Gewaltiger X-Kurs

BMW X1 23d xDrive

In der Allrad-Liga gibt BMW seit längerem den Ton an. Auf das Erfolgsterzett aus X3, X5 und X6 folgt im Herbst der Einsteiger X1. Der präsentiert sich fahrdynamischer denn je.

Von Stefan Grundhoff

«Derzeit laufen bei uns in der Enderprobung 100 bis 150 Fahrzeuge», erzählt BMW-Entwickler Ulrich Tretter aus seinem Berufsalltag, «gerade kürzlich haben wir in Südtirol noch die Alpenabstimmung der Regelsysteme für DSC, ABS und Bergabfahrhilfe abgeschlossen.» Der neue BMW X1 steht bereits in den Startlöchern. Offizielle Weltpremiere ist auf der IAA Mitte September. Im Oktober steht der Hoffnungsträger dann im BMW-Handel. Mit einer Länge von 4,46 Metern und einem Gewicht von 1,5 Tonnen präsentiert er sich deutlich kompakter als die bisherigen SUV-Modelle aus Münchner Entwicklung. Technisch basiert der X1 weitgehend auf dem 3er Touring; bedient sich jedoch weitgehend beim Motorenangebot des kleinen 1ers. Mit einem Einstiegspreis von 30.000 Euro liegt der X1 gut 5.000 Euro unter dem X3-Basismodell.

Nur 6,3 Liter Verbrauch

So lässt sich auch das motorische Aushängeschild des BMW X1 schnell festmachen. Da Sechszylinder-Diesel aus Gewichtsgründen einen Bogen um den X1 machen, kommt dem 23d xDrive die Paraderolle im Produktportfolio zu. Mit seinem doppelt aufgeladenen Commonrail-Diesel wird der Allradler trotz vier Brennkammern zum echten Spaßmacher. 0 auf 100 km/h in 7,3 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 223 km/h kratzen selbst an den Bestmarken, die das Baureihen-Topmodell X1 28i setzt.

Die 150 kW / 204 PS und 400 Nm Drehmoment des zwei Liter großen Selbstzünders bewegen den Crossover mit Geburtsort Leipzig eindrucksvoll und ambitioniert. Auch wenn der Klang keinen Zweifel an der Antriebsart lässt: der X1 23d macht nach einem kleinen Turboloch mächtig Spaß. Trotzdem soll sich der Durchschnittsverbrauch mit 6,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern angenehm im Rahmen halten.

Start-Stopp nur im Basismodell

Start-Stopp passt nur in die Einstiegsversion Foto: BMW

Dass der Verbrauch des Topdiesels die Sechs-Liter-Marke nicht unterbietet, liegt an der serienmäßigen Sechsgang-Automatik. Die nimmt dem Emporkömmling einiges seines Tatendrangs und versperrt der sinnvollen Start-Stopp-Automatik den Weg. Die bleibt so bis auf weiteres allein dem kleineren X1 20d vorbehalten. Der sollte mit 130 kW / 177 PS und 350 Nm die Trägheit des identisch motorisierten X3 20d xDrive vermissen lassen und die sparsame Symbiose aus Leistung und Verbrauch sein. Immerhin schafft der Volumendiesel 213 km/h Spitze und den Spurt 0 auf 100 km/h in 8,3 Sekunden. Sein Verbrauch: 5,8 Liter Diesel.

Zum Marktstart ist ab Oktober neben 20d und 23d auch der 28i verfügbar. Die kleineren X1-Modelle 18d, 18i und 20i folgen 2010. Alle Modelle verfügen zunächst über Allradantrieb. Bei Motorleistungen zwischen 143 und 265 PS ist für die meisten X-Liebhaber etwas dabei. Später soll eine Sparversion mit Heckantrieb einen Durchschnittsverbrauch von unter fünf Litern Diesel ermöglichen.

Empfehlung Topdiesel

Auch im Schlamm fühlt sich der Diesel wohl Foto: BMW

Jedem, der Spaß an dynamischem Vortrieb hat, sei jedoch uneingeschränkt der Topdiesel empfohlen. Er passt ausgezeichnet zum sportlich ambitionierten Fahrwerk, dass den alles andere als trägen X3 spürbar hinter sich lassen kann. Auch wenn eine elektrische Servolenkung den Verbrauch noch weiter reduziert hätte; die aus dem 3er bekannte elektrohydraulische Servolenkung bringt die Souveränität des sportlichen 3ers in den Vorderwagen des X1.

Dem merkt man den höheren Schwerpunkt kaum nennenswert an. Selbst in engen Kehren, Bergauf- und Bergab-Passagen zeigt sich der 1,55 Meter hohe SUV dynamischer denn je. Besonders stolz sind die BMW-Entwickler auf die Abstimmung des dynamischen Bremseneingriffs. «Die Performance-Control greift im Grenzbereich helfend ein und sorgt dafür, dass man besser um die Kurve kommt.»

Ohne Sperrdifferenzial

Ein Sperrdifferenzial wurde nicht verbaut Foto: BMW

Einen Schritt weiter wollten die BMW-Verantwortlichen jedoch nicht gehen. Das elektronische Sperrdifferenzial DPC wie man es vom X6 kennt, bleibt beim X1 ebenso wie zuvor beim 7er BMW außen vor. Auch eine M-Sportversion wie jüngst bei X5 und X6 vorgestellt, erscheint im Bereich des Möglichen. Schließlich scheint das dynamische «M» für den im nächsten Jahr auf den Markt kommenden BMW X3 der nächsten Generation bereits beschlossene Sache zu sein. «Der Radstand des X1 mit 2,76 Metern der gleiche wie beim allradgetriebenen 3er Touring», unterstreicht Fahrwerksentwickler Ulrich Treffer die enge Verwandtschaft zur 3er Reihe, «jedoch bietet der X1 eine Bodenfreiheit von 19,4 Zentimetern.» Bei normaler Fahrt verteilt der X1 seine Motorleistung im Verhältnis 40:60 zugunsten der Hinterachse; kann die Kräfteverhältnisse jedoch nahezu variabel dem Untergrund anpassen.

Auch ohne Zutun der M-GmbH fährt sich der X1 ungemein dynamisch. Im Gegensatz zu seinem größeren Bruder X3 kommt der Komfort gerade im Fond dabei jedoch nicht zu kurz. Schüttelt der Ahn gerade mit der optionalen 18-Zoll-Bereifung die Insassen der zweiten Reihe auf allzu dünnen Sitzgelegenheiten mächtig durch, so zeigt sich der X1 hier deutlich souveräner. Auch der Innenraum des X1 zeigt den Fortschritt gegenüber dem X3 deutlich. Lenkrad, Schalter und Bedienmodule kennt man nach der Modellpflege der aktuellen 3er-Generation ebenso genau wie die Sitzgelegenheiten. Alles etwas uncharmant, aber allemal praktisch und gut zu bedienen.

Enger Innenraum

Enger Innenraum Foto: BMW

Nicht vollends zufrieden sein können groß gewachsene Piloten mit dem Aufenthaltswert im Innern. Sie finden aufgrund des zu kleinen Verstellbereichs von Lenkrad und Sitzen nicht die ideale Sitzposition. Ein Makel, dem auch der 3er BMW anhaftet. Im Fond haben zwei Erwachsene mittlerer Größe jedoch allemal Platz. Vielmehr sollte es trotz der in der Neigung verstellbaren Rückbank dann jedoch doch nicht sein. Das Ladevolumen liegt je nach Position der im Verhältnis 40:20:40 umklappbaren Rückbank zwischen 420 und 1.351 Liter.

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