Damals bei der Monte

Peugeot 205 Turbo 16

In diesem März feierte der Peugeot 205 sein 25-jähriges Jubiläum. 5,3 Millionen Fahrzeuge sind eine stolze Zahl. Doch keine Version des französischen Bestsellers war schärfer als der 205 Turbo 16.

Von Stefan Grundhoff

Es gibt Firmen, die in ihrer Geschichte mehr Wert auf den Motorsport gelegt haben als Peugeot. Die Franzosen wollten, taten, dann einmal wieder nicht und dann einmal wieder doch. Eines der sportlichen Highlights ist der Peugeot 205 Turbo 16, der unter dem damaligen Motorsportchef Jean Todt Anfang der 80er Jahre seine Premiere feierte. Der 350 PS starke Allradler brauchte sich auch aus heutiger Sicht gegenüber Rallyelegenden wie Lancia Stratos, Audi Quattro oder Lancia Delta nicht zu verstecken - im Gegenteil. Dafür profitierten auch ein paar handvoll Endkunden. Weil man im Rallyesport in den 80er Jahren nur etwas werden konnte, wenn mindestens 200 Serienfahrzeuge produziert und verkauft wurden, wagte Peugeot im Jahre 1983 den Spagat aus Straßen- und Rallyeversion. Aus dem internen Motorsportprojekt «M24 Rallye» wurde Anfang 1983 offiziell der Peugeot 205 Turbo 16.

Im Nu nackt

Gefährlich sieht der Peugeot 205 Turbo 16 auf den ersten Blick aus. Scheinwerfer, Proportionen und Fensterflächen lassen ihn klar als Peugeot 205 erkennen. Doch wo sonst Metallflächen die Karosseriestruktur bildeten, gibt es bei der Rallyeversion nur einen steifen Stahlrahmen und Glasfaserteile.

Das komplette Heck lässt sich nach oben klappen, damit man am Motor arbeiten kann. Mit wenigen Schrauben öffnen sich Seitenteile und Schürzen. Im Nu steht der Franzose nahezu nackt da. Unter der gewöhnlichen Motorhaube gibt es zwei Tankstutzen und das Reserverad. Dazu einen Stecker für eine Schalterbatterie, die in der «Nacht der langen Messer», den Weg durch die Dunkelheit weist.

Optische Ähnlichkeiten

Erfolgreiches Duo: Kalle Grundel und Michele Mouton Foto: Peugeot

Der Peugeot 205 Turbo 16 war ein Kleinwagen, der zumindest technisch nur allzu wenig mit dem ebenfalls im Frühjahr 1983 vorgestellten Serienfahrzeug gemein hatte. Optisch lagen die zahme, aber immens erfolgreiche Serienversion eng beieinander, aber im Gegensatz zur etablierten Rallyekonkurrenz von Toyota, Audi oder Lancia war der an sich frontgetriebene 205er technisch kaum wiederzuerkennen.

Das Triebwerk, ein 1,8 Liter großer Vierzylinder mit Turboaufladung, stammte aus der von PSA erschaffenen XU-Familie. Er brüllte mit einer Leistung von bis zu 350 PS kurz vor der Hinterachse - selbstverständlich: der Allradantrieb. Im Rallyetrimm schaffte der Sechzehnventiler dank 2,5 bar Ladedruck über 350 PS und über 350 Nm maximales Drehmoment. Die zahmere Straßenversion des 205 Turbo 16 verfügte ebenfalls über Allradantrieb und die Getriebebrücke aus dem Citroen SM - brachte jedoch nur 200 PS an beide Achsen.

Gegner ohne Chance

Ab durch die Pfütze Foto: Peugeot

Bei seinem dritten Einsatz in der Rallye-WM, der 1.000-Seen-Rallye in Finnland im Jahre 1984, gewinnt der 205er seinen ersten Weltmeisterschaftslauf. Ein Jahr später gewinnen die Franzosen mit dem 205 Turbo 16 Fahrer- und Marken-WM. 1985 und 1986 holte der kleine Franzose auch die internationale deutsche Rallye-Meisterschaft - mit den bekannten Piloten Kalle Grundel und Michèle Mouton.

Mit dabei: Rallye-Experte und Peugeot-Cheftechniker Roger Collin. «Der Rallye-205 hatte bei kaum mehr als 800 Kilogramm eine Leistung von gut 350 PS», so Collin, «da hatten die Gegner kaum eine Chance. Vor allen war der Turbo 16 wegen seiner kompakten Abmessungen und der Gewichtsverteilung auf allen Strecken gleichermaßen gut. Egal ob Schotter, Asphalt oder Schnee.»

Kein Ersatzfahrzeug

Mechaniker Roger Collien Foto: Peugeot

Er erinnert sich noch gut an den ersten offiziellen Rallyeeinsatz des 205 Turbo 16 auf der Rallye Monte Carlo. In den sechs Wochen zuvor war der Wagen Stück für Stück aufgebaut worden. «Für uns war das ganze Anfang 1986 ein Testlauf für die deutsche Meisterschaft», erzählt der gebürtige Franzose, bis heute bei Peugeot als Mechaniker tätig, «wir lagen mit Michèle Mouton gut im Rennen, sind dann aber mit einem Schaden an der Trockensumpfschmierung ausgefallen.»

Noch heute sitzt bei dem 58jährigen jeder Handgriff, wenn er an einem Peugeot 205 Turbo 16 herumbastelt. Ein Differential ausbauen dauerte damals wie heute kaum mehr als 15 Minuten. Die Schleifkupplung für die Kraftübertragung zwischen Vorder- und Hinterachse nicht einmal zehn. Nur am Mittelmotor durfte nichts sein. Es gab bei den Rennen schlicht und einfach keinen Ersatz - nur ein Ersatzfahrzeug, das im Training eingesetzt wurde.

Gefragter Oldtimer

An die ruhmreiche Rallyesaison 1986 erinnert sich Roger Collien noch heute. «Wir haben hinterher fast immer gefeiert. Schließlich haben wir fast jedes Rennen gewonnen.» Auch mit den Fahrern Kalle Grundel und Michèle Mouton habe es nie Probleme gegeben - zumindest für die Mechaniker. Schließlich waren sich die beiden Peugeot-Fahrer lange Jahre nicht allzu grün.

Mouton ging in die Weltmeisterschaft - Grundel blieb wie Mechaniker Roger Collien bei Peugeot und sattelte auf einen Peugeot 309 GTI um. Doch 170 PS reichten nicht für einen Absatz im Buch der Rallyelegenden - anders als der 205 Turbo 16. Eine gebrauchte Straßenversion ist bis heute kaum zu bekommen. Wenn doch: zu Preisen ab rund 60.000 Euro.

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