Die «Knutschkugel» wird 50

Die «Knutschkugel» wird 50
Fiat 500 © Foto: Fiat

Das Datum war bewusst gewählt. Wenn am 5. Juli der neue Fiat 500 der Öffentlichkeit präsentiert wird, dann feiert die kleine «Knutschkugel» zugleich ihren 50. Geburtstag.

Von Heiko Haupt

Manchmal wiederholt sich die Geschichte. Bei Fiat in Turin hat man sich das wohl zu Herzen genommen. So wurde der 5. Juli 2007 nicht zufällig zum Datum erkoren, an dem ein neues Modell präsentiert werden sollte: ein Auto mit der Bezeichnung 500, dessen Design an einen der beliebtesten Auto-Klassiker erinnert. Dieser Klassiker trug ebenfalls die Bezeichnung 500 und trat erstmals an einem 4. Juli auf - und zwar vor 50 Jahren im Sommer 1957.

Kosenamen Knutschkugel

Beim Fiat 500 denken auch jene, die sich kaum für Autos interessieren, sofort an den Winzling aus Italien, dessen rundliche Formen den Kosenamen «Knutschkugel» fast wie von selbst entstehen ließen. Mit seinen 2,97 Metern war er anfangs gar nicht dafür gedacht, vier Personen Platz zu bieten. Der Plan sah einen Zweisitzer vor - schließlich gab es bei Fiat bereits den viersitzigen 600.

Die Abgrenzung von der Modellfamilie war nicht der einzige Punkt, dem Chefkonstrukteur Dante Giacosa seine Aufmerksamkeit zu widmen hatte. Er legte unter anderem Wert darauf, dass sein neuer Kleiner trotz winziger Abmessungen einigermaßen robust war. Auch eine gefällige Form sollte er bekommen. Das ganze musste sich dann noch zu einem attraktiven Preis verkaufen lassen.

Keine Fensterkurbeln

Der Fiat 500 F aus dem Jahr 1965 Foto: Werk

Dieses Endprodukt wurde im Juli 1957 vorgestellt - und war zunächst aller Knuffigkeit zum Trotz nicht wirklich beliebt. Dafür gab es vor allem zwei Gründe: Zum einen mochten sich viele Interessenten nicht mit den nur zwei Sitzplätzen zufrieden geben. Außerdem wurde das Urmodell von einem luftgekühlten Zweizylinder im Heck mit nur 480 Kubikzentimetern Hubraum und 9,6 kW/13 PS angetrieben. Das reichte gerade für 85 km/h. Auch die «Komfortausstattung» des Ur-500ers zeigte sich bescheiden: Es gab nicht einmal Fensterkurbeln.

Der neue Fiat 500 Foto: Werk

Bei Fiat lernte man schnell aus der Zurückhaltung und fand gleich eine Chance, mehr Geld für das Auto zu verlangen. Im Herbst 1957 erhielt das rund 3000 Mark teure Urmodell die Zusatzbezeichnung «Economica», und es kam der teurere «Normale» ins Programm. Der bot nebeiner Rücksitzbank auch herunterdrehbare Scheiben. Statt der 9,6 kW/13 PS leistete der Motor 11 kW/15 PS und ermöglichte 90 km/h.

Obwohl der Fiat 500 wahrlich kein Fahrzeug ist, das auf Anhieb mit dem Begriff Sportlichkeit verbunden wird, blieb Leistung ein Thema. Bereits 1958 nahm das Werk den 500 Sport als weitere Modellvariante ins Programm auf. Sage und schreibe 15,8 kW/21,5 PS röhrten im Heck und erlaubten bis zu 105 km/h. Auch die Tuner fanden im Fiat 500 ein dankbares Objekt für ihre Bastelkünste. Was sie auf die winzigen 12-Zoll-Räder stellten, war aber eher etwas für besonders Wagemutige.

1960 stärkerer Motor

Der Fiat 500 F aus dem Jahr 1965 Foto: Werk

Im Werk stand die Entwicklung nicht still. So setzte man die Idee eins Miniaturkombis um. Der Kombi Gardiniera hatte 1960 seinen ersten Auftritt. Auch das Basismodell wurde zu diesem Zeitpunkt überarbeitet. Es erhielt wie der Kombi einen nochmals stärkeren Motor mit 12,9 kW/17,5 PS. Diesem 500 D genannten Modell folgte 1965 der 500 F, bei dem vor allem die Türen geändert wurden. Ab 1968 gab es im 500 L (Lusso) sogar Teppichboden.

Wirklich große Änderungen standen dem kleinen Auto ab diesem Zeitpunkt nicht mehr bevor. 1972 wurde zwar noch der Motor des Nachfolgers 126 mit 13 kW/18 PS eingepflanzt. Eigentlich aber hatte der 500er nur noch die Aufgabe, endgültig dem Kultstatus entgegen zu rollen. Was gelang, lange bevor nach 3 702 078 Exemplaren im Jahr 1976 die letzte Klappe fiel. Ob sich Geschichte tatsächlich wiederholt, wird sich in einigen Jahren zeigen - wenn klar wird, ob der moderne Nachfolger an die Erfolgsgeschichte des kleinen Originals anknüpfen kann. (dpa)

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