Mitsubishi: Größtmögliche Freiheit mit Gasturbine

Premiere des Mi-Tech

Mitsubishi: Größtmögliche Freiheit mit Gasturbine
Das Heck des Mitsubishi Mi-Tech. © Mitsusbihi

Mitsubishi schaut mit dem Conceptcar Mi-Tech in die Zukunft. Die Japaner setzen bei ihrem futuristischen Fahrzeug mit Buggy-Verschnitt beim Antrieb auf eine Gasturbine.

Wer dachte, Mitsubishi hätte auf der 46. Tokio Motor Show nichts Neues zu bieten, sah sich getäuscht. Gemäß der hausinternen Firmenphilosophie des Querdenkens und des ‚Warum nicht?‘ stand auf der Bühne ein Buggy-Verschnitt, bullig und kraftstrotzend – als Konzeptfahrzeug mit dem Namen MI-Tech.

Wie passt das in eine Zeit, in der nach effizienter und emissionsarmer Mobilität verlangt wird? Ziemlich gut. Denn zum einen ist die Mitsubishi Motor Corporation, MMC, mit dem MI-Tech keineswegs aus der Zeit gefallen, zum andern will sie gerade auch jetzt den Fahrspaß propagieren und dies unter Beachtung der strengen Umweltregelungen für die Mobilität. „Das MI-Tech Konzept schöpft alle Möglichkeiten aus, die das Plug-In-Hybrid System der Zukunft bietet“, freut sich Mitsubishi CEO Takao Kato.

Mitsubishi stark bei Plug-in-Hybriden

Beim Mitsubishi MI-Tech werden Bedienelemente auf die Frontscheibe projiziert. Foto: Mitsubishi

Im SUV Segment und in der Plug-in Hybridtechnologie ist MMC ohnehin sehr stark und zweifellos führend innerhalb der Dreierallianz Renault, Nissan, Mitsubishi. Die Marke mit den drei Diamanten hat die Plug-In Hybridisierung als ihre eigentliche Kernkompetenz identifiziert. Die Marschroute ist klar: Diese Technologie wollen die Japaner weltweit intensiv ausrollen. Manch einer mag Mitsubishi dafür kritisieren, dass nach dem i-Miev kein weiteres rein elektrisches Kleinfahrzeug erschienen ist. War er doch vor zehn Jahren wegweisend: klein und voll elektrisch. Sich ernsthaft mit der Zukunft zu beschäftigen, heißt allerdings nicht automatisch, alles auf rein elektrisch zu setzen, zumal auch weiterhin größere Fahrzeuge als die in Japan populären kleinen Kei-Autos gefragt sein werden. Hinzu kommt, dass sich das Herstellertrio – mit Mitsubishi als dem kleinsten Mitspieler – technologisch gut ergänzt.

Wie der Name MI-Tech schon andeutet, geht es bei diesem Konzeptfahrzeug im verlockend futuristischen Frack um eine neue Technologie – zumindest im Automobil. Statt eines Verbrenners macht dem PHEV eine Gasturbine Beine, onroad wie offroad. In den 1960er Jahren hat sich mit Chrysler schon einmal ein Automobilhersteller an dieser Antriebsart versucht, ohne sie jemals zur Serienreife zu bringen. Ob der MI-Tech bei Mitsubishi eines Tages in diesem oder jenem Gewand als umweltfreundliches Fahrzeug massentauglich sein wird, ist keineswegs gesichert. Ein Scheitern mangels technologischen Knowhows indes ist unwahrscheinlich. Vielmehr geht es darum, die Akzeptanz des Marktes weltweit auszuloten, wie das Unternehmen erklärt.

Versprechen eingelöst

Dank vier Motoren ist der Mitsubishi Mi-Tech sehr wendig. Foto: Mitsubishi

Futuristisch, Fahrspaß, Freiheit – diese Versprechen löst die Studie bereits jetzt ein. Hiroshi Nagaoka, Leiter Forschung und Entwicklung bei MMC, nennt drei herausragende Eigenschaften, die hinter dem MI-Tech stecken – mit dem Gasturbinenantrieb als der eigentlich disruptiven Idee. Dieser Antrieb anstelle üblicher Verbrenner in Kombination mit einem Stecker, um Energie für rein elektrische Mobilität zu ‚tanken‘, verspricht größtmögliche Freiheit nicht nur dank großer Reichweite, sondern zeigt sich auch bei der Wahl der Kraftstoffe flexibel.

In Betracht kommen neben Benzin oder Diesel Biofuels der zweiten Generation, Ethanol, Kerosin und andere Kraftstoffe. Ist die Verbrennung einmal gezündet (bei 1.000 Grad Celsius im Vergleich zu rund 2.000 Grad Celsius beim Verbrenner), läuft sie kontinuierlich weiter und emittiert entsprechend deutlich weniger schädliche Substanzen wie insbesondere NOx.

Letzten Endes hält Ingenieur Nagaoka Zero Emission, Null Emissionen, für erreichbar. Insgesamt funktioniert dieses Antriebskonzept mit einem deutlich leichteren und kompakteren Plug-in-Hybridantriebsstrangs. Dieses Gewichts-Downsizing erlaubt eine weitere Verbesserung der Reichweite. Das Gewicht des Antriebsstrangs mit Gasturbine statt Verbrennungsmotor sei fast halbiert. berichtet Nagaoka.

Individuell anzusteuernde Räder

Fahrspaß und Freiheit versprechen nicht zuletzt die vier individuell angesteuerten Räder, die sogenannte Super All Wheel Control (S-AWC) von Mitsubishi, ein Quad-Motor Allradsystem, das mit je zwei Motoren an Vorder- und Hinterachse eine aktive Giermomentregelung (Active Yaw Control, AYC) und dabei hohe Präzision, verbessertes Drehmoment und Traktion ermöglicht. In punkto Konnektivität stellt der mutige Technologieträger seine Frontscheibe mit Augmented Reality (AR) mutig in den Wind.

Zwischen ihren zwei Glasschichten befindet sich ein Licht emittierender Bildschirm, der auch bei schlechtem Wetter Echtzeitinformationen auf die Frontscheibe projiziert und dem Fahrer so beim Fahren wesentlich assistieren kann. „Die Technik ist nicht das Problem, die größten Engpässe für uns sind Regulierungen“, sagt Nagaoka zu den sensorbasierten Informationen via Mensch-Maschine Schnittstelle (HMI).

Disruptives Denken

Der Mitsubishi Mi-Tech bei der Premiere in Tokio. Foto: Mitsubishi

Wann also könnte es zum Durchbruch einer neuen Antriebsvariante fürs Automobil kommen? Bei Mitsubishi sei freies Denken angesagt, sagt Europachef Bernard Loire. Man denke disruptiv, frage sich „warum denn nicht“.

So kam es zu den meisten Errungenschaften des relativ kleinen Automobilherstellers als einem von rund 60 Unternehmen, die unter das Dach der Mitsubishi Corporation gehören, dem weltweit größten Konzern überhaupt. Warum also nicht den Verbrennungsmotor eliminieren zugunsten eines turbinengetriebenen Generators? Auch wenn sich Mitsubishi verhalten gibt, stehen die Zeichen zumindest nicht schlecht, dass der Gasturbinenantrieb eine nicht zu verachtende weitere Komponente sein wird auf dem Weg in eine vielfältige nachhaltige Mobilität.

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Susanne Roeder
Während des Studiums der englischen und klassischen Philologie in Freiburg, Cambridge, Oxford und Promotion in englischer Sprache arbeitete sie bei BBC Radio Oxford und deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern. Bei einer Agentur mit Mercedes als Hauptkunden begann ihre Liebe für Automobile. Nach Stationen als Pressesprecherin in der Industrie ist sie mit Globaliter Media selbständige Journalistin.

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