Edel-Laster mit Stern

Mercedes Concept Shooting Break

Mercedes zeigt in Peking den Concept Shooting Break, eine Mischung aus Coupé und Kombi. Der elegante Viersitzer dient als Ausblick auf neue Technologien und Appetithäppchen für das Mercedes-Design der Zukunft.

Von Sebastian Viehmann

Unter dem Begriff Kombi fasst man gemeinhin eher langweilige Autos zusammen, Vertreter-Kutschen und Pampersbomber eben – manchmal durchaus nett anzuschauen, aber immer ein bisschen spießig. Beim Concept Shooting Break von Mercedes ist jeder Kombi-Mief dagegen wie weggeblasen. Breit und flach schmiegt sich der seidenmatt lackierte Wagen an den Asphalt. Von der Front bis zum Heck spannt sich eine bogenförmige Linie, so dass das Show Car wie ein Sprinter aussieht, der sich kurz vor dem Startschuss anspannt. Die 20-Zoll-Felgen verfügen über fünf geschwungene Arme, die jeweils durch zwei Öffnungen durchbrochen sind und den Felgen ein organisches Aussehen verleihen.

"Tradition stilvoll kultivierter Sportlichkeit"

"Die Studie ruht in der Tradition stilvoll kultivierter Sportlichkeit, die große Mercedes-Coupés seit jeher auszeichnet. Gleichzeitig setzt sie ein Zeichen für die zukünftige Formensprache von Mercedes-Benz", sagt Gorden Wagener, der Designchef des Autoherstellers. Auch in technischer Hinsicht ist die Studie ein Vorbote. Der extrabreite Grill des Shooting Break wird von Scheinwerfern in Voll-LED-Technik flankiert. Noch in diesem Jahr will Mercedes dieses System bei seinen Serienmodellen einführen.

Das Innenleben der LED-Scheinwerfer ist von oben nach unten in drei gepfeilte Ebenen gegliedert: In der obersten Ebene ein LED-Blinker, darunter ein Positionslicht für die LED-Abblendlichtfunktion. In der untersten Ebene des Scheinwerfers befinden sich unter anderem die Leuchteinheiten für das Fernlicht. Insgesamt besteht das System aus 71 LEDs. Auch die Heckleuchten sind in dieser Technik ausgeführt. Unter der Haube des Show Cars sitzt ein neu entwickelter V6-Motor mit 3,5 Litern Hubraum und 306 PS.

Patentes Golf-Mobil

Viel Holz und Leder im Innenraum Foto: Daimler

Im Interieur des Wagens fällt vor allem die große Mittelkonsole auf, die sich von vorn bis nach hinten durchzieht und aus dem Shooting Break einen reinen Viersitzer macht. Viel Holz, insgesamt zehn Quadratmeter Leder sowie poliertes Metall dominieren das Cockpit. Die Mittelkonsole besteht aus dem Holz der Seideneiche, das durch die ungewöhnliche linsenförmige Maserung hervorsticht. Über den Passagieren öffnet sich ein großes Panorama-Glasdach.

Der Kofferraumboden ist ebenfalls aus Holz gefertigt und mit Aluminiumleisten bestückt, die das Beladen erleichtern. An den Seiten des Laderaums befinden sich vier lederne Satteltaschen, in denen kleinere Gegenstände Platz finden – sogar an eine Ablage für Golfbälle haben die Designer gedacht. Die komplette Golf-Ausrüstung, wohl das Lieblingsutensil der potenziellen Käufer des Shooting Break, findet in dem flachen, aber lang gestreckten Laderaum problemlos Platz.

Serienfertigung ungewiss

Dynamisches Heck Foto: Daimler

Ob aus dem Edel-Kombi, der auf der Messe "Auto China 2010" in Peking präsentiert wird, ein Serienmodell wird, verrät Mercedes nicht. Immerhin hat auch die Coupé-Limousine CLS eine kleine Welle ausgelöst – Audi hat mit dem A5 Sportback nachgezogen, VW mit dem Passat CC, demnächst folgt wahrscheinlich Peugeot mit dem 508. Der Mercedes Shooting Break würde sich zu den T-Modellen von C- und E-Klasse gesellen und wäre damit das vierte Kombi-Modell der Stuttgarter, wenn man die R-Klasse dazu zählt. Nicht einmal VW hat auf dem deutschen Markt so viele Kombis im Angebot. Audi hat drei Versionen in seiner Palette (A3 Sportback sowie A4 und A6 Avant), BMW nur zwei (3er und 5er Touring).

Als Familienkutsche oder Handwerker-Mobil ist der Stuttgarter Edel-Kombi freilich nicht gedacht, sondern steht in bester Tradition eines klassischen Shooting Break. Diese Fahrzeuggattung war besonders in den 60er Jahren in England beliebt. Dazu gehörten Autos wie der Reliant Scimitar und sogar eine in Kleinserie produzierte Kombi-Version des Aston Martin DB5 – das ultimative Freizeitmobil für den Mann von Welt. Das Wort „Shooting“ stand denn auch wirklich für den Jagdsport, sollte der Gentleman am Steuer doch die Möglichkeit haben, seine Flinten für die Fasanenjagd oder die Golfausrüstung im Gepäckabteil unterzubringen. Der Begriff Brake bzw. Break schließlich kommt aus Frankreich und wird dort für Kombis verwandt. Ein weiterer berühmter Shooting Brake ist der Volvo P 1800 ES, der wegen seiner großen Glasklappe als "Schneewittchensarg" berühmt wurde.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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