Der Traum vom Traumwagen

Auch Hersteller von Luxus-Karossen haben immer noch Träume. Ferrari löste sein Problem vor 20 Jahren mit dem F40. Luxus-Liebhaber werden aber dabei nicht bedient.

Von Heiko Haupt

Ferrari steht für Tempo und Luxus, für Formel 1 und rote Sportwagen mit atemberaubenden Karosserien. Damit kann ein Unternehmen mehr als zufrieden sein. Problematisch wird es, wenn zu einem Jubiläum ein ungewöhnliches Modell her soll. Vor diesem Problem stand man 1987, als es um das 40-jährige Bestehen ging. Was dabei herauskam, zeigte: Auch Traumwagen-Bauer haben Träume - und können sie verwirklichen: Der Ferrari F40 gilt bis heute als eine Ikone des Sportwagenbaus.

Vermächtnis von Enzo Ferrari

Obwohl seit 1987 immer wieder neue Highlights aus den Hallen in Modena rollten, ist der F40 immer noch etwas Besonderes. Das liegt an seiner radikalen Technik und der martialischen Optik. Es liegt aber auch daran, dass er als eine Art Vermächtnis des Firmengründers Enzo Ferrari angesehen wird. Er gab 88-jährig im Jahr 1986 den Auftrag, zum 40. der Marke ein herausragendes Modell zu entwickeln.

Es sollte an frühe Modelle anknüpfen - vorrangig Rennwagen, die auch auf öffentlichen Strecken zu bewegen waren. Es heißt, Ferrari habe befohlen, das «beste Auto der Welt zu bauen». Dabei dürfte er vor allem die Vorstellungen von Rennfahrern im Sinn gehabt haben. Denn es sollte sich zeigen, dass «Traumwagen» im Zusammenhang mit dem F40 auch hieß, dass manche Vorstellung vom Wesen eines Ferrari als Luxusauto außen vor blieb.

Basiert auf GTO Evoluzione

Auf Luxus muss verzichtet werden Foto: Ferrari

Der F40 basierte auf der Rennsport-Version GTO Evoluzione. Die Verwandlung allerdings war eindrucksvoll. Der Karosserie-Schneider Pininfarina hatte den F40 auffällig eingekleidet. Das Heck zierte ein riesiger Spoiler, die Karosserie war kantig und zerklüftet mit vielen Lüftungsschlitzen. Kühlung brauchten die Bremsen: Sie mussten bei Bedarf 352 kW/478 PS einbremsen, produziert von einem Achtzylinder mit drei Litern Hubraum und zwei Turboladern.

478 PS sind heute nicht mehr ganz so eindrucksvoll. Die Leistungen selbst aber haben kaum an Autoquartett-Tauglichkeit eingebüßt: Das Höchsttempo des nur knapp 1100 Kilo schweren Straßensportlers wurde mit 324 Stundenkilometern angegeben. Aus dem Stand schnellte der Zeiger des Tachos in nur elf Sekunden auf Tempo 200.

Technik statt Luxus

So weit, so Traumwagen-typisch. Doch wer im Alltagsauto den Traum vom Ferrari träumt, würde Schwierigkeiten bekommen, sollte sein Traum vom F40 wahr werden: Das Auto taugt wenig dazu, mit Durchschnitts-Können bewegt zu werden, es fordert Fahrfähigkeiten - und Verzicht. So besitzt der F40 nur Rennschalensitze. Teppichboden und elektrische Fensterheber hat man sich gespart, statt Türgriffen an der Innenseite gibt es Zugschnüre.

Der F40 war eben vor allem der Traum der Traumwagen-Erbauer. Und für sie bot er viele technische Details - etwa die Tatsache, dass mit Kevlar für geringes Gewicht und hohe Stabilität gesorgt wurde. Oder dass es ein Fahrwerk gab, das bei hohem Tempo automatisch die Bodenfreiheit verringerte.

1300 Fahrzeuge gebaut

Wie immer, wenn Ferrari seiner Palette eine neue Krone aufsetzte, waren auch 1987 die Begehrlichkeiten groß. Daher kam der F40 für den damals utopisch hohen Preis von 444.000 Mark auf den Markt. Mehr als 1300 Fahrzeuge verließen die Produktionshallen. Bald zeigte sich, dass es Menschen gab, die noch weit mehr Geld für einen F40 auszugeben bereit waren. Bei Auktionen sollen bis zu 2,7 Millionen Mark gezahlt worden sein. (dpa)

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