Infiniti G 35 S: Der Herausforderer

In der schicken Mittelklasse fährt man nicht nur hierzulande mit Vorliebe Mercedes, BMW, Volvo oder Audi. Demnächst könnte mit dem Infiniti G 35 S ein ernst zu nehmender Angreifer dazukommen.

Von Stefan Grundhoff

Vor dem auch in den USA noch neuen Infiniti G 35 S sollte sich die europäische Konkurrenz in Acht nehmen. Denn Infiniti setzt auf eine komplett andere Strategie als Lexus. Nicht Hightech und Asia-Luxus sollen die Konkurrenz schocken und die Kunden auf der anderen Seite locken, sondern grund-europäische Tugenden wie Sportlichkeit, Motorleistung und Design. Die Infiniti-Modelle gelten auf dem Heimatmarkt USA seit Jahren als Wunder an Eleganz und Fahrdynamik. Der edle Nissan-Ableger hat sich anders und deutlich konturschärfer als Lexus (von Toyota) oder Acura (von Honda) von seiner Hauptmarke abgenabelt. Dabei sieht das ganze unter dem Blechkleid der Modellreihen G, M, FX oder QX ganz anders aus. Die Technik ist made in Japan und made by Nissan - nur in einer besonders schmucken Verpackung.

Europapremiere in Genf

Da macht der der G 35S keine Ausnahme. In den USA ist der sportlichste 35er ein gefährlicher Gegner für den Dynamikkönig der Mittelklasse, den 3er BMW und so schauen besonders die erfolgsverwöhnten Münchner mit Argwohn nach Asien und die USA. Ein Jahr hat man noch Ruhe. Auf dem Genfer Salon soll die europäische Infiniti-Familie ihre Markenlandung haben. Die ersten Modelle sollen über ein neu aufzubauendes Händlernetz ab Herbst 2008 zu kaufen sein. Und besonders der G 35S hat das Zeug zu einem Überraschungserfolg. Er ist kein Aufschneider, kein PS-Protz oder Aufdringlich, obwohl er es durchaus könnte. Das 3,5 Liter große Sechszylinderaggregat basiert auf dem Motor des Nissan 350Z. Aus sechs Brennkammern grollen 225 kW / 306 PS und 350 Nm Drehmoment bei 4.800 Touren. Fast die gleiche Leistung, mit der auch ein BMW 335i in der Umgebung hausieren geht.

Sportlich, sportlich

Gefragte Gangschaltung Foto: Press-Inform

Das Infiniti-Triebwerk verfügt weder über Turbo- noch eine Stufenaufladung, sondern eine Hochdruck-Einspritzung mit variabler Ventilsteuerung. Unter dem Strich fährt der G 35S sportlich forsch und hängt noch besser am Gas als der 350Z oder sein Infiniti-Ableger, das nun ausgelaufene G 35 Coupé. Die Höchstgeschwindigkeit: mindestens 250 km/h. 0 auf 100 in knapp sechs Sekunden. Das Klientel eines Infiniti will sportlich unterwegs sein und das kann man mit dem G 35 S in jeder Sekunde. Daher werden überdurchschnittlich viele Modelle auch im Automatikland USA mit einer Handschaltung verkauft. Die eng abgestufte Sechsgangbox des G 35 S liegt nicht nur gut in der Hand, sondern passt auch ausgezeichnet zu dem hoch drehenden Triebwerk. Die Bremsen packen ordentlich zu und aus jedem Drehzahlbereich dreht der Sechszylinder willig nach oben. Im Durchschnitt verbraucht der knapp 1,6 Tonnen schwere Infiniti G 35S etwas mehr als zehn Litern Super auf 100 Kilometer.

Betont deutscher Fahrspaß

Der Fahrspaß steht im Vordergrund Foto: Press-Inform

Dass man mit guter Verarbeitung, fairen Preisen, üppiger Ausstattung und Motorleistung allein die Europäer noch lange nicht hinter den Fenstern hervorlocken kann, hat das langjährige Engagement von Lexus bewiesen. Daher setzt Infiniti auf betont deutschen Fahrspaß: Ein bulliges Triebwerk vorn, forscher Antrieb hinten und Fahrspaß hinter dem Steuer. Überaus souverän bringt der Infiniti G 35 S seine 306 PS auf den Boden. Übrigens: den G 35 gibt es auch mit Allradantrieb und Allradlenkung. Die leichtgängige und durchaus präzise Lenkung hat nicht das Niveau von BMW 3er oder dem Nissan 350Z, ist zusammen mit der straffen Fahrwerksabstimmung aber ein Garant für das stimmige Gesamtpaket. Enge Kehren, lang gezogene Kurven - der G 35 duckt sich bei keiner Herausforderung. Das Heck kommt schnell und das Stabilitätsprogramm ist US-typisch sehr defensiv ausgelegt.

Alles inklusive

Ob von Lexus abgekupfert oder nicht packt Infiniti seine Modelle so voll wie es nur geht. Es gibt ein paar sinnvolle Sonderausstattungen, aber fast alles ist bereits im konkurrenzlosen Basispreis von 32.250 Dollar enthalten. Das sind umgerechnet kaum mehr als 25.000 Euro und spätestens jetzt wird in München, Ingolstadt und Stuttgart einmal tief durchgeatmet. Dafür gibt es unter anderem sehr bequeme elektrische Ledersitze, Keyless-Go, 18 Zoll Alufelgen, Klimaautomatik, Bose-Sound, ESP, Airbags und Xenonlicht. Beliebte Optionen: das Technikpaket mit Abstandstempomat und Rückfahrkamera (1100 Dollar) und das DVD-Navigationssystem (2100 Dollar).

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