Zukunft, die Dritte

Neuvorstellung Toyota Prius III

Mehr Leistung, mehr Features, mehr Platz, Durchschnittsverbrauch unter vier Liter: Der neue Prius ist eine der wichtigsten Neuheiten der Detroit Auto Show. Doch gerade auf dem bedeutenden US-Markt stehen Hybridautos momentan nicht hoch im Kurs.

Von Sebastian Viehmann

Auf den ersten Blick hat sich wenig getan bei Toyotas neuem Vorzeige-Sparer, abgesehen von einer etwas dynamischeren Front. Im Innenraum hat der Prius III gegenüber seinem Vorgänger allerdings gewonnen. Das um den Fahrer herum konstruierte Cockpit versprüht eine Menge Hightech-Charme, auch wenn die hohe Mittelkonsole wie beim Auris die Ablage darunter schwer erreichbar macht. Dafür sind viele weitere Ablagen im Cockpit verstreut, und es gibt zwei große Handschuhfächer. Auch der neue Prius bleibt dem Mäusekino-Konzept treu: Klassische Uhren sucht man vergeblich, alles Wissenswerte muss man vom zentralen Digitalinstrument am Armaturenbrett ablesen. Die erste Sitzprobe hinterlässt einen angenehmen Eindruck. Im Fond hat man auf bequemen Sitzen etwas mehr Kniefreiheit als im Honda Insight. Die Kopffreiheit auf der Rückbank ist bei beiden Autos nicht besonders üppig.

Schiebedach mit Solarzellen

Optional will Toyota ein Glasschiebedach mit integrierten Solarzellen anbieten. Mit der erzeugten Energie soll die Klimaanlage die Innenraumtemperatur konstant halten, wenn das Auto parkt. Bei der Weiterfahrt muss die Air Condition dann nicht gleich auf vollen Touren laufen, um das Passagierabteil schnell abzukühlen - so wird Energie gespart. Mit einem Knopf am Autoschlüssel kann man die Klimaanlage schon vor der Fahrt aktivieren.

Toyota hat dem neuen Prius mehr Hubraum und Leistung spendiert. Unter der Haube steckt jetzt ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit 72 kW / 98 PS, der Elektromotor leistet maximal 59 kW / 80 PS. Die Systemleistung steigt auf 99 kW / 134 PS. Die größtenteils neu entwickelten Antriebskomponenten sind kompakter und wiegen etwa 20 Prozent weniger als bisher. Der Hybrid Synergy Drive der dritten Prius-Generation verwendet verbesserte Nickel-Metallhybrid-Akkus. Leistungsfähigere Lithium-Ionen-Kraftspender sollen erst später erhältlich sein und auch im für 2012 geplanten Plug-In-Hybrid eingebaut werden.

«In jedem Fall unter vier Liter»

Das Cockpit des Prius Foto: Toyota

Den Durchschnittsverbrauch des neuen Modells geben die Japaner mit 50 Meilen pro Gallone an, das entspricht 4,7 Liter pro 100 Kilometer. Der aktuelle Prius bringt es im EU-Drittelmix auf 4,3 Liter pro 100 Kilometer. Die Standards für Verbrauchsmessungen in den USA weichen jedoch stark von denen in der EU ab, so dass man aus dem Wert 50 mpg keine Rückschlüsse auf die offiziellen Werte des nach Deutschland kommenden Modells ziehen kann. Toyota-Sprecher Karsten Rehmann versichert, dass der neue Prius «in jedem Fall einen Verbrauch unter vier Liter» erzielen werde. Er soll im Sommer bei den Händlern stehen.

Die Preise und spezifischen Details des Prius III für den deutschen Markt hat Toyota noch nicht bekannt gegeben. Die Preise des aktuellen Prius in Deutschland reichen von 25.150 bis 29.150 Euro. Der Vorgänger wurde allein in den USA mehr als 670.000-mal verkauft. Sein Nachfolger soll dort nach Medieninformationen ungefähr 23.000 Dollar (umgerechnet rund 17.400 Euro) kosten. Hondas etwas kleinerer Hybrid Insight dürfte dagegen knapp unter der 20.000-Dollar-Marke bleiben.

Schwere Zeiten für Hybride

Viel Platz im Fond Foto: Toyota

Ob der Prius auf dem für ihn wichtigsten Markt USA ein schneller Erfolg wird, hängt auch von der Entwicklung der Spritpreise ab. Zurzeit kostet die Gallone wieder deutlich weniger als zwei Dollar. Da ist der Druck, ein betont sparsames Fahrzeug zu kaufen, für viele Käufer nicht sehr groß. Außerdem werden amerikanische Autos zurzeit derart verramscht, dass ein Prius vergleichsweise teuer ist.

Wer in der Autostadt Detroit die Automeilen abklappert, staunt nicht schlecht: Da bietet ein großer Dodge-Händler einen neuen Journey in Vollausstattung samt DVD-Entertainment-System für 15.405 Dollar an, was einem Nachlass von fast 10.000 Dollar entspricht. Eine Chevrolet-Händlerkette bringt nagelneue Pick-ups vom Typ Silverado für 10.646 Dollar unters Volk. Gerade für Familien mit mehreren Kindern bleibt ein neuer Prius mit seinem vergleichsweise bescheidenen Platzangebot häufig ein teurer Luxus fürs grüne Gewissen. Im November 2008 brach der Hybridabsatz in den USA laut eines Berichtes der Financial Times um 53 Prozent ein, während der Gesamtmarkt «nur» um 37 Prozent nach unten rutschte.

Paradoxerweise beginnen jetzt die amerikanischen Hersteller, die neben Pick-ups und SUV auch einige Hybridautos im Angebot haben, staatliche Anreize für den Kauf von Öko-Autos zu fordern. «Wird es eine Sprit-Steuer oder andere Anreize geben, die Menschen zum Kauf solcher Autos bewegen? Das sind Dinge, über die wir keine Kontrolle haben», zitiert die Detroit Free Press den Ford-Manager Bill Ford. Der GM-Vize Bob Lutz spricht in derselben Zeitung gar von einem Krieg der Autoindustrie gegen den Kunden, ausgelöst durch den billigen Sprit: Die Amerikaner bräuchten mehr Anreize zum Kauf effizienterer Autos. Lutz verweist auf die höheren Sprit-Steuern in Europa, die zum Erwerb sparsamer Autos animierten.

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