Geräuschlose Familieneingliederung

Mazda 3

Mazda hat bei der neuen 3er-Reihe 90 Prozent aller Teile neu eingebaut. Die Charakteristik des Golf-Konkurrenten ist erhalten geblieben.

Von Thomas Flehmer

Der Golf machte den Anfang, Renault zog mit dem Megane nach, der Opel Astra wird, sollten nicht doch noch alle Stricke reißen, trotz aller Probleme auf der IAA im nächsten Herbst erwartet. Es ist nicht zu übersehen, dass im Kompaktsegment derzeit mächtig aufgewirbelt wird. Inmitten der Neuausrichtung prescht der neue Mazda 3 vor. Während der Viertürer vor zwei Wochen in Los Angeles seine Weltpremiere feierte, stellten die Japaner auf der Motor Show in Bologna nun den für Europa wichtigen Fünftürer vor, der ab Frühjahr bei den Händlern stehen wird.Wie beim Golf wurde der Stil des Kompakten beibehalten. Allerdings richten sich die Japaner immer nach den Linien aktueller Designstudien.

Zugehörigkeit zu Geschwistern

Derzeit fließen die Linien der Studien Nagara und Ryuga in die zweite Generation mit ein und sorgen dafür, dass 90 Prozent aller Teile des Autos erneuert wurden. Vor allem umgestaltet wurde die Front. Hier spiegelt sich die Familienzugehörigkeit zu den Geschwistern CX-7, Mazda 5 und 6 wider. Lufteinlässe, sowie der Fünf-Punkt-Kühlergrill und ausgestellte vordere Kotflügel prägen nun auch die Front des neuen 4,47 Meter langen Golfjägers.

Passend zum jetzt dynamischeren Gesicht wurde auch die Seitenlinie verändert, die sich ab der B-Säule Richtung Heck absenkt, wodurch ein sportlicherer Eindruck entsteht. Unter der Haube arbeiten in der Einstiegsversion je nach Gusto 1.6 Benzin- oder Dieselmotoren mit 105 beziehungsweise 109 PS. Während die beiden modifizierten Aggregate nur die Abgasnorm Euro 4 aufweisen, schaffen der 2.0-Benziner mit 150 PS sowie der neue, aber bereits im Mazda 6 eingesetzte 2,2 Liter große Dieselmotor mit wahlweise 150 oder 185 PS die Abgaswerte der Euro 5-Norm.

Kleinere Benzinmotoren kommen später

Eine sportlichere Seitenlinie steht dem neuen 3er sehr gut Foto: Mazda

Gewartet werden muss noch auf kleinere Benzinmotoren, die erst ab 2010 zur Verfügung stehen. Dagegen wird es ab Sommer 2009 einen Benzin-Direkteinspritzer mit Start-Stopp-System geben. Eine spezielle Ausrichtung für alternative Antriebe fehlt dagegen im Angebot. Laut Mazda-Pressesprecher Jochen Münzinger ist Mazda bestrebt, Downsizing durch die gesamte Produktpalette zu betreiben.

Dazu gehört, dass in nicht allzu ferner Zukunft wohl auch ein kleinerer Benzineinspritzer das Angebot nach unten abrundet. Doch für den neuen Mazda 3 ist das frühestens zum nächsten Facelift ein Programmpunkt. Dagegen werden die 260 PS-Motoren ab dem Sommer auch wieder eine sportliche MPS-Version antreiben.

Lediglich 59 Dezibel bei 100 km/h

Sportlich und leise zugleich Foto: Mazda

Nicht nur dafür wurde das an sich schon gute recht aktive Fahrwerk weiter optimiert. Ebenso wurde die Karosseriestruktur verändert, in dem hochfeste Stähle verwendet wurden. Eine Geräuschreduzierung von sechs bis elf Prozent zieht diese Modifikation nach sich. «Der Entwicklungsaufwand bei der Geräuschdämmung stand bei der Konzeption des neuen Mazda 3 im Vordergrund», so Münzinger. Lediglich 59 Dezibel bei 100 km/h sollen jetzt nur noch in den Innenraum dringen und den gehobenen Fahrkomfort unterstreichen.

Die Stecknadel hört man dann zwar noch nicht fallen, wohl aber das genüssliche Durchziehen des Beifahrers, der es sich im aufgefrischten Innenraum gemütlich gemacht hat. Bein - und Schulterfreiheit wurden im Cockpit dank eines Radstandes von 2,64 Meter vergrößert, die Sitze erhielten mehr Komfortmöglichkeiten und sind nun auch elektrisch verstellbar - alles gute Voraussetzungen, dem Fahrer zu vertrauen und ein wenig Augenpflege zu betreiben.

Überfrachtete Mittelkonsole

Mittelkonsole und Lenkrad weisen zu viele Möglichkeiten auf Foto: Mazda

Etwas überfrachtet gestaltet sich die Mittelkonsole mit dem zum Fahrer gerichteten Display. Als echter Kaufanreiz bietet sich dabei das neue Navigationssystem an, das zwischen 600 und 700 Euro kosten wird. Das Navi in der Vorgängergeneration war noch mit rund 2300 Euro ausgepreist.

Auch auf dem Lenkrad tummeln sich zahlreiche Knöpfe zur Bedienung diverser Systeme, an die man sich aber mit der Zeit gewöhne, so Münzinger. Neu und - zumindest in diesem Segment ungewöhnlich - ist der Spurwechsel-Assistent, bei dem über zwei Radarmodule auch Fahrzeuge signalisiert werden, die sich im «Toten Winkel» befinden.

Start bei 17.000 Euro

Wesentliches Standbein für Mazda neben dem 6er Foto: Mazda

Dieses Sicherheitsfeature steht für die Basisversion aber nicht zur Verfügung. Denn auch ohne Assistenten werden sich die Preise für den Einstieg in die Welt des Mazda 3 um die 17.000 Euro bewegen und damit rund 500 Euro teurer sein als beim Golf VI. Doch während im Produkt aus Wolfsburg lediglich knappe 80 PS zur Verfügung stehen, sind es im neuen Herausforderer gleich derer 105 - kombiniert mit einer erheblich besseren Ausstattung.

Auch wenn der Mazda 3 «neben dem Mazda 6 ein wesentliches Standbein» sei, bleibt Münzinger bei den Verkaufzielen vorsichtig. Auf 15.000 verkaufte Einheiten im kommenden Jahr hofft er - Altbestände mit inbegriffen. Angesichts des schwankenden Marktes ist es deshalb mit der Ruhe schnell vorbei - trotz 59 Dezibel.

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