Moderne Technik für Oldtimer

Liebhaber können ihre Oldtimer auf den modernen Stand der Technik aufpäppeln. Allerdings lässt sich das grundsätzliche Verhalten bei einem Crash auch nicht durch einen Airbag verhindern.

Von Felix Rehwald

Alte Autos haben für Liebhaber ihren ganz besonderen Reiz. Die oft mit reichlich Chrom verzierten Formen von Oldtimern und jungen Klassikern sind meist unverwechselbar. Doch haben Old- und Youngtimer im Vergleich zu modernen Autos einen Nachteil: Sie sind weniger sicher. Einige Firmen versehen klassische Fahrzeuge daher mit moderner Technik wie einem ABS. So bietet etwa das Unternehmen Mechatronik in Pleidelsheim (Baden-Württemberg) eine «New Tech Restauration» von Mercedes-Benz-Oldtimern an.

Einzelabnahme Pflicht

Dabei erhält beispielsweise ein 250 oder 280 SL «Pagode» aus den sechziger Jahren einen V6-Motor mit Euro-3-Abgasnorm, elektronischer Benzineinspritzung und bis zu 164 kW/224 PS Leistung. Auch eine neue Automatik, ein neues Fahrwerk oder stärkere Bremsen werden auf Wunsch eingebaut. Eine umgerüstete «Pagode» kostet ab 120.000 Euro. «Es ist alles vom TÜV abgenommen», sagt Ohlinger.

Um die Einzelabnahme durch einen Sachverständigen kommt ein Klassiker-Umbau in der Regel nicht herum, sagt Bert Korporal vom TÜV Nord in Hannover. Dabei wird unter anderem begutachtet, wie umfangreich die Modifikationen ausfallen. Bleiben sie in einem bestimmten Rahmen - etwa Motor, Bremsen und Fahrwerkskomponenten - behält der Wagen laut Korporal seine Fahrzeugident-Nummer und unterliegt weiter den Zulassungsvorschriften seines Baujahrs. Bleibt nur noch die Hülle im Originalzustand, handelt es sich dagegen um ein neues Fahrzeug. Es müsste neu zugelassen werden, so Korporal.

Klassiker-Umbauten absolute Ausnahme

Neben der «Pagode» brachten die Spezialisten bei Mechatronik auch schon W111-Modelle und einen 300 SL Roadster aus den fünfziger Jahren auf den aktuellen Stand der Automobiltechnik. Einer ähnlichen technischen Herausforderung stellten sich auch die Ingenieure des Performance Studios beim Mercedes-Haustuner AMG in Affalterbach: Nach den Vorstellungen eines zahlungskräftigen Kunden wurde ein 300 SL Flügeltürer von 1954 in einen modernen Sportwagen verwandelt.

Laut AMG-Sprecher Pietro Zollino erhielt der legendäre Oldtimer einen AMG-V8-Motor mit 280 PS/381 PS aus dem aktuellen Mercedes SL Roadster. Außerdem wurden Achsteile und Bremsen übernommen, der Rahmen angepasst sowie eine Servolenkung und ein Fahrerairbag eingebaut. Klassiker-Umbauten dieser Art sind bei AMG zwar machbar, laut Zollino aber «die absoluten Ausnahmen».

Verzinkung im Trend

Das Unternehmen Memminger - Feine Cabrios in Reichertshofen (Bayern) hat sich auf die Restaurierung von VW Käfer Cabrios spezialisiert. Statt der rostanfälligen Originalteile werden neu angefertigte verzinkte Seitenteile und Türen verwendet. Die Qualität entspricht laut Memminger dem aktuellen Standard, weshalb die Cabrios rostresistenter als die seinerzeit von VW gefertigten Modelle seien.

Um mit dem umgebauten Oldie schneller fahren zu können, bedarf es laut TÜV-Experte Korporal der richtigen Abstimmung. Da viele historische Autos nicht auf hohe Geschwindigkeiten ausgelegt sind, könne es ohne weitere Anpassungen Schwierigkeiten mit der Aerodynamik geben. Für sinnvoll hält er den Ansatz, einen Oldie mit modernen Bremsen oder ABS auszustatten. Allerdings warnt Korporal vor falschen Vorstellungen darüber, was der Einbau moderner Sicherheitstechnik bewirken kann. Denn das grundsätzliche Verhalten beim Crash lasse sich auch damit nicht verbessern: «Die Lenksäule eines Klassikers zielt auf das Brustbein des Fahrers. Sie wird ihn auch mit zusätzlichem Airbag aufspießen.» (dpa)

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