Intermot auf Suche nach dem Neubeginn

Leistungsstarke Motorräder verlieren an Attraktivität. Auf der Motorradmesse Intermot sollen neue Konzepte alte Begehrlichkeiten wecken.

Von Heiko Haupt

Unzählige Neuheiten werden auf der Motorrad-Messe Intermot in Köln vom 11. bis 15. Oktober zu sehen sein. Alle großen Hersteller werden ihre Stände aufbauen, es gibt neue Konzepte sowie Weiterentwicklungen bekannter Ideen zu sehen - und auch die Leistung der Motoren dürfte wieder steigen. Doch auch wenn das Thema Motorrad manchen fasziniert, gibt es immer weniger, die für ein neues Modell Geld ausgeben. Das einst so beliebte Hobby- und Spaßgerät verkauft sich immer schlechter. Vor allem die umworbene Jugend ist es, die dem Zweirad derzeit wenig abzugewinnen vermag. Zu erwarten ist daher, dass sich unter den neuen Modellen auch Konzepte finden, mit denen tatsächlich Neues gewagt wird.

Zuwachs bei kleinen Rollern

Was der Industrie-Verband Motorrad (IVM) in Essen vermeldete, schien eigentlich Anlass zur Hoffnung für die Branche zu geben: In der ersten Jahreshälfte 2006 wurden in Deutschland 169.132 motorisierte Zweiräder verkauft. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs um immerhin 2,1 Prozent. Das eigentliche Problem verbirgt sich jedoch hinter diesen Zahlen.

Der Zuwachs ist vor allem den kleinen Rollern zu verdanken. Anders sieht es bei den «richtigen» Motorrädern aus: Oberhalb der Grenze von 125 Kubikzentimetern Hubraum wurden 78.512 Zweiräder verkauft, das entspricht einem Rückgang von 9,03 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark erwischt hat es die Modelle mit 250 bis 499 Kubikzentimetern Hubraum - ihre Neuzulassungen gingen laut IVM gegenüber dem Vorjahr um gut 40 Prozent zurück.

Leistungsschallmauer durchbrochen

Erwartet werden zur Intermot nun neue Modelle, die tatsächlich eine neue Klientel ansprechen oder Begehrlichkeiten neu wecken sollen. So wird in der Fachpresse zum einen über neue Fahrzeugkonzepte spekuliert, bei denen es sich zum Beispiel um extravagante Abwandlungen der wendigen und leichten Supermoto-Maschinen handelt. «Es ist ohnehin ein Trend am Markt, dass zunehmend jede Nische besetzt wird», erklärt IVM-Geschäftsführer Reiner Brendicke. Zu dieser Nischen-Besetzung gehört, dass es - ähnlich wie beim Auto - diverse Abwandlungen einer Grundbaureihe geben wird.

Auf der anderen Seite ist zu erwarten, dass im Hinblick auf die Leistung eine bisher kaum überwindbar erscheinende Schallmauer durchbrochen wird: Nach 180 oder gar 190 PS wird möglicherweise nun ein erstes Modell kommen, dessen Leistungsangaben mehr als 200 PS versprechen. Allerdings sind solche Zahlen in erster Linie Image-Werte. Laut Brendicke ist es für den Fahrer eher nebensächlich, ob nun 180 oder 210 PS zur Verfügung stehen - die Leistung ist in jedem Fall mehr als ausreichend.

Crossover-Modelle erwartet

Welche Modelle wirklich auf der Intermot zu sehen sein werden, das liegt jedoch noch weitgehend im Dunkeln. Anders als die Autohersteller hüllen sich die Motorradbauer im Hinblick auf die großen Neuerungen prinzipiell bis zum Messebeginn in Schweigen. Was im Vorfeld bekannt gegeben wurde und wird, ist oft das, was die Markenmanager selbst als nicht gar so sensationell einschätzen.

So hat Kawasaki für 2007 das neue Modell Versys angekündigt. Das bietet zwar einiges an Neuem, ist aber nicht komplett neu - die Basis bildet die für Wieder- und Neueinsteiger gedachte ER-6n. Die Versys mit ihren Supermoto-Anleihen soll noch vielseitiger als ihre Schwester einsetzbar sein: Der Name steht laut Kawasaki für «Versatile System», also ein vielseitiges System. Die Idee dahinter ist, dass sich das Modell für wendige Einsätze im Stadtverkehr wie für längere flotte Touren eignet.

Neue Motorengeneration

Wenn es um umfassende Ankündigungen von Neuheiten für das kommende Jahr geht, dann ist zumindest Harley Davidson immer eine sichere Bank. Hier werden regelmäßig so viele neue Modelle vorgestellt, dass man glauben könnte, das Komplettprogramm müsse langsam dicke Kataloge füllen. Tatsächlich aber handelt es sich schon traditionell meist um Design-Spielereien auf bestehenden Basis-Modellen.

Auch für 2007 wird es wieder einiges geben: Mal ist es ein Modell im klassischen Chopper-Design mit hohem Lenker, ein weiteres ist komplett in Schwarz gehalten und noch ein anderes orientiert sich optisch an einem Dragster. Allerdings gibt es mit einer neuen Motorengeneration diesmal etwas wirklich Neues. Laut Harley Davidson Deutschland weist das Aggregat gegenüber dem Vorgänger mehr als 700 neue oder überarbeitete Teile auf - die eigentliche Überraschung besteht allerdings eher darin, dass der Zweizylinder überhaupt so viele Teile hat. (dpa)

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