Letzter Hoffnungträger

Neuer Saab 9-5

Das lange Warten hat ein Ende. Der schwedische Autobauer schickt endlich den neuen 9-5er zu den Händlern. Er stellt sich dabei unter anderem der Konkurrenz von Audi und BMW.

Der neue Saab 9-5 soll jetzt zu den noch verbliebenen 60 deutschen Händlern rollen. Ausgerechnet mit dieser mehr als fünf Meter langen Oberklasselimousine versucht Saab, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Die schwedische Marke stand eine zeitlang quasi in Schockstarre, bevor sie für etwa 53 Millionen Dollar in bar plus 326 Millionen Dollar in Vorzugsakten übernommen wurde. Käufer ist der kleine niederländische Sportwagenhersteller Spyker. Nach einer Pause von sieben Wochen wird seit 22. März im schwedischen Werk Trollhättan wieder produziert.

Motoren von Opel

Bei der Motorisierung hat Saab sich bei Opel bedient. Die Vier- und Sechszylinder stammen durchweg aus dem Insignia. Das 33 700 Euro teure Einstiegsmodell hat einen 1,6-Liter-Motor mit 132 kW/180 PS. Weiterhin gibt es einen 2,0-Liter-Benziner mit 162 kW/220 PS. Dazu einen 2,0-Liter-Diesel mit 118 kW/160 PS. Ein 2,0 Liter-Diesel mit 140 kW/190 PS sowie ein Bio-Power-Motor für Ethanol-Betrieb mit 162 kW/220 PS folgen im September. Der V6 mit 221 kW/300 PS, Allradantrieb und Sechsstufenautomatik bildet das Topmodell. Turbolader sind bei allen Motoren obligatorisch. Abgesehen vom V6 verfügen alle über Sechsganggetriebe.

Der neue Saab 9-5, Modelljahr 2010
Innenraum des neuen Saab 9-5 Saab

In Deutschland trifft der 9-5 auf Konkurrenten wie Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse, die er mit 5,01 Meter Länge allesamt um ein paar Zentimeter überragt. Leider wurde die Fahrzeuglänge nicht ganz konsequent ausgenutzt. Der Kofferraum ist mit einem Volumen von 513 Litern zwar stattlich, aber ein paar Liter kleiner als bei den deutschen Gegenspielern. Auch sitzt man im Fond des Schweden nicht so unbesorgt aufrecht wie zum Beispiel in einer E-Klasse.

Denn an Kopfraum hapert es, wenn man mehr als 1,80 Meter misst. An Kniefreiheit herrscht dagegen kein Mangel. Immerhin hat man es mit 2,84 Metern Radstand zu tun. Für den Transport sperriger Gegenstände kann wie bei allen Konkurrenten auch beim Saab die Rücksitzlehne umgeklappt werden. Das ist ebenso hilfreich wie das überaus praktische und leicht zu handhabende Schienensystem im Kofferraum, mit dem man lose Gepäckstücke fixieren kann sowie die beiden Regenschirmfächer.

Ähnlichkeiten mit Insignia

Der Saab 9-5 hegt nicht nur bei den Motoren verwandtschaftliche Bezüge zum Opel Insignia. Auch die Plattformen der beiden Fronttriebler ähneln sich. Wobei der Opel mit einem elf Zentimeter kürzeren Radstand auskommen muss. Auch im Innenraum ist die Opel-Nähe spürbar. Lenkrad und einige Bedientasten stammen aus dem Insignia. Alte Saab-Kunden werden sich im Cockpit des 9-5 dennoch zu Hause fühlen. Denn das Layout der Armaturentafel, Instrumente und Lüftungsgitter sind typisch Saab. Auch die dicken A- und C-Säulen, die relativ steil stehende Frontscheibe, das weit vorgezogene Dach und die flachen Seitenscheiben tragen unverkennbar den Saab-Stempel.

Was das Innenraum-Ambiente angeht, kann es der neue Schwede mit den deutschen Konkurrenten beinahe aufnehmen. Der Fronttriebler verfügt über hervorragende straffe, fast schalenförmige Sitze. Startknopf und elektrische Feststellbremse fehlen nicht. Moderne Assistenzsysteme wie Head-up-Display, Verkehrszeichen-Erkennung und aktiver Tempomat sind ebenfalls verfügbar, genau wie Kurvenlicht und Einparkautomatik sowie ein aktives Fahrwerk. Und wie der Vorgänger ist der neue Saab 9-5 für 2 500 Euro Zuzahlung auch mit vier angetrieben Rädern erhältlich. Allerdings fehlen selbstverständliche Luxusfeatures wie zum Beispiel eine elektrische Lenkradverstellung. Auch eine Start-Stopp-Automatik hätte dem Saab gut zu Gesicht gestanden.

Der neue Saab 9-5, Modelljahr 2010
Das Heck des neuen Saab 9-5 Saab

Zweifellos ist der 9-5 sehr angenehm zu fahren. Der obere Mittelklässler lässt sich exakt dirigieren, ohne Antriebskräfte in der Lenkung spüren zu lassen. Selbst grobe Straßenunebenheiten steckt er souverän weg, poltert nicht mit den Achsen und belästigt die Passagiere nicht mit übermäßigen Vertikalbewegungen. Kurven durcheilt er leicht untersteuernd. Im Grenzbereich schiebt er harmlos über die Vorderräder, bevor er sich bereitwillig vom ESP wieder einfangen lässt. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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