Nissan IMQ: Japaner setzen auf E-Power

Nissan IMQ: Japaner setzen auf E-Power
Der Nissan IMQ setzt auf E-Power. © Nissan

Der Nissan Leaf ist das meistverkaufte Elektroauto in Europa. Jetzt haben die Japaner große Pläne – und dabei spielt der Verbrennungsmotor eine Rolle.

Fast ein bisschen neidisch blicken die deutschen Nissan-Manager gen Norwegen. 12.308 Skandinavier entschieden sich im letzten Jahr zum Kauf des elektrischen Nissan Leaf, fast 10.000 mehr als im viel größeren Deutschland. „Es hätten auch bei uns viel mehr sein können“, sagt der deutsche Nissan-Chef Guillaume Pelletreau. „Wir haben einfach nicht genug Autos aus der Fabrik bekommen.“

Jetzt sei es zumindest gelungen, die Wartezeit eines deutschen Kunden von 19 auf 2,5 Monate zu verkürzen. Auch in den nächsten Jahren wird der mindestens 36.800 Euro teure Leaf im Nissan-Programm also eine tragende Rolle spielen.

Leaf und eNV200 tragende Säule

Zusammen mit dem Van e-NV200 bildet die Limousine die Basis auf dem Weg in die elektrische Zukunft, die jetzt auch bei den Japanern Fahrt aufnimmt. So wird jedes neu erscheinende Modell zumindest elektrische Komponenten an Bord haben. Das reicht von verschiedenen Hybridvarianten bis eben hin zu weiteren reinen Stromern.

Auf dem Genfer Salon zeigen die Japaner jetzt eine Studie nach Art eines Crossover; eine Mischung aus SUV, Kombi und sportlicher Limousine, die dem Leaf zu Seite gestellt werden könnte. Der IMQ trägt ein aus heutiger Sicht futuristisches Design mit großen Radhäusern, V-förmig verlaufendem Kühlergrill, verchromten Kanten an der Motorhaube und auffallend schmalen Seitenfenstern. Die mutige Optik setzt sich am Heck fort, das durch die weit nach hinten ragende Dachkante geprägt wird.

E-Power in Japan im Einsatz

Natürlich wird es der IMQ in dieser extremen Form nicht in die Serie schaffen. Aber das Genfer Ausstellungsstück zeigt, in welche Richtung Nissan denkt. Denn das Design umhüllt ein Technikpaket, das unter dem Begriff „e-Power“ in Japan bereits im Einsatz ist und ab 2022 auch deutsche Nissan-Modelle antreiben soll. Es vereint die klassische mit der neuen Antriebswelt, denn hier hat der Verbrennungsmotor noch nicht ausgedient.

Die Idee ist, dass ein Benzinmotor als Generator zum stetigen Aufladen der Batterie dient. Da er nicht wie andere Hybrid-Modelle direkt mit dem Antrieb gekoppelt ist, läuft er ständig in gleichmäßig niedrigen, verbrauchsarmen Drehzahlen. Das ständige Beschleunigen und Abbremsen, das in heutigen Benzinautos für stets wechselnden Kraftstoff-Durst sorgt, entfällt. Vorteil: Da das eigene Kraftwerk an Bord ist, muss keine Stromladesäule gesucht werden, getankt wird also ganz normal wie eh und je. Umgekehrt bietet das System das Fahrgefühl eines echten Elektroautos.

Nissan denkt nachhaltig

Neue Topvariante für den Leaf. Foto: Nissan
Nissan pept den Leaf auf. Foto: Nissan

Nissan will sich nicht auf die Produktion und den Verkauf von Fahrzeugen beschränken. So soll zum Beispiel der Strom, der in den leistungsstarken Elektroautos oft ungenutzt auf dem Parkplatz herumsteht, auch für das eigene Heim nutzbar gemacht werden. Im Idealfall wird zum Beispiel ein Leaf mit dem Stromnetz des Hauses verbunden. Der Stromanbieter hat direkten Zugriff auf das stehende Auto, kann bei örtlichen Verbrauchsspitzen zum Beispiel nachts Energie entnehmen und rechtzeitig vor Tagesanbruch wieder zurückleiten. Wird das eigene Dach noch mit Solartechnik versehen, kann der Leaf auch diese Energie nutzen. Bei einem Stromausfall oder fehlender Sonne kann die Power, die in Nissan-Batterie steckt, das Zuhause zwei Tage lang versorgen.

Das alles ist zwar schon im Test, aber dennoch Zukunftsmusik. Bereits Gegenwart ist die Zusammenarbeit von Nissan mit dem deutschen Energieversorger Eon. Um die Kunden vom Papierkrieg rund um die Installation einer Wallbox zu entlasten, bieten beide Firmen jetzt ein All-In-One-Paket an. Im Preis von 1.865 Euro ist neben der Ladebox mit 22 kWh Leistung auch die Installation durch einen Fachmann enthalten. Dazu gehören der Anschluss an das Haushaltsnetz, gegebenenfalls zwei Mauerdurchbrüche und das Verlegen von einem bis zu 15 Meter langen Kabel. Aufwendigere Arbeiten können mit den Spezialisten vor Ort geklärt werden und kosten mehr. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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