Vom Brett zur Hightec-Zentrale

Vom Wandel im Cockpit

Auch wenn sie sich äußerlich nur wenig gewandelt haben, hat sich viel vor allem hinter den Armaturenbrettern getan. Ein Streifzug von der Tachonadel bis zum Informationsterror im modernen Fahrercockpit.

Seinen Ursprung trägt es im Namen, auch wenn es längst nichts mehr damit zu hat: Immer noch wird beim Cockpit eines Autos vom Armaturenbrett geredet. Tatsächlich aber hat sich die einst recht übersichtliche Ansammlung von Instrumenten zur umfassenden Steuerungs- und Bedienzentrale entwickelt, die oft unzählige Funktionen und Möglichkeiten aufweist. Für die Zukunft haben die Entwickler noch eine Reihe neuer Ideen auf Lager, die das Brett endgültig zur Kommunikationszentrale machen dürften.

Am Anfan g stand das Brett

Woher das Armaturenbrett seinen Namen, hat, ist einfach erklärt: «Anfangs handelte es sich tatsächlich um ein Stück Holz, in das Aussparungen für die Instrumente gesägt wurden», sagt Dieter Ritter, Oldtimer-Experte des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. Den eigentlichen Durchbruch erlebten die Instrumente laut Ritter in den 20er Jahren. Zu jener Zeit wurden Fahrzeuge zunehmend detailverliebt gestaltet. Auch die Instrumente sowie das Armaturenbrett selbst dienten nicht mehr allein dem Anzeigezweck - sie sollten auch gut aussehen. Man setzte auf verchromte Schalter, Lederbezüge und allerlei verzierende Details.

Vorm Brett zum Kissen

Cockpit des RollsRoyce Drophead Coupes Foto: Rolls Royce

So ging es im Grunde weiter bis in die 60er Jahre. Gerade dem Mercedes-Konstrukteur Béla Barényi ist es zu verdanken, dass das Thema Sicherheit einen höheren Stellenwert bekam. Das zeigte sich auch daran, dass die Lenkräder mit nachgiebigen Pralltöpfen versehen wurden und die Armaturenbretter zunehmend zu Armaturenkissen wurden, indem man sie mit weichen Kunststoffen verkleidete. Das sollte bei einem Unfall vermeiden, dass die Insassen durch den Aufprall auf hartes Blech schlimme Verletzungen erleiden.

Seitdem hat sich einerseits im Grunde nicht viel, andererseits doch eine ganze Menge getan. Von seiner Grundstruktur ähnelt ein Fahrzeugcockpit heute noch dem der 70er - auch wenn es weit ausgefeilter ist und im Hinblick auf die Sicherheit weiter optimiert wurde. Trotzdem herrscht der Anblick von Kunststoff und Anzeigen vor. Dagegen hat Einzug der Elektronik die Möglichkeit des Anzeigens von Fahrwerten oder Fahrzuständen wesentlich erweitert.

Nicht mehr als nötig

Cockpit im Porsche Cayenne Turbo Foto: Porsche

«Das Hauptziel besteht darin, dem Fahrer so viele Informationen wie nötig und gleichzeitig so wenige wie möglich zu bieten», sagt Enno Pflug, Sprecher des Technik-Zulieferers Continental in Regensburg. Der Fahrer soll also über alle wichtigen Faktoren Bescheid wissen, ohne dass die Technik ihn mit unnötigen Auskünften überschüttet. Ein wichtiges Element ist dabei laut Pflug das Head-Up Display, das Anzeigen über die Frontscheibe einblendet. Dort befinden sie sich einerseits immer im Blickfeld des Fahrers. Die Elektronik kann außerdem genau das einblenden, was gerade besonders wichtig erscheint. Solche Displays dürften sich künftig nicht nur in Oberklasse-Fahrzeugen.

Steuern per Sprachbefehl

Cockpit im Lamborghini Muircielago LP640 Roadster Foto: Press-Inform

«Immer wichtiger wird die Sprachsteuerung», sagt Enno Pflug. Hier gebe es vor allem einen Trend zur «natürlichen Sprachausgabe». Das bedeute, dass der Fahrer nicht mehr bestimmte Begriffe lernen muss, damit die Technik ihn versteht. Er kann vielmehr den üblichen Wortschatz nutzen, auch Akzente sollen erkannt werden. Der Zweck besteht darin, den Griff zu Schaltern überflüssig zu machen und so die Aufmerksamkeit weniger vom Verkehrsgeschehen abzulenken. Automobilforscher Prof. Ferdinand Dudenhöffer von B&D Forecast in Leverkusen geht jedoch davon aus, dass sich nicht jede neue Idee und Technik durchsetzen wird. Begeistert haben sich die Autofahrer davon aber nicht gezeigt. Auch futuristische Designs im Armaturenbrett sieht der Forscher in nächster Zeit nicht kommen. «Bei den Kunden sind immer noch die typischen Rundinstrumente beliebt.»

Kombination von alt und neu

Das haben auch die Entwickler erkannt - und versuchen nun, die Klassiker mit Neuem zu kombinieren. «Die Technologie der Tachonadel hat sich millionenfach bewährt, viele Autohersteller werden davon nicht abrücken», so Enno Pflug. Weil man aber zusätzliche Informationen bieten will, wird es künftig die Möglichkeit geben, wichtige Infos und Anzeigen bei Bedarf über einen sonst unsichtbaren Bildschirm in den scheinbar klassisch wirkenden Tacho einzublenden. Damit bietet man dem Fahrer die gewohnte und beliebte Ansicht - bewegt sich aber technologisch ganz weit weg vom alten Brett. (dpa/gms)

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