Zurückhaltender Feinschliff

Neuer Mazda 3

Mazda gibt weiter Gas. Die neuen Modelle Mazda 6, Mazda 2 und CX-7 haben den Japanern zuletzt viel Applaus eingebracht. Jetzt kommt der neue Mazda 3 – zunächst als Limousine, dann als Schrägheckversion.

Von Stefan Grundhoff

Ob aus dem Schatten des VW Golf in den nächsten Jahren überhaupt einmal ein Konkurrent heraustreten kann, erscheint angesichts bekannter europäischer Vorlieben unwahrscheinlich. Nächstes Frühjahr will Mazda mit einem neuen Dreier die Kompaktklasse angreifen. Die Chancen sind überschaubar, denn trotz unbestritten großer Qualitäten kam das aktuelle Modell über eine Statistenrolle im mächtigen Volumensegment kaum hinaus. Gerade in Deutschland hat es der Mazda 3 besonders schwer. VW Golf, Opel Astra und Ford Focus auf der einen, Peugeot, Renault, Toyota oder Kia auf der anderen Seite - da blieb für einen sehenswerten und betont fahraktiven Mazda 3, der 2003 seine Premiere feierte, bisher kaum mehr als die dritte Reihe. Natürlich soll sich das bei der Neueinführung eines Modells ändern und so sprachen sich die Zoom-Zoom-Japaner bei der Entwicklung des neuen Kompaktmodells viel Mut zu.

Vier Jahre Entwicklungszeit

Knapp vier Jahre wurde entwickelt und gewerkelt; nicht nur im japanischen Stammwerk, sondern auch bei Millionen von Testkilometern, die unter anderem in den USA, Deutschland und auf Island abgerissen wurden. Was der neue Mazda 3 optisch kann, davon können sich die Besucher auf der Los Angeles Autoshow Mitte November ein erstes Bild machen. Da dem Mazda 3 in den USA eine besondere Bedeutung zukommt, feiert er als viertürige Stufenheck-Limousine hier seine Weltpremiere. Die Europa-Version wird einen knappen Monat später auf der Automesse in Bologna enthüllt. In den Handel kommt der Gegner von Golf, Ceed, Megane und Co im nächsten Frühjahr.

Vom Vorgänger wurde seit Produktionsstart vor gut fünf Jahren mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge verkauft. Mehr als von jedem anderen Mazda-Modell. Entsprechend groß war der Druck bei der Entwicklung; wenn man sich bewusst war, auch mit einem neuen Modell kaum die europäischen Platzhirsche von ihrem Thron stoßen zu können. Anders als beim neuen Mazda 2 oder der Neuauflage des Mazda 6 haben sich die Designer im Hause Mazda diesmal überraschend stark zurückgehalten. Ähnlich wie bei der Tiefenmodellpflege des neuen VW Golf VI zeigt der Mazda 3 deutliche Anleihen an sein Vorgängermodell. Größere Scheinwerfer im mandelförmigen Sechser-Styling und eine muskulösere Schulter fallen auf Anhieb ins Auge. Doch man sieht dem Dreier zumindest von außen an, dass er sich ohne jede Scheu optisch an seinen Vorgänger anlehnt.

Bekannte Triebwerke

Attraktivere Seitenlinie Foto: Mazda

Das gilt auch bei der Technik. Das Fahrwerk des Vorgängers wurde überarbeitet und soll sich bei der neuen Generation etwas komfortabler präsentieren ohne die Einbußen bei der Fahrdynamik zu groß werden zu lassen. Hieran wurde insbesondere im europäischen Mazda-Entwicklungszentrum in Oberursel nördlich von Frankfurt viel Detailarbeit geleistet. Obwohl der Druck in der umkämpften Kompaktklasse gigantisch erscheint, schwächeln die sonst so innovationsfreudigen Japaner in Sachen Antriebstechnik.

Bei den Motoren wird man moderne und hoch effiziente Direkteinspritzer mit Turboaufladung zunächst vergeblich suchen. Hier gibt es kaum mehr als die Triebwerke, die man auch aus den aktuellen Mazda-Modellprogrammen kennt. Die Benziner mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum leisten 105 und knapp über 150 PS. Der größere Benziner erfreut sich bei den Kunden in Europa einer dünnen Beliebtheit, bekommt jedoch als erstes Triebwerk zumindest eine Direkteinspritzung. Eine Start-Stopp-Automatik soll ebenfalls zeitnah verfügbar sein. Dieselversionen werden mit 1,6 Litern (110 PS) und 2,2 Litern (150 und 185 PS) angeboten.

Innovative Benziner fehlen

Der 2.2-Liter-Diesel basiert technisch auf seinem Vorgängertriebwerk, hat jedoch 0,2 Liter mehr Hubraum. Der obere Teil des insgesamt rund 180 Kilogramm schweren Triebwerks ist aus Grauguss; der untere Teil aus Aluminium. Der 15-Ventiler verfügt über zwei oben liegende Nockenwellen, die von einem neuen Kettenantrieb angetrieben werden. Durch einen veränderten Turbolader, reibungsarme Rollenschlepphebel und variable Schaufeln leistet der neue Diesel in der größten Ausführung 136 kW / 185 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm.

Trotz dem Leistungsplus von 45 PS und 70 Nm Drehmoment hat sich der Normverbrauch im Vergleich zum alten Antrieb mit 5,6 Litern Diesel auf 100 Kilometern nicht verändert. Die Höchstgeschwindigkeit sollte bei knapp 220 km/h liegen. Obwohl innovative Benziner bis 2011 fehlen, sollen die Verbräuche um zehn bis 15 Prozent gesunken sein. Das Gewicht des neuen Mazda 3 liegt auf dem Niveau des Vorgängers.

Reduzierung des Geräuschniveaus

Selbst das Stufenheck erscheint nicht im biederen Erscheinungsbild Foto: Mazda

Mehr getan haben die Japaner im Innenraum. Schalter und Bedienelemente sind nicht nur übersichtlich, sondern haben auch ihren zweifelhaften Radiowecker-Charme der frühen 80er Jahre verloren. Gewachsen sind nicht nur die äußeren Abmessungen, sondern auch Bein- und Schulterfreiheit sowie das Kofferraumvolumen. Zeitgemäße Technik hält unter anderen mit Xenon-Kurvenlicht, Festplattennavigation oder einem Überholassistent Einzug.

Zudem soll das Geräuschniveau im Innenraum spürbar gesenkt worden sein, um den Aufenthaltswert im neuen Mazda 3 deutlich zu steigern. Fest scheint auch die Sportversion MPS zu stehen, die schon beim Vorgänger als Topmodell fungierte. Hier hoffen viele auf eine Allradversion, wie sie auch im Mazda 6 MPS kommen soll. Der Basispreis des neuen Mazda 3 dürfte angesichts der scharf kalkulierten Konkurrenz auf dem europäischen Markt kaum über 15.000 Euro liegen.

Vorheriger ArtikelDer Markenpirat
Nächster ArtikelBei Dacia wird es Duster

Keine Beiträge vorhanden