Unerfahrenheit Hauptgrund für Motorradunfälle

Motorradfahrern wird häufig vorgeworfen, dass sie zu schnell unterwegs sind. Dabei passieren die meisten Unfälle bei niedrigem Tempo. Eine neue Studie ist den Gründen für Zweiradunfälle nachgegangen.

Von Heiko Haupt

Seit Generationen müssen sich Motorradfahrer mit dem Image herumschlagen, dass sie gern mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs sind. Über schwere Unfälle sollten sie sich deshalb nicht wundern, heißt es oft. Vergessen wird dabei, dass ein Großteil der Unfälle in Städten und bei geringem Tempo geschieht.

200 Unfälle untersucht

Jetzt haben Experten in einer Pilotstudie Unfälle mit motorisierten Zweirädern genauer untersucht. Das Fazit: Mancher Unfall ist vor allem auf Unerfahrenheit zurückzuführen. Und junge Rollerfahrer wären besser beraten, wenn sie an ihren Gefährten nicht herumbasteln. «Unfallforschungsprojekt 2005 Motorisierte Zweiradunfälle» lautet der Titel der Untersuchung, die vom Institut für Rechtsmedizin an der Universität des Saarlandes gemeinsam mit mehreren Unfallforschern erstellt wurde. Dabei wurden im Saarland unter der Leitung der Landespolizeidirektion über die Saison hinweg mehr als 200 Unfälle unter die Lupe genommen.

Gerade Rollerfahrer achten nicht wirklich auf ihre Sicherheit, so ein Ergebnis der Pilotstudie. Das gilt sowohl für Jugendliche als auch für ältere Fahrer größerer Roller. «90 Prozent der Verletzungen hätten durch geeignete Schutzkleidung vermieden werden können», berichtet der Unfallforscher Johannes Priester aus Saarbrücken.

Andere Mentalität

Das Problem ist Fachleuten bekannt - bisher ließ sich aber wenig daran ändern. «Während Schutzkleidung auf dem Motorrad heute durchweg akzeptiert ist, herrscht bei Rollerfahrern eine andere Mentalität», sagt Ruprecht Müller vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern). Die Roller-Klientel meine, durch niedrigere Geschwindigkeiten kein hohes Risiko einzugehen. «Man sieht die Fahrer vielfach mit Turnschuhen und Jeans. Tatsächlich ist aber ein Roller mindestens so gefährlich wie ein Motorrad», warnt Müller. Gerade bei den von Jugendlichen bewegten kleinen Rollern kommt noch ein weiteres Problem hinzu: «Bei 15 Prozent der untersuchten Rollerunfälle konnte die Ursache auf technische Veränderungen und technische Mängel zurückgeführt werden», sagt Priester.

Bei weiteren 20 Prozent gibt es zumindest entsprechende Vermutungen. Hermann Schenk von der Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) wundert das nicht: «Es gibt in diesem Bereich gleich zwei Extreme. Zum einen haben wir einen überdurchschnittlichen Anteil unzulässig getunter Fahrzeuge. Zusätzlich sind auch die nicht veränderten Fahrzeuge teils in einem schlechten technischen Zustand.» Insgesamt sind gerade die jungen, unter 18 Jahre alten jährigen Rollerfahrer besonders häufig in Unfälle verwickelt.

Geringe Fahrpraxis

Die zweite große Gruppe der Beteiligten ist dagegen deutlich älter - es sind die 35- bis 54-Jährigen. «Gerade die über 35-Jährigen haben häufig eine geringe Fahrpraxis im Zweiradbereich», erklärt Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen. Schließlich finden sich in diesem Altersbereich verstärkt so genannte Wiedereinsteiger. Denn viele der «älteren» Motorradfahrer haben zwar in ihrer Jugend mal eine solche Maschine bewegt, sind dann aber - unter anderem aus familiären Gründen - auf das Auto umgestiegen. Nun wollen sie sich ihren Zweiradtraum doch noch erfüllen, vertrauen dabei aber auf ihre Kenntnisse von einst. «Wir empfehlen daher, auf jeden Fall Sicherheitstrainings zu absolvieren», rät Haasper. Dort werden die nötigen Kenntnisse in der Praxis neu vermittelt. (dpa)

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