Mercedes E-Klasse: Dienstwagen für den Ministerpräsidenten

Erstmals mit Internetzugang

Mercedes E-Klasse: Dienstwagen für den Ministerpräsidenten
Die überarbeitete E-Klasse von Mercedes-Benz ist noch verbrauchsgünstiger ausgefallen © Daimler

In Baden-Württemberg hat der designierte Landesvater Winfried Kretschmann eine Diskussion über die Zukunft des Autos entfacht. Daimler hält nun mit der überarbeiteten E-Klasse von Mercedes-Benz dagegen.

Von Thomas Flehmer

Die Replik kam schnell. Erst vor kurzem hat der designierte Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, eine weitere Verringerung des CO2-Ausstoßes gefordert. Gerade im Land der Schwaben mit ihren Herstellern Porsche und Daimler sorgten die Aussagen des Grünen-Politikers für Empörung. Fühlten sich die Autobauer doch zu Unrecht angegriffen. Denn trotz der großen und leistungsstarken Fahrzeuge sind beide Unternehmen darum bemüht, den Verbrauch ihrer Boliden zu senken. "Wir haben 16 Modelle unter 160 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer und sechs Fahrzeuge mit einem Ausstoß kleiner als 140 Gramm", sagt Michael Krämer, Leiter des Programm-Managements der C- und E-Klasse, "da müsste ein passender Dienstwagen für den neuen Ministerpräsidenten dabei sein."

Stopp-Start-System neu an Bord

Die nunmehr überarbeitete E-Klasse von Mercedes-Benz kann dafür als Beispiel stehen. Die bei den deutschen beliebteste Baureihe erhielt neue Motoren und Antriebsstränge und bietet Spritsparelemente wie Stopp-Start-System oder die optimierte und kaum merkliche Siebenstufen-Automatik 7 G-Tronic Plus an, die nun auch bei den kleineren Vierzylindermotoren zum Einsatz kommen, die in die engere Auswahl des Landesvaters fallen könnten. Die neuen Sechszylindermotoren mit einer Verbrauchseinsparung von bis zu 20 Prozent und einem angegebenem Verbrauchsspektrum zwischen 6,0 und 8,9 Litern überlässt der Grüne wohl eher noch seinen Politiker-Kollegen.

Den Einstieg bei den Vierzylindern-Dieseln bildet dabei der E 200 CDI BlueEfficiency mit dem bekannten 100 kW/136 PS starken Selbstzünder an. Bis zu sieben Prozent gegenüber dem Vorgängermodell soll der geliftete 200er weniger verbrauchen. Zwischen 5,3 und 5,6 Liter sollen auf 100 Kilometern durch die Schläuche fließen, was einem CO2-Ausstoß von 140 bis 147 Gramm CO2 pro Kilometer entspricht.

Behäbiger Basisdiesel

Der E 200 CDI kommt etwas beschwerlich in Fahrt Daimler

Dabei sind die 1,7 Tonnen, die das zwischen 1600 und 2800 anliegende maximale Drehmoment von 360 Newtonmetern anschieben muss, doch stets bemerkbar. Eine Beschleunigung von 10,2 Sekunden aus dem Stand bis Tempo 100 km/h verdeutlicht die Beschwerlichkeit.

Auch auf der Autobahn klettert der Geschwindigkeitsanzeiger der 4,90 Meter langen Limousine nur behäbig in Richtung Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Aber 160 km/h Reisegeschwindigkeit reichen für diese Motorisierung. Dafür stehen dann nach 100 Autobahnkilometern lediglich 7,7 Liter Verbrauch auf der Uhr.

Fahrfreude mit 204 PS

Der Innenraum der Mercedes-Benz E-Klasse legt an Komfort zu Daimler

Sollte es für den MP ein wenig zügiger vorangehen, böte sich der E 250 CDI BlueEfficiency, der Topdiesel bei den Vierzylindern, an. Dank 150 kW/204 PS ist Tempo 100 nach 7,7 Sekunden erreicht. Der Unterschied zum Basis-Diesel ist mehr als deutlich. Doch ebenso deutlich steigt auch der Verbrauch an, denn der Wagen bietet – im Gegensatz zu seinem schwächeren Geschwistermodell – schon einen gewissen Fahrspaß an und lockt den Fahrer, das Gaspedal auch mal herunterzudrücken.

Bis 240 km/h geht die Fahrfreude, die auch genossen werden möchte und kann. Denn die zahlreichen Assistenten – vom Abstandstempomaten über den Müdigkeitswarner hin zur Bremsunterstützung optimieren das Sicherheitsgefühl in der Kabine, in der der schon zuvor gelebte Komfort erweitert wurde durch das Multimedia-System Comand Online mit Internetzugang und hochauflösendem Farbdisplay.

Fahrgenuss mit Folgen

Auch das T-Modell der Mercedes-Benz E-Klasse wurde aufgefrischt Daimler

Allerdings hat der Fahrgenuss auch wieder seinen Nachteil, denn der Drang zu hohen Geschwindigkeiten führt zu einem Verbrauch ab 10,5 Litern aufwärts. Und selbst bei gemäßigter Fahrt auf der Autobahn stand eine Neun vor dem Komma. Daimler gibt dagegen den kombinierten (!) Verbrauch zwischen 5,0 und 5,3 Litern an. Für Kretschmann bietet sich deshalb wohl eher der Basisdiesel an, auch unter dem Aspekt, dem Land einige Kosten zu ersparen.

Während der kleine Selbstzünder als Limousine bei 39.835 Euro, als Kombi bei 43.048 Euro beginnt, startet der mit 204 PS ebenso große 2,1 Vierzylinder-Turbodiesel erst bei 45.487 Euro, die Kombiversion kostet 48.700, mit 7G-Tronic Plus und Allradantrieb gleich 53.936 Euro. Für den jeweiligen Differenzbetrag zwischen beiden Motorisierungen könnte in den Dienstwagen schon das ein oder andere sinnvolle Helferlein eingebaut werden, denn die Liste dort ist traditionell lang und nicht gerade günstig. Ein wenig mehr Auswahl hat der Landesvater, wenn er sich noch etwas geduldet. Im Sommer kommt die Erdgas-Version der E-Klasse auf den Markt, im kommenden Jahr folgt ein Diesel-Vollhybrid. Denn manchmal dauert eine Replik auch etwas länger.


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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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