Facelift für das Luxusproblemkind

VW Phaeton

In Europa ist der VW Phaeton seit acht Jahren den hochtrabenden Zielen nicht hinterhergekommen. Mehr Erfolg nach einem Design-Lifting verspricht sich der Hersteller im fernen Osten.

Von Holger Holzer

Fehlendes Image und eine zu große optische Nähe zum kleineren Passat haben dem VW-Flaggschiff Phaeton bislang das Leben in der automobilen Oberklasse schwer gemacht. Zumindest letzteres soll nun ein großes Design-Lifting ändern. Der mit acht Jahren Bauzeit mittlerweile dienstälteste Pkw der Marke feiert in der überarbeiteten Version auf der Peking Motor Show (27. April bis 2. Mai) Premiere.

Komplett neue Front

Komplett neu gestaltet kommt die Front daher, die nun das aktuelle VW-Familiengesicht trägt. In Abgrenzung zu allen anderen Modellen der Marke ist der Kühlergrill jedoch nicht mattschwarz, sondern verchromt und stärker konturiert. Die serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfer verfügen nun über Blinker und Abbiegelicht mit LED-Technik, im neuen Stoßfänger finden sich nun ebenfalls LED-Nebelscheinwerfer. Auch die Beleuchtung am Heck erhält die schickere Technik.

Das in der Oberklasse besonders wichtige Programm an High-Tech-Extras wurde im Zuge der Modellpflege aufgefrischt. Neu ist ein Fernlichtassistent, der jederzeit für optimale Straßenausleuchtung sorgt, Blendungen des Gegenverkehrs aber verhindert. Eine neue kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung blendet das zurzeit gültige Tempolimit im Bord-Display ein. Außerdem gibt es nun einen Online-Dienst, der Daten des Internet-Dienstes Google Earth in das Navigationsgerät importiert. So kann die Route unter anderem mit Hilfe von Satellitenbildern dargestellt werden.

Sanfte Modifikationen beim Antrieb

Zahlreiche Assistenten erleichtern den Aufenthalt im Innenraum Foto: VW

Beim Antrieb gibt es nur sanfte Modifikationen. Der Verbrauch des für Europa besonders wichtigen V6-Dieselmotors mit 176 kW/240 PS sinkt nach einer Überarbeitung um 0,5 Liter auf 8,5 Liter je 100 Kilometer. Unverändert bleiben die Benzinmotoren mit acht, sechs und zwölf Zylindern, die das Leistungsband von 206 kW/280 PS bis 331 kW/450 PS abdecken. Serienmäßig an Bord ist Allradantrieb.

Preise nennt der Hersteller nicht, bislang startet das Top-Modell der Marke bei rund 65.800 Euro für die Version mit kurzem Radstand. Die Langversion ist für 4800 Euro Aufpreis zu haben. Kritiker hatten den VW Phaeton, der 2002 mit hochfliegenden Absatzplänen gestartet war, bereits abgeschrieben. Doch die nun anstelle einer Neuauflage durchgeführte Modellpflege ist zumindest ein halbherziges Bekenntnis der Marke zu ihrem einstigen Vorzeigemodell. Der bei der Markteinführung postulierten Rolle des Technologieträgers kann der Phaeton so aber nicht mehr gerecht werden.

Boom erwartet

Pünktlich vor dem erwarteten Boom Foto: VW

Volkswagen setzt mit der Modellpflege daher vor allem auf den wachsenden Wohlstand in Asien und den Schwellenländern. Denn Experten rechnen dort für spätestens 2012 mit einem Boom bei Nobelkarossen. Nicht zufällig steht der überarbeitete Phaeton daher auf der Messe in Peking - direkt neben dem modellgepflegten Luxusmobil Maybach, der neuen Zwölfzylinderversion des Audi A8 und der Langversion der Mercedes-Benz E-Klasse. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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