Hohe Preise für alte Bleche

Was Oldtimer wertvoll macht

Der Preis für einen Oldtimer richtet sich nicht immer nach dessen Zustand. Emotionale Erinnerungen oder ein prominenter Vorbesitzer bringen meistens einen höheren Aufschlag.

Von Heiko Haupt

Der Wert eines Autos entwickelt sich seltsam: Am Anfang wird für viel Geld der Neuwagen erstanden, dann sinkt mit jedem gefahrenen Kilometer der Wert, bis das einstige Schmuckstück irgendwann für kleine Summen als Gebrauchter verramscht wird. Jahrzehnte später sieht die Sache wieder ganz anders aus - falls keine Schrottpresse dazwischen gekommen ist. Dann reift der wertlose Gebrauchte unter bestimmten Voraussetzungen zum gesuchten Oldtimer, dessen Wert oft den Neupreis übersteigt.

Top-Zustand kein Garant für Höchstpreise

Der Zustand steht bei der Suche nach einem klassischen Auto im Mittelpunkt. Schließlich haben nur wenige Oldtimer-Liebhaber Spaß dran, einen durchgerosteten Blechhaufen zu erstehen. Also gilt, dass ein gut erhaltenes Fahrzeug mehr Wert ist als eines, dessen Vorbesitzer sich nicht um Pflege und Wartung gekümmert haben.

Doch auch eine aufwendige Top-Restaurierung ist kein Garant für Höchstpreise. «Sehr gut restaurierte Fahrzeuge gibt es viele, seltener sind aber die eher unberührten Zeitzeugen», sagt Bastian Schonauer, Oldtimer-Experte des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. Wenn zum Beispiel ein wirklich altes Auto aus den 30er Jahren gut erhalten, aber mit den Spuren der Zeit angeboten wird, kann es sein, dass dessen Wert höher liegt, als der eines vergleichbaren Modells, das von Grund auf neu aufbereitet wurde.

«Patina begehrt»

An diesem Mercedes SL muss noch Hand angelegt werden Foto: dpa

Marktbeobachter stellen sogar fest, dass es eine Entwicklung hin zu solchen Oldtimern gibt, die ihre «Patina» offen zeigen. «Manche Liebhaber haben die bis zur Perversion restaurierten Autos mittlerweile satt», sagt Jochen Strauch, Geschäftsführer von Classic Data in Castrop-Rauxel.

Ohnehin lässt sich der Wert eines Oldtimers meist nicht an einem einzigen Faktor festmachen. «Den Preis bestimmt der Liebhaber», fasst ADAC-Oldtimer-Experte Johann König zusammen. Wer also ein weniger begehrtes Fahrzeug aufwändig restauriert, wird dafür womöglich einen geringeren Preis erzielen als für ein leicht heruntergekommenes Modell, das jedoch grundsätzlich schon als wesentlich beliebter gilt.

Erinnerungen fördern hohe Preise

Der Audi quattro von Rallye-Legende Walter Röhrl und Beifahrer Christian Geistdörfer Foto: dpa

Denn die Preise der Klassiker haben viel mit Emotionen zu tun. Da geht es darum, dass womöglich der Großvater genau dieses Auto in eben dieser Farbe mit der gleichen Innenausstattung besaß. Oder es ist das Modell, von dem der Interessent einst als Schüler geträumt hat, weil damit im Auto-Quartett alles andere ausgestochen werden konnte. Solche Erinnerungen führen nicht selten dazu, dass die Objektivität in den Hintergrund tritt - und überhöhte Preise gezahlt werden.

Ebenfalls in den Bereich Emotionen fällt ein weiterer Faktor, der den Wert beeinflussen kann. Und dabei geht es vor allem darum, was mit dem Auto im Laufe der Jahre geschehen ist. So kann der Preis dadurch steigen, dass ein Vorbesitzer mit dem Wagen an einem bekannten Rennen teilgenommen hat. «Ein bekannter Vorbesitzer - zum Beispiel auch ein Königshaus - schlägt sich ebenfalls im Wert nieder», so der Sachverständige und Oldtimer-Experte Peter Lambernd von der Dekra in Stuttgart. Die Experten schätzen, dass derartige Faktoren Preisaufschläge von 30 oder auch 60 Prozent bedeuten können. (dpa/gms)

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