Mercedes CLA: Nicht einfach nur schön

Marktstart im April

Mercedes CLA: Nicht einfach nur schön
Der Mercedes CLA soll vor allem jüngere Kundschaft ansprechen. © Daimler

Mitte April ist es soweit. Dann rollt der Mercedes CLA zu den Händlern. Das viertürige Coupé der Stuttgarter bringt alles mit, um die Wachstumsstrategie der Marke mit dem Stern weiter zu befördern.

Von Frank Mertens

Mercedes hat sich hohe Ziele gesetzt. Nachdem die Schwaben derzeit hinter der Konkurrenz von BMW und Audi beim Absatz auf dem für sie nicht hinnehmbaren dritten Platz liegen, will der Konzern spätestens bis zum Jahr 2020 an die Spitze zurückkehren. Das ist das erklärte Ziel von Konzernchef Dieter Zetsche, der dafür die Strategie "Mercedes-Benz 2020" ausgerufen hat.

Auf dem Weg dorthin kommt gerade den neuen Kompaktklassemodellen eine besondere Bedeutung zu. Nachdem man mit der A-Klasse bereits einen ersten Erfolg bei der Gewinnung jüngerer Kunden erzielen konnte, kommt ab dem 13. April in Deutschland nun mit dem CLA ein viertüriges Coupé auf den Markt.

Neuer Einstieg in der Markenwelt

Mit ihm will Mercedes für frischen Wind in der Mittelklasse sorgen, wie Hans Engel, der Projektleiter der neuen Kompaktklassefamilie, bei der Vorstellung des neuen Modells in Südfrankreich sagte. Vor allem aber sollen Kunden angesprochen werden, die die Marke mit dem Stern bisher nicht auf ihrer "Shopping List" hatten, wie Engel hinzufügt. Die Hoffnungen jedenfalls sind groß, die auf dem CLA liegen, gerade in Märkten wie China und den USA.

Hier eröffnet das Coupé für die Kunden einen neuen Einstieg unterhalb der C-Klasse in die Markenwelt der Schwaben. Bei der Weltpremiere des CLA im Januar in Detroit hatte Mercedes USA-Chef Steve Cannon gegenüber der Autogazette bereits die besondere Bedeutung dieses neuen Modells betont. Es sei, so Cannon, für ihn schlicht das wichtigste Modell der zurückliegenden Jahre. "Die E-Klasse ist unser Brot-und-Butter-Auto, doch mit dem CLA sprechen wir Kunden an, die wir sonst nicht erreicht hätten." Vor diesem Hintergrund ist der CLA für ihn auch weit mehr als ein Nischenmodell, es ist ein Volumenbringer. "Von der C-Klasse verkaufen wir mehr als 80.000 Einheiten pro Jahr, doch vom CLA können es auch mehr werden."

Rücklicht am Mercedes CLA.
Die schön gestalteten Rückleuchten des Mercedes CLA Daimler

Doch hält der Mercedes CLA auch, was sich die Verantwortlichen von ihm versprechen? Ja, hält er – und das nicht nur optisch. Natürlich ist da zunächst das expressive Design, mit dem der CLA aus der breiten Masse der teils doch trist ausschauenden Mitbewerber hervorsticht. Vor allem aber glänzt das neue Modell mit seinem Luftwiderstandsbeiwert von 0,22 beim CLA 180 BlueEfficiency. Das ist nicht nur Benchmark innerhalb des Mercedes-Portfolios, sondern unter allen Serienautos. Darauf ist man bei Mercedes stolz, wie Engel betont.

Effiziente Motoren für Mercedes CLA

Der Projektleiter weist dann auch darauf hin, dass diesem Aspekt für die Effizienzsteigerung eine enorm wichtige Rolle beikommt. Bereits bei der Senkung des Luftwiderstandswertes um zehn Tausendstel wird der Kraftstoffverbrauch um 0,1 Liter gesenkt. Will man den gleichen Aspekt mit Leichtbau erreichen, müsste das Gewicht um satte 35 kg abgesenkt werden. Mit Blick auf den CLA 180 BlueEfficiency mit 122 PS bedeutet das, dass sich dieses Fahrzeug mit fünf Litern auf 100 Kilometern begnügt.

Geringe Verbräuche standen für die Entwickler beim CLA, der ausschließlich mit Vierzylinder-Motoren mit Turboaufladung angeboten wird, dann auch im Fokus. So wird der Verbrauch des von uns getesteten Topdiesels CLA 220 CDI (ab 37.990 Euro) mit 170 PS mit durchschnittlich 4,2 Litern pro 100 Kilometer angegeben. Bei den Testfahrten im Hinterland von St. Tropez genehmigte sich der CLA dabei indes rund 1,5 Liter mehr, dennoch sind auch 5,7 Liter für ein Auto mit dieser Leistung ein sehr guter Wert. Vor allem dann, wenn man es mit ihm auch flotter angehen lässt, denn auch das kann man mit dem CLA sehr gut tun. Unser Testwagen, ausgestattet mit dem optionalen Sportfahrwerk, fährt sich so motorisiert und so abgestimmt ausgesprochen dynamisch.

Dynamik inklusive

Das Cockpit des Mercedes CLA.
Das Cockpit im Mercedes CLA Daimler

Dafür sorgt neben der Karosserieabsenkung auch die elektromechanische Servolenkung, die dem Fahrer eine sehr direkte Rückmeldung zur Straße bietet. Bei der Fahrt durch die Berge ist man überrascht, wie ausgesprochen souverän sich der CLA auch besonders flott durch die Kurven bewegen lässt. Dabei offeriert das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe einen Vortrieb fast ohne Kraftunterbrechung. So muss es sein. Wer sich die Fahrleistungen des Topdiesels mit seinem maximalen Drehmoment von 350 Nm (liegt zwischen 1400 und 3000 Touren an) anschaut, wird dann auch nicht enttäuscht: in 8,2 Sekunden beschleunigt er auf Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit ist bei völlig ausreichenden 230 km/h erreicht.

Wer indes lieber einen Benziner fährt, kein Problem. Auch der von uns gefahrene CLA 200 (ab 31.862 Euro) mit 156 PS macht seine Sache so gut, dass man nichts vermisst. Das Drehmoment liegt hier bei 250 Nm und steht zwischen 1250 bis 4000 Touren zur Verfügung, so dass man mit dem manuellen Sechsganggetriebe recht schaltfaul unterwegs sein kann. Das ist eigentlich schade, denn der Schalthebel lässt sich so knackig durch die Schaltgassen führen, dass das selbst sportlich ambitionierten Fahrern eine Freude bereitet.

Der CLA beschleunigt in 8,6 Sekunden übrigens kaum weniger flott von 0 auf 100 km/h als der Topdiesel, so dass jeder für sich entscheiden muss, ob er lieber einen Selbstzünder oder doch lieber einen Ottomotor bewegen will. Denn auch so unterwegs lässt das getestete Package keine Wünsche offen. Der Verbrauch des Benziners lag mit 7,3 Litern auf 100 Kilometern übrigens 1,9 Liter über dem vom Hersteller offerierten Wert.

Wertiger Innenraum

Seitenlinie des neuen Mercedes CLA
Die Seitenlinie des Mercedes CLA Daimler

Und die Wertigkeit des Innenraums? Sie ist so, wie man es von einem Mercedes erwartet. Die Materialien sehen nicht nur wertig aus, sondern fühlen sich auch so an. Die Instrumente sind intuitiv zu bedienen und der Tacho und Drehzahlmesser sind nicht nur gut ablesbar, sondern sehen zudem recht schick aus. Während Fahrer und Beifahrer vorn ausgesprochen bequem sitzen, muss man hinten beim Einstieg den Kopf einziehen, will man ihn sich nicht stoßen, doch so ist das halt bei vielen anderen Coupés auch.

Hat man indes auf der Rückbank Platz genommen, sitzt man selbst als Erwachsener recht bequem. Doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass die abfallende Dachlinie den Blick aus den hinteren Seitenfenstern doch arg einschränkt. Aber zum Glück sitzt man im eigenen Auto nur selten hinten. Grundsätzlich ist der neue CLA aber ein familientaugliches Gefährt, auch wegen eines mit 470 Litern recht großen Kofferraums. Deswegen glaubt Engel auch daran, dass der CLA auch junge Familien ansprechen wird.

Wie dem auch sei: Mit dem viertürigen Coupé stehen die Chancen von Mercedes nicht schlecht, den nächsten Schritt innerhalb ihrer Wachstumsstrategie zu gehen. Bedenkt man, dass im Vorjahr vom CLS weltweit 35.000 Autos verkauft wurden, dürften vom CLA weitaus höhere Stückzahlen abgesetzt werden – und das nicht nur wegen der Märkte in China und den USA.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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