«Mercedes me»: Wir gehen auf den Kunden zu

Erster Store in Hamburg eröffnet

«Mercedes me»: Wir gehen auf den Kunden zu
Mercedes eröffnet den ersten Me-Store in Hamburg. © Mercedes

Mercedes hat in Hamburg seinen weltweit ersten City Store seiner neuen Dienstleistungsmarke «Me» eröffnet. «Wir gehen auf den Kunden zu. Wir erwarten nicht, dass der Kunde zu uns kommt», sagte Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius.

Von Frank Mertens

Drei Monate nach der Vorstellung von «Mercedes me» auf dem Autosalon Genf hat der Stuttgarter Autobauer am Donnerstag in Hamburg den ersten City Store für seine neue Dienstleistungsmarke eröffnet. Hinter «Mercedes me» verbergen sich eine Vielzahl von Dienstleistungsangeboten, die auf einer Webseite (Mercedes.me) verfügbar sind und mit der die Marke mit dem Stern ihren Kunden alle relevanten Service- und Mobilitätsangebote zur Verfügung stellen will. «Wir erwarten nicht mehr, dass unsere Kunden zu uns kommen. Wir gehen zu ihnen», sagte Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius am Donnerstag in Hamburg. Das habe man bereits im Jahr 1995 erkannt, als man an den Champs Elysee in Paris seinen ersten City Store eröffnete.

Nächster Schritt der Vertriebsstrategie

«Mercedes me» ist dabei in fünf Bereiche unterteilt, die Themen wie Finanzierung, Fahrzeugkauf, Service, Innovation oder Mobilitätsdienstleistungen beinhaltet. Schön neudeutsch heißen diese auf der digitalen Plattform gebündelten Angebote dann auch «finance me», «move me», «connect me», «assist me» und «inspire me». Dass man mit dem Angebot von «Mercedes Me» seine Kernzielgruppe möglicherweise nicht anspricht, die ein Durchschnittsalter von über 50 Jahre aufweist, glaubt der Vertriebschef nicht. «iTunes von Apple wird ja auch nicht nur von 20-Jährigen genutzt», sagt Källenius.

Mit «Mercedes me» geht der Autobauer nun den nächsten Schritt seiner Vertriebs- und Marketinginitiative «Mercedes-Benz 2020 - Best Customer Experience», mit dem man die Kundenbetreuung auf ein neues Niveau heben will. Wer meint, dass mit «Mercedes me» nur bereits bestehende Angebote auf einer Plattform im Internet gebündelt werden, irre, sagt Källenius. Mit dem neuen Angebot erfolge die Kundenansprache noch individueller, attraktiver und komfortabler. Mit dem im September auf den Markt kommenden T-Modell der C-Klasse werde es auch zugleich das erste Auto geben, dass mit Blick auf «connect me» die neusten Funktionalitäten bietet, sein Smartphone mit dem Auto zu vernetzen. Ab diesen Zeitpunkt werden auch alle personalisierten Dienste von «Mercedes Me» dem Kunden zugänglich sein.

Auch Probefahrten möglich

Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius
Vertriebschef Ola Källenius dpa

Dabei setzt man mit «Mercedes me» nicht nur auf die digitale, sondern auch auf die reale Welt. Denn in den City Stores der neuen Dienstleistungsmarke gibt es neben mobilen Verkäufen, die zur Beratung auch zum Kunden nach Hause kommen, auch so genannte «Product Concierge», die alle Fragen zu den Modellen beantworten. Zugleich, so berichtet Andrea Finkbeiner-Müller, die die Händlernetzentwicklung bei den Stuttgartern verantwortet, stehen in dem City Store am Ballingdamm auch die aktuellsten Mercedes-Modelle zu Probefahrten zur Verfügung. City Stores gibt es derzeit weltweit bereits 20. Bis zum Jahr 2020 soll deren Zahl auf dann 40 erhöht werden, wobei die bestehenden Stores teils in «Me-Stores» umgewandelt werden.

Voraussetzung für einen «Me-Store» ist, dass es an diesem Standort auch einen Multikanal-Vertrieb gibt, also neben digitalen Angeboten auch einen mobilen Verkäufer oder einen Produkt-Concierge. In Hamburg hatte Mercedes im Dezember auch mit der örtlichen Niederlassung ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Kunden über ein Online-Portal bestellen und leasen können. Offensichtlich mit Erfolg: Seither hätten bereits 130.000 Nutzer die Plattform besucht - darunter viele Mitzwanziger, so Källenius. So wie man heute selbstverständlich Bücher, Kleidung oder Möbel über das Internet kaufe, so selbstverständlich muss das auch beim Auto sein, allerdings immer im Zusammenschluss mit dem Händlerbetrieb, so der Vertriebschef.

Mercedes-City Stores als Erstkontakt

Die City Stores erweisen sich für Mercedes dabei zu einem wichtigen Anlaufpunkt, um neue Kunden zur Marke zu bringen. In dem Store in Berlin «Unter den Linden» gab es seit Eröffnung im Jahr 1995 bereits 1,7 Millionen Besucher. Viele davon hätten noch nie Kontakt zur Marke Mercedes gehabt, berichtet Källenius. Und vor allem sprechen die City Stores neue Zielgruppen an. In Japan beispielsweise sind zwei Drittel der Besucher Frauen. Und genau darum geht es bei dieser Vertriebsstrategie: sie soll neue und auch jüngere Kunden zur Marke bringen. In Hamburg soll dies beispielsweise auch dadurch gelingen, dass man am Ballingdamm an der Binnenalster auch einfach mal so in dem Store vorbeischaut, um beispielsweise nur einen Kaffee zu trinken oder eines der Spiele der bevorstehenden Fußball-WM beim Public Viewing zu schauen.

«Mercedes me» ist dann auch ein sehr «wichtiger Bestandteil» (Källenius) der Strategie «Mercedes-Benz 2020», mit der der Konzern bis zu diesem Jahr zum weltweit erfolgreichsten Autobauer aufsteigen will - und dann an Audi und BMW vorbeiziehen will. Derzeit befinden sich die Schwaben auf Erfolgskurs, haben in den ersten vier Monaten des Jahres bereits weltweit etwas mehr als 507.000 Fahrzeuge abgesetzt und damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Wachstum von fast 15 Prozent erzielt. «Auch im Mai, so viel kann ich verraten, sind wir wieder zweistellig gewachsen», sagt Källenius vor der Bekanntgabe der Verkaufszahlen am Freitag. Und dieses Wachstum soll sich fortsetzen - auch mit «Mercedes me».

Vorheriger ArtikelDreier-Familie bringt Audi zweistelliges Wachstum
Nächster ArtikelFord Galaxy: Aufräumen mit Vorurteilen
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden