BMW 2002: Richtungsweiser der 60er Jahre

Der BMW 2002 beendete in den sechziger Jahren die Zeiten langweiliger Limousinen. Die 02er-Reihe verband Alltagsnutzen mit einer gewissen Sportlichkeit.

Das sogenannte Retrodesign gilt mittlerweile wieder als Idee von gestern. Trotzdem werden die Autohersteller nicht müde, bei ihren Neuvorstellungen auf berühmte Modelle der Vergangenheit zu verweisen. Das jüngste Beispiel ist BMW: Dort lässt man dem Viertürer der 1er-Serie ein zweitüriges Coupé folgen. Diese sportliche Variante ist eine Spur ansehnlicher, was wohl dem Management den Mut gab, es mit einer wirklichen Legende des Hauses auf eine Stufe zu stellen: Der neue 1er wird als Nachfahre der Baureihe 02 gepriesen - jenem Modell also, das in den sechziger Jahren half, das BMW-Image von Sportlichkeit zu zementieren.

Erster Schritt in richtige Richtung

Nachdem die BMW-Konzernstrategie einige Zeit durch Fehlentscheidungen und Misserfolge für Aufsehen gesorgt hatte, erfolgte Anfang der sechziger Jahre ein erster Schritt in die richtige Richtung. Man entwarf einen Viertürer, der sich in Zeiten eher gemütlicher Limousinen vor allem durch Sportlichkeit und moderne Technik auszeichnete - die so genannte Neue Klasse war geboren.

Als das Unternehmen im Jahr 1966 sein 50-jähriges Bestehen feierte, galt es, das Jubiläum mit einem weiteren neuen Modell zu kombinieren. BMW hatte ein Auto gebaut, das dort wildern sollte, wo bisher kompakte und sportliche italienische Modelle zu Hause waren.

Neue Merkmale

BMW 2002 Touring Foto: BMW

Im Rampenlicht stand eine kompakte zweitürige Limousine in unaufgeregtem Design. Die Front erinnerte an die erfolgreichen Viertürer. Doch die Modellbezeichnung 1600-2 stellte klar, dass es sich um ein Modell mit zwei statt vier Türen handelte. Außerdem war es in der hausinternen Hierarchie eine Stufe niedriger angesiedelt. Im ersten Verkaufsjahr wurde der 1600-2 für 8650 Mark angeboten - das waren nur 1000 Mark weniger, als der Viertürer kostete.

Doch auch die Käufer waren nicht zurückhaltend. Schließlich verband der neue BMW die Merkmale eines Sportwagens mit denen eines alltagstauglichen Familienfahrzeugs. Zum einen waren 85 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern (km/h) ordentliche Werte. Zum anderen bot sich Platz für Reisegepäck und vier Insassen.

1968 neues Geburtsjahr

BMW 2002 Cabrio Foto: BMW

Bei BMW hatte man erkannt, dass man die Situation nutzen sollte, wenn ein Konzept erfolgreich ist. Also wurden dem 1600-2 nach und nach neue und leistungsfähigere Varianten zur Seite gestellt. Schon 1967 gab es neben einem vom Karosseriespezialisten Baur gefertigten Cabrio das Modell 1600 ti, das 105 PS leistete.

Anfang 1968 folgte jenes Modell, das den kleinen BMW endgültig zum 02 machte. Die neue Topversion zeigte ihre Spitzenstellung nicht nur durch einen Zweiliter-Motor. Sie durfte auch auf das ungewöhnlich wirkende «-2» verzichten und bekam als Bezeichnung die Zahlenreihe 2002. Das sah irgendwie besser aus und wurde mit der Zeit für die übrigen Typen übernommen. Das anfängliche Leistungsmanko des 100-PS-Motors im 2002 im Vergleich zum kleineren ti wurde spätestens mit der Einführung des 2002 tii mit 130 PS mehr als ausgeglichen.

Turbo ein Flopp

BMW 2002 Turbo Foto: BMW

Dass die Gewöhnung an Erfolge auch zu Fehlern verleitet, ließ sich feststellen, als BMW dem 02 weitere Familienmitglieder zur Seite stellte. So kann der 1971 präsentierte touring auf 02-Basis aus heutiger Sicht zwar als Urahn der sportlichen Kombis gesehen werden. Damals jedoch wandten sich die meisten BMW-Fahrer ab.

Noch eine andere Idee scheiterte spektakulär - gilt heute aber als Höhepunkt der 02-Geschichte. Während alle Welt von der Ölkrise sprach, präsentierte BMW einen Kraftstoff-Verbrenner der Sonderklasse: Der Motor des 2002 turbo leistete 170 PS und sorgte für Spitzengeschwindigkeiten von 210 km/h. Der turbo verkaufte sich nur schleppend: 1672 Exemplare wurden laut BMW von 1973 bis 1974 gebaut.

Erfolg mit Sparmodell

Den Gesamterfolg des Projektes 02 konnten solche Probleme jedoch kaum schmälern. 1973 bekam die Baureihe noch einmal ein Facelift. 1975 sollte eigentlich Schluss sein, schließlich stand der Nachfolger in Form der ersten Generation des 3ers bereit.

Doch so ganz mochte man sich nicht von ihm verabschieden: Nach dem Debakel mit dem turbo hatte man 1975 noch das Sparmodell 1502 auf den Markt gebracht. Das war mit seinen 75 PS zwar nicht gerade sportlich, wurde aber gut verkauft. So gut, dass der 1502 noch parallel zum 3er bis 1977 gebaut wurde und im Endeffekt fast zehn Prozent zu den 831 734 gebauten Exemplaren der 02er Serie beitrug. (Heiko Haupt, dpa)

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