Mercedes C-Klasse Coupé: Gesucht, der Kunde unter 50

Effiziente Motoren

Mercedes C-Klasse Coupé: Gesucht, der Kunde unter 50
Das neue Mercedes C-Klasse Coupe. © Daimler

Mercedes hat mit dem C-Klasse Coupé die Baureihe komplettiert. Mit dem Zweitürer will der Stuttgarter Autobauer neue Zielgruppen für die Marke erschließen. Was das Coupé zu bieten hat, zeigt unser Test mit dem 220 CDI BlueEffficiency.

Von Frank Mertens

Wer sich heute einen Mercedes kauft, hat ein Durchschnittsalter über 50. Es sind die Kunden, die erfolgreich im Beruf sind und sich entsprechend ein Auto mit dem Stern leisten können. Schaut man allein auf die demografische Entwicklung, dann müsste den Stuttgartern nicht bange sein: es gibt immer mehr Ältere.

Doch der Autobauer will zukünftig neue Zielgruppen für die Marke gewinnen. Gelingen soll dies beispielsweise mit der neuen Mercedes A-Klasse, die gerade auf der Shanghai Motorshow vorgestellt wurde und die im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Der Schritt zur Verjüngung der Marke soll aber nicht erst 2012 beginnen, sondern bereits jetzt mit dem C-Klasse Coupé, das die meisterverkaufte Baureihe des Konzerns damit komplettiert. „Mit diesem Auto wollen wir bewusst neue Zielgruppen ansprechen. Dieser Zweitürer bringt dafür die besten Voraussetzungen mit“, sagt Thomas Ruhl, Leiter Entwicklung der C-Klasse.

Flache Silhouette der C-Klasse

Das fängt schon beim Design an. Das neue C-Klasse Coupé wirkt trotz einer Länge von 4,59 Metern ausgesprochen kompakt und macht durch eine ausgesprochen flache Silhouette mit einem kurzen und knackigen Heck auf sich aufmerksam. Es kommt dabei aber noch auf eine Höhe von 1,40 Meter. Das reicht aus, damit Fahrer und/oder Beifahrer es sich auf ihren Integralsitzen so bequem machen können, wie sie es wünschen. Ihnen bietet Mercedes zugleich eine Sitzlängsverstellung von 27,3 Zentimeter – Bestwert im Segment, wie die Schwaben zufrieden feststellen.

Sportlich, das Mercedes C-Klasse Coupe Daimler

Im Fond sieht es aufgrund der abfallenden Dachlinie leider anders aus. Mit einer Körpergröße von 1,91 Metern hat man keine Chance, bequem zu sitzen. Nein, es liegt nicht an einer zu geringen Kniefreiheit – die ist okay – es liegt an der fehlenden Kopffreiheit. Wer auf den hinteren beiden Sitzen jenseits einer Körpergröße von 1,80 Meter Platz nehmen möchte, sollte sich die Mühe erst gar nicht machen. Es sei denn, er neigt zur Selbstgeißelung, denn ohne abgesenkten Kopf kann man schlicht nicht sitzen.

Klar strukturiertes Cockpit

Diese Zierleisten muss man mögen Daimler

Das Cockpit des neuen C-Klasse Coupés mit seinen drei Rundinstrumenten sieht gut aus, ist ebenso klar strukturiert wie die Mittelkonsole. Hier muss man sich nicht erst lange nach dem richtigen Schalter suchen, die Funktionen erschließen sich auf Anhieb. So muss es sein. Die Verarbeitungsqualität der Materialien ist wertig, optisch wie haptisch.

Gut, Farben und Materialien sind Geschmacksache, doch was sich die Designer mit den Zierteilen in Klavierlack-Optik Porzellan gedacht haben, dürfte sich nur ihnen erschließen. Der Blick auf diese Plastikcharme versprühenden Zierteile weckt eher Erinnerung an eine Ikea-Küche aus Studienzeiten als an den Innenraum eines Premiumautos. Mercedes rühmt sich, dass diese Zierteile erstmals im Automobilbau erhältlich sind – hoffentlich auch letztmals, mag man da nur hinzufügen.

Mit Blick auf die Motorisierungen kann der Kunde beim Coupé zwischen zwei Dieseln und drei Benzinern mit einer Leistung von 156 bis 306 PS wählen. Von uns gefahren wurde der 220 CDI BlueEfficiency mit 170 PS und dem weiterentwickelten Siebengangautomatik 7G-Tronic Plus. Es sorgt nicht nur über noch schnellere Schaltvorgänge, sondern soll den Verbrauch laut Ruhl auch um zehn Prozent reduzieren. Für den 220 CDI verspricht Mercedes mit dem manuellen Sechsganggetriebe einen Durchschnittsverbrauch von 4,4 Liter (117 Gramm CO2/km), mit 7G-Tronic sollen es 4,9 Liter sein.

Gute Verbrauchswerte

Leichtmetallräder am C-Klasse Coupe Daimler

Und, haben die Schwaben damit zu viel versprochen? Nein, haben sie nicht. Der Wert wurde bei Testfahrten um 250 Kilometer bei moderater Fahrweise ziemlich genau erzielt. Bei flotterer Gangart standen 6,2 Liter auf dem Bordcomputer, aber auch das ein glänzender Wert für diese Fahrzeugklasse. Serienmäßig verfügt der Mercedes übrigens über ein sanft arbeitendes Start-Stopp-System. Der C220 CDI ist zwar kein Sportwagen, aber mit seinen Fahrleistungen braucht sich dieses Coupé wahrlich nicht verstecken: In 8,1 Sekunden sprintet er auf Tempo 100 und bei 231 km/h endet der Spaß.

Das Heck der Mercedes C-Klasse Coupe Daimler

Seine Arbeit verrichtet der Mercedes dabei absolut unaufgeregt. Dazu passt auch das gute Fahrwerk, das die Stuttgarter mit dem Zusatz Agilty Control im Namen versehen haben. Es soll bei normaler Fahrweise die Dämpferkräfte automatisch verringern, bei mehr Dynamik soll es das Fahrzeug stärker stabilisieren. Das macht es auch, aber bei flotten Kurvenfahrten könnte der Mercedes etwas mehr Straffheit vertragen. Man merkt schnell, dass hier vor allem der Komfort im Focus der Entwickler stand.

Wem der Sinn nach mehr Sportlichkeit steht, kein Problem. Optional kann der Kunde ein um 15 Millimeter tiefer gelegtes Sportfahrwerk ordern. Es verfügt zugleich über härtere Federn und straffer abgestimmten Stoßdämpfer und eine Sportparameter-Lenkung. Aufpreis: 452 Euro. Wer die eine oder andere Nettigkeit für das C-Klasse Coupé haben will, wird in der langen Aufpreisliste fündig – und arm. Die 7G-Tronic schlägt mit rund 2500 Euro zu Buche, das integrierbare Navigationsgerät von Becker kostet 892 Euro und wer gerne auch im Auto Internet haben will, kann sich für etwas mehr als 3000 Euro das Command Online Multimedia System ordern. Der von uns getestete 220 CDI beginnt übrigens bei 37.455 Euro. Das sind Preise, die es in sich haben und die dazu führen, dass das C-Klasse Coupé locker 45.000 Euro und mehr kostet. Ob angesichts dieses Preises wirklich jüngere Zielgruppen erreicht werden können, bleibt abzuwarten.

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