Mercedes F 800 Style: Stylisch in die Zukunft

Forschungsfahrzeug

Mercedes geht den nächsten Schritt in die Zukunft. Mit dem F 800 Style präsentieren die Stuttgarter eine Oberklasselimousine, die zwei Antriebsarten verbindet.

Von Frank Mertens

Herbert Kohler ist bei Daimler hinter Entwicklungsvorstand Thomas Weber der Mann für Visionen. Kohler ist nicht nur Umweltbeauftragter des Konzerns, sondern auch Leiter des Bereichs E-Drive und Future Mobility. In dieser Funktion hat Kohler Antworten zu geben auf Fragen, wie die Mobilität der Zukunft auszusehen hat und vor allem, welche Anforderungen sie erfüllen muss. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität setzt der Autobauer dabei nicht nur auf eine Technologie, sondern verfährt mehrgleisig, wie Kohler sagt.

Vereinigung zweier Antriebsarten

So legt Daimler neben der weiteren Effizienzsteigerung bei den Verbrennungsmotoren seinen Fokus auf Hybridantriebe mit unterschiedlicher Leistung und Elektroautos mit Batterie oder Brennstoffzelle. „Diese Vielfalt ist notwendig, weil es zumindest auf absehbare Zeit keinen Königsweg geben wird“, sagte Kohler bei der Vorstellung des neuen Forschungsfahrzeuges Mercedes F800 Style in Böblingen.

Das futuristische Lenkrad Daimler

Seine Weltpremiere wird der fünfsitzige F 800 Style Anfang März auf dem Autosalon in Genf feiern. Mit diesem Forschungsfahrzeug will Daimler beweisen, dass sich grüne Technologien und zumindest lokal emissionsfreie Mobilität auch bei Oberklasselimousinen nicht ausschließen. Der Konzernstrategie eines modularen Systembaukastens folgend, ist auch der F 800 Style mit unterschiedlichen alternativen Antriebskomponenten auszustatten: So lässt sich dieses Forschungsfahrzeug zum einen als Plug-in-Hybrid im Stadtverkehr emissionsfrei bewegen. Außerhalb der Stadt wird der 4,75 Meter lange F 800 Style von einem Hybridmodul und einem Benzinmotor angetrieben.

Die Front des F 800 Style Daimler

Während der Elektromotor über 109 PS Leistung verfügt, stellt der V6-Motor nochmals 300 PS bereit. In Kombination dieser Antriebseinheiten kommt der F800 Style damit auf eine Gesamtleistung von 409 PS. Die Lithium-Ionen-Batterien haben eine Speicherkapazität von mehr als 10 Kilowattstunden und lassen sich sowohl an Ladestationen als auch an herkömmlichen Haushaltssteckdosen aufladen. Wie Kohler sagt, verfüge die Lithium-Ionen-Batterie über genug Energie für eine rein elektrisch zu fahrende Reichweite von 30 Kilometern. Als Gesamtreichweite gibt Mercedes 700 Kilometer an.

Beeindruckende Fahrleistungen

Die Fahrleistungen des F800 Style lassen sich dabei sehen: Tempo 100 erreicht das Forschungsfahrzeug in 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 Stundenkilometer automatisch abgeregelt. Entscheidender als diese Werte ist jedoch der Durchschnittsverbrauch: Er wird von Mercedes mit gerade einmal 2,9 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Oder anders ausgedrückt: Der CO2-Ausstoß liegt bei nur 68 Gramm pro Kilometer.

Die Reichweite wird auf einem Display angezeigt Daimler

Neue Assistenzsysteme

Beeindruckend lesen sich auf dem Papier auch die Werte des F 800 Style als Elektrofahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb. Zufrieden stellt Kohler fest, dass der F 800 das erste Elektroauto mit Brennstoffzelle und Heckantrieb sei. Wie beim Plug-in-Hybrid haben die Entwickler auch bei deisem Auto Wert auf ein intelligentes Packaging gelegt, sodass der Einbau der alternativen Antriebseinheiten nicht zu Lasten des Platzes und damit des Komforts geht. So wurde der 136 PS starke Elektromotor mit seinem Drehmoment von 290 Newtonmetern im Bereich der Hinterachse verbaut und die vier Wasserstofftanks wurden im Mitteltunnel sowie unter den Rücksitzen positioniert.

Mit Elektromotor und Brennstoffzelle unterwegs, verfügt der F 800 Style zwar nicht mehr über die sportlichen Leistungswerte des Plug-in-Hybridkonzepts, aber verstecken brauchen sich sich deshalb noch lange nicht. In elf Sekunden erreicht der F 800 Style mit F-Cell Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 Stundenkilometer, ebenfalls elektronisch abgeregelt. Der Wasserstoffverbrauch auf 100 Kilometer liegt bei 0,9 Kilogramm. Umgerechnet auf einen Dieselantrieb entspräche das einem Wert von drei Litern. Da am Ende nur Wasserdampf emittiert wird, liegt die lokale Emission bei 0 Gramm CO2.

Die Schiebetüren am F 800 Style Daimler

Doch nicht nur auf die Antriebstechnik haben sich die Entwickler beim F 800 konzentriert,, sondern auch auf die Fahrassistenzsysteme. Unter der Vielzahl von Innovationen befindet sich auch die Funktion „Range on Map“, eine grafische Reichweitenanzeige für den Elektroantrieb. Mit diesem System kann der Fahrer auf einer Landkarte sehen, welche Punkte er im reinen Elektroantrieb erreichen kann. Ein Feature, was dem Fahrer eines E-Autos die Angst vor der fehlenden Reichweite nimmt und ihm damit das Gefühl gibt, sicher den gewünschten Punkt erreichen zu können.

Dass in einem solchen Forschungsfahrzeug das iPhone-Zeitalter natürlich nicht zu kurz kommen darf, versteht sich von selbst. So wurde der F800 Style auch mit einem sogenannten Cam-Touch-Pad ausgestattet. Dahinter verbirgt sich eine Bedieneinheit in der Mittelkonsole, bei der man seine Finger über das Touchpad gleiten lässt, wobei diese jedoch transparent dargestellt werden, um die aktuellen Menüs nicht zu verdecken. Wie man es bereits vom iPhone kennt, kann das Bild durch die verschiedenen Fingeraktionen gegezoomt, verschoben oder gedreht werden. Eine Weiterentwicklung der Distronic Plus, so nennt Mercedes seinen Abstands- und Geschwindigkeitsregelassistenten, wird im F800 Style präsentiert. Im Gegensatz zum Vorgänger weist das neue System auch einen Staufolgefahrassistenten auf. Es ist in der Lage, den Vordermann auch in Kurven zu erkennen und erkennt dabei auch den Unterschied zwischen Kurvenfahrt und Abbiegen. Bis Tempo 40 übernimmt das System die Lenkung – der Fahrer kann sich entspannt zurücklehnen.

Dynamische Seitenlinie am F 800 Style Daimler

Vergleicht man den F800 Style mit dem Forschungsfahrzeug F700, dann hat das neuste Modell auch mit seinem äußeren Erscheinungsbild einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht. Das vom Team um Designchef Gordon Wagener entworfene Fahrzeug ist mit seiner coupehaften Dachlinie, seinen kurzen Überhängen und den hinteren Schiebetüren ein Blickfang. So, wie dieses Auto dasteht, kann man es sich bereits gut als Serienmodell vorstellen, wenn man einmal von den Spielereien im Innenraum wie dem futuristisch anmutenden Lenkrad absieht.

Dass dieses Fahrzeug in der gezeigten Form in Serie geht, ist unwahrscheinlich. Es ist vielmehr ein Innovationsträger für andere Modelle des Konzerns. So kommt beispielsweise der Brennstoffzellenantrieb bereits in der Kleinserie der B-Klasse zum Einsatz. Nachdem Mercedes bereits den S400 und den ML450 mit Hybridantrieb anbietet, schicken die Stuttgarter im kommenden Jahr mit dem E300 BlueTec Hybrid ihren ersten Diesel-Vollhybriden an den Start.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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