ende des monatelangen Bieterwettstreits doch noch in die Insolvenz gehen. Opel-Betriebsratschef Klaus Franz sagte am Samstag, ein neues Gutachten zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens lege den Verdacht nahe, dass das Wirtschaftsministerium diesen Weg einleiten wolle.

Die Studie im Auftrag des Ministeriums war nach Angaben der «Financial Times Deutschland» (FTD) zu einem vernichtenden Ergebnis gekommen. Danach könne Opel mit keinem der drei Investoren-Angebote langfristig als eigenständige Marke erhalten werden. In der kommenden Woche werden wichtige Weichenstellungen erwartet.

Franz kritisierte das Gutachten: «Hier liegt der Verdacht nahe, dass man mit deutschen Steuergeldern Gutachteritis betreibt, um Opel bewusst in die Insolvenz zu treiben», sagte er. Der Opel-Betriebsrat hatte eine Insolvenz als Weg für einen Neuanfang stets abgelehnt, unter anderem weil dann das Vertrauen der Autokäufer in die Marke zusammenbrechen könnte.

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte diese Option dagegen immer wieder ins Spiel gebracht. Im Fall einer Insolvenz hätte General Motors praktisch kein Mitspracherecht mehr.

«Kaum Perspektiven für Opel»

In dem Gutachten der Investmentbank Lazard heißt es der «FTD» zufolge: «Die Berater sehen in allen drei Angeboten kaum Perspektiven für Opel als eigenständigen Autobauer.» Die erforderliche Größe sei kaum erreichbar, zitiert das Blatt aus dem «streng vertraulichen» Dokument.

Die Opel-Treuhandgesellschaft betonte am Samstag in einer Mitteilung, sie habe sich noch nicht auf einen Anbieter für Opel festgelegt. Vielmehr werde die Opel-Mutter General Motors (GM) weitere Verhandlungen mit dem Konsortium um den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna sowie dem Finanzinvestors RHJ International führen. Ein Angebot aus China ist dagegen schon aus dem Rennen. Die Opel-Treuhand soll beim Verkauf von 65 Prozent des Europa-Geschäfts von General Motors mitwirken.

Magna oder RHJ International?

«Wir als Treuhandgesellschaft sehen uns verpflichtet, die Meinungen aller Beteiligten im laufenden Verfahren einzuholen», sagte der Vorsitzende des Treuhand-Beirats, Fred Irwin. «Wir werden unsere Entscheidung erst dann treffen, wenn die hierfür notwendigen Voraussetzungen und eine entscheidungsreife Vorlage zur Verfügung stehen.» Zuvor hatten sich Bund, Länder und der Opel-Betriebsrat klar für Magna ausgesprochen, GM bevorzugt dagegen das Konzept des Finanzinvestors RHJ International.

General Motors selbst war nach US-Recht in die Insolvenz gegangen. Dabei verloren Anteilseigner und Gläubiger einen Großteil ihrer Investitionen, General Motors versucht nun befreit von Altschulden neu zu starten.

Kredite und Bürgschaften des Staates

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» hat sich das Klima in den Verhandlungen zwischen Bundesregierung und General Motors weiter verschlechtert. Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Homann habe nach mehreren erfolglosen Verhandlungsrunden in einem Brief an GM-Verhandlungsführer John Smith klargestellt, dass Kredite und Bürgschaften des Staates an Bedingungen geknüpft seien. So müsse der künftige Eigentümer unter anderem gewährleisten, dass Opel als eigenständige Marke dauerhaft erhalten bleibe.

Zuvor war immer wieder spekuliert worden, General Motors wolle Opel mit Staatshilfe sanieren lassen und den Autobauer dann wieder billig zurückkaufen. «Es sieht so aus, als ob GM die Schmutzarbeit RHJI überlassen will und sich dann ins sanierte Unternehmen zurückkaufen möchte», kritisierte auch der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel in der Branchenzeitung «Automobilwoche».

Bereits in der kommenden Woche könnte eine Entscheidung über Opel fallen. «Es wird sicher eine ereignisreiche Woche werden», sagte Franz. Er wisse aber noch nicht, ob ein Investor bereits den Zuschlag erhalte. «Wir brauchen einen Investor, wo wir eine langfristige Zukunft haben, wo wir Zugang zu globalen Märkten haben, wo wir ein hohes Maß an Eigenständigkeit haben», betonte Franz. (dpa)

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