Mercedes B-Klasse: Jünger und reifer

Zweite Generation

Mercedes B-Klasse: Jünger und reifer
Die B-Klasse trug zu den Bestwerten von Mercedes maßgeblich bei. © Mercedes

Mercedes will den Altersdurchschnitt der B-Klasse senken. Die neue Generation fährt sich überzeugend, doch den Charme der ab November abgelegten ersten Generation kann sie nicht vertreiben.

Von Thomas Flehmer

58 Jahre sind im Durchschnitt die Kunden der ersten Generation der B-Klasse alt, 58 Jahre! Der zweitkleinste Mercedes zählte in seiner ersten Generation auch nicht gerade zu den Modellen, die durch Optik oder Sportlichkeit überzeugen wollten, sondern konventionelle Werte wie Sicherheit und eine erhöhte Sitzposition zur Schau trägt. Kein Wunder, dass die jüngeren Autofahrer der B-Klasse die kalte Schulter zeigten. Mit der ab dem 19. November zur Verfügung stehenden zweiten Generation will Daimler den Altersdurchschnitt erheblich senken. "Die neue B-Klasse ist charakterlich gereift und trotzdem jünger geworden", sagt Thomas Weber, Entwicklungsvorstand von Daimler.

Neun Zentimeter länger ist die Mercedes B-Klasse

Dabei hat die zweite Generation das generelle Aussehen der ersten übernommen, ein paar Kniffe der Designer verwandeln den von Daimler genannten kompakten Sports Tourer aber doch in ein auffälligeres Fahrzeug. Fünf Zentimeter flacher, dafür aber neun Zentimeter länger als der Vorgänger geben der neuen B-Klasse mehr sportlichen Drive.

Die Front wurde stärker konturiert an Kühlergrill und Lufteinlass, die Scheinwerfer wurden in Richtung Heck ein wenig länger gezogen und verschaffen der B-Klasse so ein interessanteres Aussehen. Die Seitenlinien wurden zudem stärker betont und bringen auch mehr Pep hinein.

Der Innenraum der neuen Mercedes B-Klasse ist sehr viel wertiger geworden

Der Innenraum der Mercedes B-Klasse hat eine Aufwertung erfahren Daimler

Auch im Innenraum wurde kräftig Hand angelegt. Das Cockpit ist sehr stark aufgewertet worden im Vergleich zur ersten Generation. Neben dem freistehenden Display in der Mitte des Armaturenbretts fallen die großen Luftdüsen auf. Die Instrumente können optional mit Leder bezogen werden, was sehr chic aussieht. Trotz der Aufwertung versprüht das Cockpit weiterhin einen konservativen Charme, der aber auch Kunden unter 50 Jahren gefallen wird.

Trotz der geringeren Höhe müssen die Insassen auf den Rücksitzen nicht um ihre Köpfe bangen und können die Sitze gut genießen. Die Rücksitze lassen sich um 14 Zentimeter verschieben und auch die Rückenlehne kann eingestellt werden. So kann das eigentliche Kofferraumvolumen von 488 Litern auf 666 Liter angehoben werden. Werden die Sitze umgeklappt, stehen stolze 1545 Liter zur Verfügung. "So viel Platz gab es in diesem Segment noch nie", jubelt Weber. Allerdings muss man für das Easy Vario Plus-System auch erst einmal 675 Euro investieren.

Basisversionen der Mercedes B-Klasse reichen aus

Mit der neuen Mercedes B-Klasse lässt es sich auch sportlich fahren Daimler

Keine großen Investitionen sind bei den neuen Motoren notwendig. Zwei 1,8 Liter große Diesel und 1,6 Liter große Benziner mit jeweils zwei Leistungsstufen stehen zur Verfügung. Die Vierzylinder sind die ersten Vertreter einer komplett neuen Motorenbaureihe und arbeiten ohne Beanstandung. Schon die Einstiegsmodelle mit 80 kW/109 PS beim Selbstzünder und 90 kW/122 PS beim Ottomotor reichen vollkommen aus – auch für ein jüngeres Publikum.

Der Ottomotor stellt seine 200 Newtonmeter Drehmoment bereits ab 1250 Kurbelwellenumdrehungen zur Verfügung und ermöglicht so einen Sprint in 10,4 Sekunden. Ist das neu entwickelte und einwandfrei funktionierende Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis 2100 Euro), das das alte CVT-Getriebe ablöst, dabei, geht es sogar 0,2 Sekunden schneller in Richtung 100 km/h. Der Diesel benötigt 10,9 Sekunden, aber auch das ist noch ein guter Wert. Beide können bis 190 km/h ziehen, völlig ausreichend. Wird das Auto schonend gefahren stehen beim Diesel zwischen 4,4 und 4,6 Liter Verbrauch auf der Uhr, der Benziner pendelt sich zwischen 5,6 und 6,2 Litern ein.

Fahrfreude in der Mercedes B-Klasse dank Fahrwerk

Bis zu 1545 Liter können in der Mercedes B-Klasse verstaut werden Daimler

Doch immer schonend wird die neue B-Klasse nicht gefahren. Denn das optimierte Fahrwerk erzeugt nicht zuletzt dank einem abgesenkten Schwerpunkt viel Fahrfreude. Auch in Kurven gibt sich die B-Klasse sportlich und zugleich elegant. Die elektromechanische Lenkung passt sich dabei den verschiedenen Fahrsituationen an und sorgt für Sicherheit.

Ebenso für Sicherheit sorgt das Assistenzsystem Collision Prevention Assist, das Auffahrunfälle verhindern soll. Dabei warnt das System den Fahrer akustisch vor Hindernissen und bereitet den Bremsassistenten auf eine Bremsung vor, die vom Fahrer aber eingeleitet werden muss. Laut Thomas Weber ergaben Studien, dass dadurch "rund 20 Prozent aller Auffahrunfälle vermieden werden. Bei weiteren 25 Prozent wird die Schwere des Unfalls deutlich gemindert." Dieses System wird in Zukunft in allen Kompaktmodellen – vier weitere neue sollen folgen – verbaut, und das serienmäßig.


Mercedes B-Klasse beginnt bei 26.000 Euro

Die Aufpreisliste ist auch bei der Mercedes B-Klasse sehr lang Daimler

Wer glaubt, damit werde die Höhe der Aufpreisliste deutlich geschmälert, sieht sich getäuscht. Die 26.001,50 Euro Einstiegspreis für den B 180 BlueEffiency ist ähnlich der Richter-Skala nach oben offen. Und da hoffen die Daimler-Manager, dass sich die Kauflust der alten Kundschaft auch auf die neue übertragen wird, die zum Beispiel über Command Online ins Internet gehen möchte, wenn zuvor 3117,80 Euro auf den Tisch gelegt wurden.

Kommen noch Polster, spezielle Räder und diverse Pakete dazu, sind die 40.000 Euro schnell erreicht. Und das könnte dazu führen, dass die neuen Kunden nicht unbedingt jünger werden, sondern weiterhin reifer bleiben.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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