Nissan Micra: Als Gebrauchter mit einigen Defiziten

Nissan Micra: Als Gebrauchter mit einigen Defiziten
Der Nissan Micra. © Nissan

Der Nissan Micra war in der vierten Generation ein Auto ohne viel Charme und Charisma. Als Gebrauchtwagen präsentiert er sich beim TÜV nicht von seiner besten Seite.

Die vierte Generation des Nissan Micra (K13) erblickte bereits 2010 das Licht der Welt. Der als Weltauto für mehr als 160 Länder konzipierte und in Indien produzierte Kleinwagen debütierte aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten erst im März 2011 auf dem deutschen Markt. 2017 ging der K13 in Rente und machte Platz für die aktuelle fünfte Generation.

Mit diesem Micra wollten die Japaner ziemlich viel anders machen als beim Vorgängermodell:also weg mit dem Frauenimage, weg mit zu viel Rundungen und weg mit den großen Glubsch-Scheinwerfern. Herausgekommen ist nach europäischen und deutschen Geschmacksvorstellungen ein eher langweiliges und gesichtsloses Fahrzeug, das ohne Charme und Charisma vorfährt.

Ausschließlich als Fünftürer erhältlich

Immerhin bietet der ausschließlich als Fünftürer erhältliche und sich auf eine Länge von 3,78 Meter streckende Kleinwagen vergleichsweise ordentliche Platzverhältnisse; selbst auf der Rückbank geht es noch luftig zu. Die Innenraumgestaltung tritt ebenfalls den Beweis, dass sich die Geschmäcker auf der Welt und auch die Ansprüche unterscheiden.

Die Bedienelemente sind zwar logisch und griffgünstig angeordnet, im Kunststoff-Klima kommt aber keine wohnliche Stimmung auf. Die Materialauswahl offenbart zudem den Zwang zur Kostensenkung bei der Produktion. Das Kofferraumvolumen geht in Ordnung.Durch die im Verhältnis 60:40 umklappbare Rückbank lässt es sich von 265 Liter auf 1.132 Liter erweitern. Im Herbst 2013 erhielt der Kleine ein dezentes Facelift, das unter anderem an einen modifizierten Kühlergrill und geänderten Scheinwerfer erkennbar ist.

Ein Motor zum Marktstart

Zum Markstart trat der Micra mit einem Motor an. Ein 1,2-Liter-Dreizylinder leistet 80 PS und kommt ohne jegliche Turbo- oder Kompressorunterstützung aus. Der an ein manuelles Fünfgang-Getriebe gekoppelte Otto reicht für Fahrten im urbanen Umfeld. Dort ist der Micra mit seinen kurzen Abmessungen, der leichtgängigen Lenkung und dem noch ausreichend komfortablen Fahrwerk auch zu Hause. Auf der Autobahn geht ihm allerdings schnell die Puste aus.

Er ist recht sparsam und begnügt sich im Schnitt mit 5 Litern. Ende 2011 folgte eineKompressor aufgeladene Variante des Dreizylinders samt Benzindirekteinspritzung. Sie kommt auf 98 PS und bringt mit 142 Nm deutlich mehr Durchzugskraft als der Sauger (110 Nm). Nominell ist dieser Motor mit einem Normverbrauch von 4,1 Litern sparsamer als das 80 PS-Triebwerk, nutzt man jedoch den zusätzlichen Schub für fahraktives Fortkommen, steigt der Verbrauch auf Werte von 7 Litern. Als Alternative zum Handschalter gibt es für beide Aggregate ein stufenloses Automatikgetriebe (CVT).

Der Micra trat in drei Ausstattungslinien an. In der Basisversion „Visia“ gehören unter anderem sechs Airbags, Zentralverriegelung mit Fernbedienung sowie elektrische Fensterheber auf Fahrer- und Beifahrerseite zum Serienumfang. Auch ESP ist ab Werk dabei. Klimaanlage und Radio kosten aber bereits extra. Außerdem hatte Nissan einige Optionen im Programm, darunter Lederpolstern, Parklückenvermessung, Klimaautomatik und ein Touchscreen-Navigationssystem. Im NCAP-Crashtest erreichte der Kleine 2010 eine Vier-Sterne-Wertung.

Mängel beim TÜV

Der Nissan Micra auf der Landstraße. Foto: Nissan
Auch auf der Landstraße ist der Nissan Micra überraschend flott unterwegs. Foto: Nissan

Bei den Hauptuntersuchungen (HU) beim TÜV zeigt sich der Micra nicht immer von seiner besten Seite;im Vergleich zum Vorgängermodell hat er sich aber deutlich verbessert. Allerdings schlägt er sich im Vergleich zu den anderen untersuchten Fahrzeugen über alle Prüfungsjahrgänge schlechter als der Durchschnitt. Gebrauchtwagenkunden sollten auf die Achsaufhängungen achten. Diese machen schon ab der ersten HU Probleme. Auch mit der Beleuchtungsanlage steht der Micra auf Kriegsfuß. Beim Prüfungspunkt Ölverlust tragen jüngere Jahrgänge leider mit Undichtigkeiten zu Auffälligkeiten bei.

Dem Micra (K13) fehlt es zwar an Charme und Esprit, dafür macht er sich beim TÜV besser als sein knuffiger Vorgänger. Um die 3.500 Euro muss man für ältere Exemplare einplanen; fünf Jahre alte Modelle werden in den Gebrauchtwagen-Portalen ab rund 5.000 Euro angeboten. (SP-X)

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