Brilliance BS4: Der zweite Versuch

BS4 heißt die neue Mittelklasse-Limousine des chinesischen Newcomers Brilliance. Sie sieht auf ersten Blick aus wie eine freche BMW-Kopie und soll nach dem durchwachsenen Auftritt des BS6 das Image der Marke aufpolieren.

Von Sebastian Viehmann

Seit kurzem sind die ersten Brilliance-Modelle vom Typ BS6 auch in Deutschland zu haben. Auf dem Genfer Autosalon haben die Chinesen aber schon gezeigt, was nach dem BS6 anrollen soll. Neben dem Coupé BC3, das noch ein Show-Car ist, erregte vor allem die kompakte Mittelklasse-Limousine BS4 Aufsehen. Das Auto ist seit Anfang 2006 in China auf dem Markt. «Der Wagen hat in China ein sehr gutes Image, hat dort einen ähnlichen Status erlangt wie ein BMW», so ein chinesischer Auto-Journalist.

Anscheinend dazugelernt

Optisch ist der BS4 durchaus gelungen. Die gefälligen Linien, der Grill und die Scheinwerfer erinnern stark an BMW. Kein Wunder - der China-Konzern produziert in einem Joint-Venture mit dem Münchner Autobauer die 3er- und 5er-Modelle für den chinesischen Markt. Schon Mitte des Jahres soll der BS4 auch in Europa zu haben sein. Mit 4,65 Metern ist er etwas kürzer als der BS6. Der BS4 soll mit Autos wie dem Opel Vectra oder dem Ford Focus konkurrieren. Unter der Haube arbeiten Vierzylinder-Saugmotoren mit 1,8 Liter Hubraum. Die kleinere Variante soll 136 PS leisten, die stärkere mit Turbolader 170 PS. Brilliance verspricht ein Drehmoment von 235 Newtonmetern und eine Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h in 11,4 Sekunden. Zum Verbrauch machen die Chinesen keine Angaben, aber der Wagen soll beim Schadstoffausstoß die Euro 4-Norm erfüllen.

Der BS4 hat einen 430 Liter großen Kofferraum und ist serienmäßig unter anderem mit Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern, Klimaanlage, CD-Radio, Leichtmetallfelgen und Einparkhilfe ausgestattet. Die «Deluxe»-Version soll außerdem mit Klimaautomatik, Seitenairbags, elektrischem Schiebedach und Lederausstattung vom Band rollen. Geschaltet wird wie beim BS6 mit einem manuellen Fünfganggetriebe, beim Turbo übernimmt die Kraftübertragung eine Automatik mit vier Gängen. Das erste Probesitzen im BS4 hinterließ einen angenehmen Eindruck. Das Leder verströmt zwar noch etwas Chemie-Geruch, und Details wie die Räder zur Sitzverstellung sehen noch ziemlich unbeholfen aus. Insgesamt wirkt der BS4 aber deutlich gefälliger als der BS6. «Sehen Sie, wir lernen schnell», freut sich Brilliance-Sprecherin Nicole Heymann.

Fehlende Angaben

Billige Anmutung im Cockpit Foto: Press-Inform

Das will man den Chinesen auch geraten haben. Als wir vor einigen Monaten den BS6 testeten, beschlichen uns gewisse Zweifel im Hinblick auf die chinesische Ingenieurskunst. Vor allem dort, wo die Chinesen offenbar selbst Hand anlegten, begann das große Stirnrunzeln. Bessern die Chinesen nicht in diversen Punkten nach, dürfte der BS6 keine reelle Chance auf dem deutschen Markt haben. Beim zweiten Modell sollen sich diese Fehler nicht wiederholen. Und immerhin - der kompakte BS4 verfügt laut Ausstattungsliste ab der Version «Deluxe» sogar über Seitenairbags. Nur zum Thema Crashtest, bei dem der große Bruder mit Pauken und Trompeter durchgefallen ist, lässt Brilliance bislang noch nichts verlauten.

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