Sehr kreativ gestaltet sich die Welt rund um das Automobil. Doch gerade an diesem Freitag sorgen die Presseabteilungen der Hersteller für eine Vielzahl von Überraschungen.
Der 1. April macht auch vor der automobilen Welt nicht Halt. Der Redewendung „in den April schicken“, die in zwei Jahren den 400. Geburtstag begeht, wird auch von den Presseabteilungen genutzt, um versteckte Träume oder nicht erfüllbare Wünsche zumindest eine kleine Zeit als wahr erscheinen zu lassen.
So offeriert Mini so genannte „Scissors Doors“, die sich senkrecht nach oben öffnen lassen und somit besonders im urbanen Alltagsverkehr das Ein – und Aussteigen aus dem Dreitürer, dem Paceman und dem Cabrio erleichtern – in Zukunft sogar per App.
Türen in Millisekundenbereich gesprengt
Die für 1959 Euro bestellbaren Flügeltüren, die es ab dem kommenden Jahr auch für den Fünftürer, den Clubman und den Countryman geben wird, sind laut Malph Rahler, dem Leiter Produktinnovationen Mini, zudem nicht nur im „Sinne größtmöglicher passiver Sicherheit mit einem besonders steif ausgebildeten Seitenaufprallschutz ausgestattet, „sondern auch mit einem pyrotechnischen Notöffnungssystem ‚Pyrotechnic Emergency Exit‘, kurz PEE.“
Im Millisekundenbereich werden dann die Türen durch kraftvolle Treibladungen abgesprengt, damit den Hilfskräften der schnellstmögliche Zugang zu den Passagieren ermöglicht werde. Ob der PEE bereits in den Rettungskarten für die Feuerwehr eingetragen wurde oder eher dann die Einsatztruppe von NAVI CIS vor den gesprengten Türen steht, teilte der Hersteller nicht mit.
VCD freut sich über Wunder
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) freut sich nicht nur über eine mögliche Einführung einer Prämie beim Kauf von Elektroautos, sondern auch über die finanzielle Förderung beim Kauf von E-Bikes sowie ein Förderungskonzept über Infrastrukturmaßnahmen für beide Verkehrsmittel.
„Offensichtlich ist bei der Bundesregierung endlich der Groschen gefallen. Elektrofahrzeug ist nicht allein E-Auto. E-Bikes und elektrifizierte Bahnen gehören ebenso dazu. Insbesondere jeder mit dem E-Bike statt Auto gefahrene Kilometer spart schädliche Treibhausgase – auch im Vergleich zum E-Auto, aufgrund des viel niedrigeren Stromverbrauchs. Dass die Bundesregierung das offiziell anerkennt, grenzt an ein Wunder. Nun bleibt zu hoffen, dass das Finanzkonzept dahinter ausgewogen und schlüssig ist“, so Gerd Lottsiepen über das „Wunder“.
Merkels Forderung vorzeitig übererfüllt
Unterstützt wird der verkehrspolitische Sprecher des VCD von VCD-Vorstandsmitglied Wasilis von Rauch, der das Fazit zieht, dass angesichts von rund 2,5 Millionen bereits verkauften E-Bikes durch die Prämie bis zu weitere fünf Millionen elektrisch unterstützte Zweirädern hinzukommen könnten. „Damit würde die Bundesregierung nicht nur vorfristig ihr Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen übererfüllen, sondern wäre endlich auf dem Weg, die Klimaziele im Verkehr zu erreichen.“
Allerdings verfügen die Prämien für beide Verkehrsmittel über einen Haken. Geförderte Elektroautos müssen ihr Fahrzeug mit dem Aufkleber „Elektroförderung – Made by Dobrindt“ markieren, E-Bike-Fahrer mindestens einmal im Jahr ein knallgelbes T-Shirt mit einem aufgedruckten „e“ tragen. Womit dann auch die staatliche Förderung einen sehr hohen Preis von den Vasallen verlangen würde.
Skoda geht neue Wege
Die VW-Tochter Skoda lässt aufhorchen und geht mit Blick auf seine Wachstumsziele neue Wege und dringt in ungeahnte neue Marktsegmente vor. Wie die Deutschlandzentrale am Sitz in Weiterstadt mitteilte, wird man Ende 2016 den Skoda Snowmann auf den Markt bringen, eine Pistenraupe. Der Snowmann soll, natürlich, über hervorragende Offroadeigenschaften verfügen und damit alle SUVs in den Schatten stellen. Die Tschechen, die sich neben Simply Clever-Lösungen auch der Sicherheit und dem Umweltschutz verschrieben haben, bieten den Snowman dann natürlich auch als Plug-in-Hybrid an.
Eigentlich hatte man bislang angenommen, so man Skoda-Chef Bernhard Maier denn nicht missverstanden hat, dass der Superb, das Flaggschiff von Skoda, das erste Modell sein sollte, das über die Kraft der zwei Herzen verfügen soll, was in der Autosprache Plug-in-Hybrid heißt. Aber da dachte man auch noch, dass Skoda ein klassischer Autobauer mit einer Historie im Bau von Fahrrädern ist. Die Systemleistung der neuen Skoda-Entwicklung, mit dem die angekündigte SUV-Offensive (oder besser Wachstumsoffensive) fortgeführt wird, liegt übrigens bei 400 PS. Das maximale Drehmoment bei 650 Nm.
Doch Skoda ist halt immer für Überraschungen gut - so überragt der Snowann selbst den Superb Kombi an Länge deutlich. Er misst - nun, kein Schreibfehler - schlappe 9,13 Meter. Mit Schneefräse und Räumschild, worauf die Pressestelle in Weiterstadt Wert legt, die damit gleich Missverständnisse im Keim ersticken will. Innovativ ist auch der Innenraum der Pistenraupe - und weist ebenso wie die Länge in die Zukunft der Mobilität. Statt Lenkrad greift der Fahrer an ein Steuerhorn. Vielleicht hätten die Entwickler hier aber auch einmal tief ins Silicon Valley geschaut, wo ja bekanntlich die automobile Zukunft ihre neue Wiege hat, wie immer wieder zu hören ist. Denn das Lenkrad gilt hier als Auslaufmodell.
Dass Skoda längst keine Billigmarke mehr ist (was man übrigens in Tschechin nie so gern hörte) beweist man auch mit dem Preis für den Snowmann. Er liegt bei 280.000 Euro. Ob netto oder brutto war indes nicht zu erfahren. Wie viel das Serienmodell mit dem nun publizierten Bild, was man wahlweise als Concept-"Car" oder auch als Erlkönig-Bild interpretieren kann, gemein hat, bleibt ungewiss.
Nissan strukturiert Kommunikation neu
An die Schar der zahlreichen Autojournalisten wendet sich Nissan. Die Presseabteilung wird in Zeiten schwindender Ressourcen in der Zeitungsbranche ebenso neu strukturiert. So sind die Pressevertreter des japanischen Herstellers von montags bis mittwochs von 09.00 bis 11.00 und nochmals von 15.00 bis 17.00 Uhr erreichbar. Dafür bietet Nissan einen „langen Donnerstag“, bei dem die Kontaktpersonen sogar bis 18.00 Uhr zur Verfügung stehen.
„Wir adaptieren die Best-Practice-Beispiele des öffentlichen Dienstes und führen berechenbare und klar nachvollziehbare Zeiten ein. Die Kollegen können so sicher sein, dann auch einen Ansprechpartner zu erreichen“, so Michael Bierdümpfl, Direktor Kommunikation beim Nissan Center Europe. „Meines Erachtens haben wir damit eine journalisten- und zugleich arbeitnehmerfreundliche Lösung gefunden.“
Tesla Model 3 zwischen Scherz und Realität
Kein Aprilscherz war hingegen die Präsentation des Tesla Modell 3 in Los Angeles. Rund 115.000 Vorbestellungen soll es bereits geben für ein Auto, das Anfang 2017 auf den Markt kommen soll.
Doch auch wenn in Los Angeles zur Zeit der Vorstellung der April noch nicht angefangen hatte, so mutet der Marktstarttermin stark auf einen weiteren Aprilscherz hin. Die bisherigen beiden Modelle des Elektropioniers wurden jeweils sehr verspätet in den Verkauf geschickt. Die Vorbesteller hoffen, wenigstens Ende 2017 den Modell 3 in den eignen Fuhrpark eingliedern zu können und nicht darauf, dass es am Ende heißt: „April, April“. (AG/TF)