Opel Ampera: Elektrisch unterwegs durchs Ruhrgebiet

Projekt Ruhrauto-e

Opel Ampera: Elektrisch unterwegs durchs Ruhrgebiet
Das Projekt Ruhrauto-e schiebt die Elektromobilität an. © Ruhrauto-e

Seit einem Jahr läuft das Projekt Ruhrauto-e. Neben dem elektrischen Carsharing sind auch Unternehmer und Unternehmen mit dem Opel Ampera unterwegs und zeigen sich angetan.

Von Thomas Flehmer

Mitte November 2012 startete das Projekt Ruhrauto-e zwischen Essen und Bottrop mit 20 Opel Ampera. Ein Jahr später haben sich weitere Städte der Region dem Projekt angeschlossen und Elektroautos anderer Hersteller sind auch im Einsatz. "Umweltschutz spielt in Essen eine große Rolle", sagt Pressesprecher Volker Schlede von der Sparkasse Essen der Autogazette, "die Stadt möchte sich als grüne Hauptstadt Europas einen Namen machen. Das Projekt wird von den Unternehmen deshalb mit hoher Akzeptanz aufgenommen."

Range Extender als Konzept für die Zukunft

Die Sparkasse Essen beteiligte sich am Projekt und erhielt einen Ampera, der im Austauschverkehr zwischen den rund 50 Stellen der Sparkasse in der Ruhrmetropole eingesetzt wurde. "Überraschend leise", fand Heinz Allgut von der Abteilung Betriebstechnik und Hausdienste der Sparkasse das Fahren mit dem Ampera, "man will starten, aber der Ampera ist schon an."

Als "sinnhaftes Erlebnis ohne die Begleitmusik, die man erwartet", findet Andreas Severin die Fahrt im Ampera, der zwischen 40 und 80 Kilometer rein elektrisch zurücklegen kann, ehe ein Benzinmotor sich einschaltet und als Generator fungiert. Der 53 Jahre alte Kommunikationsberater hat mit der Limousine 13.000 Kilometer in acht Monaten zurückgelegt und war froh, den so genannten Range Extender auf langen Strecken mit an Bord zu haben. "Das ist absolut das Konzept, nur so kann das funktionieren."

Karge Infrastruktur als Hinderungsgrund

Dagegen könnte Allgut, der fast nur zwischen den Zweigstellen in der Stadt unterwegs ist und dabei auf rund 40.000 Kilometer im Jahr kommt, sich eher einen größeren Akku vorstellen sowie ein besseres Lademanagement. "Der Elektromotor müsste sich während der Fahrt aufladen und nicht nur beim Bremsen, wie ein Dynamo", sagt der 61-Jährige, der zudem die lange Ladezeit und die noch nicht so gut ausgebaute Lade-Infrastruktur in Essen bemängelt.

Severin, der sein Büro in Düsseldorf hat, stöpselt während der Arbeitszeit das Ladekabel auf dem Parkplatz der Metro an einer RWE-Tankstelle an und "klaubt sich sonst den Strom zusammen", den er dann hauptsächlich innerstädtisch einsetzt. "Damit erspart man den Anwohnern lokale Emissionen." Außerhalb der Stadt schaltet Severin dann sofort die Range Extender-Funktion ein, damit für die nächste Stadtfahrt noch genügend Strom zur Verfügung steht.

Neue soziale Dimension mit dem Opel Ampera

Zwischen fünf und 6,5 Liter verbraucht der der Kommunikationsberater, der zuvor drei Jahre lang einen VW Phaeton ("War ein Fehler, das Auto passt nicht zu mir, so alt bin ich noch nicht") sowie einen Erdgas-Passat ("Gut, aber oft defekt") fuhr. Neben der entspannten Fahrt machte der Unternehmer weitere positive Erfahrungen. "Der Ampera fungierte bei neuen Kunden als 'Icebreaker', da häufig über das Auto gesprochen wurde." Auch standen des Öfteren jüngere Männer um das Auto herum und stellten Fragen. "Der Ampera verschafft eine neue soziale Dimension", so Severin.

Einig sind sich der Unternehmer und die Vertreter der Sparkasse Essen aber über die Zukunft von Elektroautos. „Es war eine neue Erfahrung, aber ausgereift ist das noch nicht“, sagt Allgut. Wie Schlede moniert auch Severin die hohen Kosten, auch wenn Opel den Preis für den Ampera gleich um fast 8000 Euro gesenkt hat. "Ich bin nicht bereit, hohe Summen in ein solches Invest zu stecken", so Severin.

Doch hier geht es weniger um den Anschaffungspreis eines E-Autos wie dem Ampera, als um die nach wie vor fehlenden Kaufanreize. Denn im Gegensatz zu anderen Ländern lehnt die deutsche Regierung Incentives nach wie vor ab und sorgt auch deshalb für eine verhaltene Nachfrage nach E-Autos bei den Kunden, die trotz positiver Erfahrungen vor einer solchen Investition zurück schrecken. Zudem wartet man auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur, wenngleich hier der Ampera im Vorteil vor reinen Elektroautos ist, da man mit ihm keine Angst vor fehlender Reichweite haben muss. Der Range Extender nimmt einem dieses Problem, weshalb auch ein Hersteller wie BMW in seinem i3 darauf zurück greift, der in diesen Tagen auf den Markt kommt. Doch die Opelaner können sich zu Gute halten, hier Trendsetter mit dieser Technologie gewesen zu sein.

Erdgas statt Elektro

Die Sparkasse Essen, die im kommenden Jahr neue Fahrzeuge für den Fuhrpark anschaffen wird, sieht Risiken bei dem Vergleich zwischen Kosten und Nutzen. "Derzeit sehen wir keine signifikanten Einsparungen, da in der Praxis die elektrische Reichweite und in Essen die Lademöglichkeiten zu gering ausfallen", so Schlede, "der Ampera bleibt aber auf Beobachtung. In ein paar Jahren kann die Sache ganz anders aussehen." Um dem eigenen Anspruch des Unternehmens und dem der Stadt Essen hinsichtlich des Umweltschutzes zu erfüllen, werden im kommenden Jahr Erdgasfahrzeuge angeschafft.

Der Weg in ein neues Zeitalter wie das der Elektromobilität braucht offensichtlich seine Zeit. Und am Ende wird sich nur der Hersteller durchsetzen, der über das richtige Konzept verfügt. Der Range Extender ist ein solches Konzept, wie das Beispiel Essen zeigt.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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