Summen statt Brummen

Alternative Motorradkonzepte

Alternative Antriebstechnologien sind in der Automobilindustrie das Thema schlechthin. Die Motorradindustrie lässt sich damit indes noch Zeit. Bei Honda soll es ein Elektrobike frühestens 2010 geben.

Die Themen könnten gegensätzlicher kaum sein: Beim Auto geht es derzeit vor allem um günstige Preise, niedrige Verbräuche und alternative Antriebe. Bei den Motorrädern sieht es anders aus: Wie zu jeder Saison werden im Frühjahr leicht angejahrte Maschinen ohne jegliche Umwelttechnik aus den Garagen gerollt. Und selbst bei neuen Modellen geht es oft mehr um brachiale Leistung als um Katalysatoren oder Antriebs-Alternativen. Die großen Hersteller sprechen zwar von entsprechenden Plänen - doch es sind kleine Tüftler und Unternehmen, die solche schon in die Tat umsetzen.

Elektro-Honda ab 2010

So hat zwar Honda schon in der Vergangenheit entsprechende Ideen auf zwei Räder gestellt: Es gab einen Hybrid-Roller und einen Roller mit Brennstoffzelle - allerdings nur als Studie. Eine Ankündigung hat es für die Einführung eines Elektro-Motorrades im Jahr 2010 gegeben. Derzeit beschränkt man sich allerdings bei Honda Deutschland in Offenbach auf die Aussage «Honda arbeitet an dem Thema».

Ähnliches verkündet Nicole Papay, Sprecherin von Yamaha Deutschland in Neuss. Auch hier wird auf bereits präsentierte Studien verwiesen. Dazu zählen einige im Jahr 2007 auf der Motorshow in Tokio vorgestellte Prototypen: der Elektro-Scooter Bobby, das Brennstoffzellen-Zweirad FC-Aqel oder der Elektro-Roller C3+. Auch denen ist bis heute eines gemein: Bei den Händlern findet sich keine Spur von ihnen - was sich vorerst wohl auch nicht ändern dürfte.

BMW braucht Zeit

«In der Forschung und der Vorausentwicklung sind solche Motorräder auch bei uns ein Thema», sagt Rudolf-Andreas Probst, Sprecher von BMW-Motorrad in München. «Wir erwarten aber nicht vor 2012 oder 2013 ein kundentaugliches Fahrzeug.» Der Grund sei das noch ungenügende Verhältnis von Preis, Leistung und Reichweite: Die Batterie-Technik sei noch zu teuer, die Reichweiten begrenzt. Elektro-Antriebe könnten aber im urbanen Betrieb einen stärkeren Stellenwert bekommen.

Gerade dieser «urbane Betrieb» ist es, der käufliche Zweiräder hervorbringt. Verschiedene Nischenanbieter haben sich auf Roller mit Elektromotoren spezialisiert. Die US-Marke Vectrix etwa ist seit rund einem Jahr auch in Deutschland vertreten. Wurden 2008 rund 50 Exemplare des VX1 genannten «Maxi-Scooters» zum Preis von je knapp 10 000 Euro verkauft, will man 2009 mehr erreichen. «Wir bauen gerade unser Händlernetz aus», erklärt Sven Wedemeyer von Vectrix Deutschland in Berlin. Die Zahlen von 2008 will man damit verdoppeln.

Weitere Initiativen kommen überraschenderweise aus einem Bereich, der bislang nicht wirklich für umweltfreundliche Gedanken bekannt war: Offroad und Motocross. Der österreichische Hersteller KTM aus Mattighofen hat im Herbst 2008 verkündet, dass er eine Enduro erprobe, die von einem Elektromotor angetrieben wird. Der Prototyp soll den Ankündigungen zufolge bis zur Serienreife entwickelt werden - was aber wohl noch rund zwei Jahre dauern wird.

Kleines Unternehmen hat Vorreiterrrolle

Wieder einmal ist es auch hier ein kleines Unternehmen, das die Vorreiterrolle spielt: Die Firma heißt Quantya und stammt aus Lugano in der Schweiz. Bislang einziges Produkt ist ein Motorrad mit Elektromotor, das für den Offroad-Einsatz ausgelegt ist - für das es aber auch eine Straßenzulassung gibt. Und während die Entwickler vor allem auf den geräuscharmen Offroad-Einsatz Wert legten, sehen die Kunden dies anders - sie ziehen die 9282 Euro teure Version mit Zulassung der mit 8794 Euro deutlich günstigeren Gelände-Version vor. (dpa/tmn)

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