Cosmonauten unter sich

1. Cosmo-Treffen in Augsburg

Ein weltweites Autotreffen mit gerade einmal 19 Teilnehmern. Hört sich alles andere als spannend an. Und doch ist der Cosmo-Treff in Gersthofen eine der exklusivsten Oldtimerveranstaltungen in Europa.

Von Stefan Grundhoff

Autohändler Walter Frey hat sein Herz vor mehr als 30 Jahren an die Marke Mazda verloren. Mit dem Verkauf von neuen CX-7, Mazda 3 oder gebrauchten 626 ist es jedoch längst nicht getan. Senior Walter Frey und seine beiden Söhne Joachim und Marcus gelten als die größten Spezialisten von Wankel-Technik in Europa. Die Sammlerqualitäten des 65 Jahre alten Firmengründers haben sich längst bis in die japanische Firmenzentrale von Mazda Motors herumgesprochen. Hier ist der Augsburger Autohändler bekannt wie ein bunter Hund. Seine Autosammlung mit über 160 Autos umfasst mehr als 100 seltene Mazda-Modelle, darunter 50 Wankler. Die ungewöhnliche Mazda-Expertise hat Walter Frey als einzigem Europäer die Aufnahme in den elitären Cosmo Owners Club ermöglicht. Seine beiden Söhne teilen die Mazda- und Autoleidenschaft des Vaters. «Unser Ziel ist ein eigenes Mazda-Museum», so Sohn Joachim, «Historie ist schließlich die billigste Werbung.»

Aus Bierlaune wird Ernst

In diesem Jahr fand der erste internationale Cosmo-Treff in Gersthofen bei Augsburg statt. «Die Idee wurde auf dem Neujahrsempfang im letzten Jahr geboren, als ich zusammen mit meinem Sohn Markus in Japan war», erzählt Frey mit dem für ihn typischen spitzbübischen Grinsen. Eingeladen vom Mazda-Owners-Club, kam er auf die Idee, dass die japanischen Fans des legendären Mazda 110 S Cosmo Sport auch einmal nach Bayern kommen sollten. Frey selbst hat zwei Cosmo und so war es mehr als eine Bierlaune, die japanischen Freunde zum Gegenbesuch einzuladen. «War zuerst nur eine Idee, die jedoch dann immer konkreter wurde», erzählt Walter Frey, «immer wieder schreiben und nachfragen. Erst sagte einer zu, dann zwei und dann wurden es immer mehr.»

Letztlich entschieden sich rund 35 Cosmo-Fans für die Reise nach Europa. «14 Fahrzeuge gingen per Schiff Ende Mai auf die Reise von Hiroshima aus nach Antwerpen», erzählt Walter Frey, «hier wurden sie dann von zwei Transportern nach Augsburg gebracht.» Bei so einem spektakulären Treffen wollte auch Cosmo-Papst Mister Kuby nicht fehlen. Kuby, wie ihn hier nur alle nennen, arbeitete bis vor zwei Jahren als Entwickler bei Mazda und kennt den Cosmo wie kein anderer. «Ich habe 1963 bei Mazda angefangen und hatte gleich in der Entwicklung mit dem Cosmo zu tun», so der pensionierte Japaner, «anfangs hatten wir mit dem Wagen sehr viele Probleme. Die haben wir erst in den Griff bekommen, als die 60 ersten Prototypen auf die Straße gegangen sind.»

Fünf Jahre Produktion

Einheitlich in einer Reihe unterwegs Foto: Mazda

Von 1967 bis 1973 wurden vom Mazda 110 S Cosmo Sport knapp 1200 Fahrzeuge produziert. «Ungefähr 300 Fahrzeuge dürften heute noch in Japan unterwegs sein. In Europa und den USA gibt es kaum welche», erzählt Mister Kuby fachkundig. Die meisten Europäer haben sich dann auch zum ersten Cosmo-Treffen nach Gersthofen bei Augsburg aufgemacht. So sind hier nicht nur 14 Fahrzeuge aus Japan, sondern auch eine Handvoll Modelle aus England, Griechenland, Österreich und der Schweiz vertreten.

Einer der beiden Cosmos von Walter Frey ist ebenfalls dabei. Wenn er seine Visitenkarte des Mazda Owners Club zückt, machen viele nur große Augen. Denn hier geht es weniger um Namen und Adresse, sondern um die laufende Produktionsnummer des eigenen Cosmo. Eines der beiden Frey-Modelle trägt die Nummer 100005; heißt, er hat von den offiziellen Serienfahrzeugen die laufende Produktionsnummer fünf. Das sorgt nicht nur im Heimatland Japan für Eindruck.

Höchstgeschwindigkeit nach 36 Jahren

200 km/h schnell Foto: Mazda

Star der Cosmo-Parade ist der Mazda Cosmo von Senji Hoshino. Der ist nicht nur einer der wenigen Japan-Sportler in der seltenen Farbe rotmetallic, sondern auch ein Fahrzeug aus erster Hand. «Ich habe den Cosmo 1973 als letztes produziertes Modell für 1,58 Millionen Yen erworben», so Senji Hoshino, der rund zwei Stunden nördlich von Tokio wohnt, «seither habe ich 190.000 Kilometer mit ihm gefahren. Alles original nur 2002 von Grund auf restauriert. Ich nutze ihn neben meinem normalen Mazda Premacy auch im Alltag.»

Knapp 36 Jahre hat es gedauert, bis Senji seinen roten Blitz einmal mit Höchstgeschwindigkeit 200 km/h fahren konnte - auf der deutschen Autobahn. In Japan ist das Tempolimit 100 km/h.

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