Mazda: Vom Wankelmotor zum Skyactiv-Triebwerk

40 Jahre in Deutschland

Mazda: Vom Wankelmotor zum Skyactiv-Triebwerk
Der Mazda RX-3 (links) war das erste Modell auf dem deutschen Markt © Mazda

Mazda feiert sein vierzigjähriges Bestehen in Deutschland. Der japanische Hersteller stieg zwischenzeitlich zum stärksten Importeur auf und hat auch heute noch eine richtungsweisende Stilikone im Angebot.

Von Wolfram Nickel

Ob Rotarier oder Roadster, Vierradlenkung oder viertürige Coupés: Stets war es der Mut zum Besonderen, mit dem sich Mazda von den anderen asiatischen Marken differenzierte. So auch in Deutschland, wo Japans viertgrößter Automobilhersteller vor 40 Jahren die erste Niederlassung eröffnete und in einigen Jahren sogar zur Nummer 1 unter den japanischen Importeuren wurde.

Mazdas Einstieg mit Wankelmotor

Heute wäre die Rückeroberung dieses Rangs das vielleicht überraschendste Geburtstagspräsent für das Unternehmen aus Hiroshima, das in Leverkusen am Rhein sein deutsches und auch europäisches Hauptquartier aufgeschlagen hat. Die Modellpalette wurde jedenfalls jubiläumsfein gemacht, darunter vor allem der neue Kompakt-Crossover CX-5 und die in den Startlöchern stehende nächste Generation des Mazda6. Als technische Delikatesse serviert Mazda heute allerdings nicht mehr Kreiskolbenmotoren, sondern nur noch sogenannte Skyactiv-Triebwerke mit perfektionierter Verdichtung als Downsize-Alternative.

Dabei war es doch der Wankelmotor, der Mazda schon 1961 nach Deutschland führte. Damals erwarben die Japaner von der NSU Wankel GmbH und dem Erfinder Felix Wankel die Lizenz zur Entwicklung und Produktion eines Kreiskolbentriebwerks. Die Initialzündung für die Rotary-Sportwagen, von denen bis zum RX-8 über eine Million Einheiten produziert wurden. Den deutschen Lizenzgeber überholte Mazda bereits am 30. Mai 1967 eindrucksvoll: An jenem Tag wurde das weltweit erste Serienauto mit Zweischeiben-Wankelmotor, der futuristische Sportwagen Cosmo Sport 110 S, vorgestellt.

Durchbruch mit Mazda RX-7 und 323

Der 323 verhalf Mazda zum Durchbruch in Deutschland Mazda

Nun ging Mazda auch in Deutschland in die Offensive. Die Japaner im Hauptquartier in Hiroshima erteilten Masayuki Kirihara die Vorstandsorder, eine deutsche Vertriebsorganisation aufzubauen. Am 23. November 1972 erfolgte der Eintrag ins Handelsregister Düsseldorf und bereits ein Jahr später feierten die 180 Mazda-Händler der ersten Stunde mit einer Sonderschau die Markteinführung der Baureihen 616, 818 und RX-3. Verstärkung vermitteln sollten die Kleinwagentypen 1000/1300 und die große Reihe RX-4 mit Wankelmotor. Dann kam die erste Ölkrise und damit das vorläufige Aus für die relativ durstigen Wankelmodelle. Nennenswerte Stückzahlen brachten allein die preiswerten Kleinwagen 1000/1300.

Der Durchbruch in Deutschland gelang erst zum Ende des Jahrzehnts mit den Modellen RX-7 und 323. Während der aufregende Klappscheinwerfer-Keil RX-7 mit leistungsstarkem Rotary-Triebwerk zum erschwinglichen Porsche-924-Jäger avancierte, trat der 323 zwar mit konventionellem Hubkolbenmotor und Hinterradantrieb an, dafür war er der erste japanische Golf-Rivale mit Heckklappe.

Mazda vor Toyota und Nissan

Der Mazda MX-5 hat Kultstatus Mazda

Anfang der 1980er Jahre erreichten die Mazda-Verkaufszahlen in Deutschland fast die 50.000er-Marke und der 323 wurde meistverkauftes japanisches Auto mit bis zu drei Monaten Lieferzeiten. Mit dem Mittelklassemodell 626 nahm Mazda weiter Fahrt auf. Der in bis zu vier Karosserievarianten lieferbare 626 wurde zunächst meistverkauftes Auto aus Fernost und schließlich sogar die Nummer eins unter allen Importmodellen. 1983 konnte Mazda in den Absatzzahlen erstmals Toyota und Nissan überholen.

Unauffälligkeit in Pannenstatistiken und in TÜV-Autoreports und technische Innovationen wie die Einführung von Allradantrieb und 4WS-Vierradlenkung (1988), vor allem aber der MX-5 als Reinkarnation des erschwinglichen Roadsters (1989) festigten Mazdas Stellung auf der Pole Position unter den japanischen Anbietern auf dem deutschen Automobilmarkt.

Mazda MX-5 meistverkaufter Sportwagen der Welt

Der Mazda CX-5 wird bald in Deutschland eingeführt Mazda

Ein Erfolg, an den die Japaner mit der dynamischen Designlinie der 2002 eingeführten Zoom-Zoom-Markenstrategie anschließen wollten. Der Wettbewerb war allerdings härter denn je, zumal nun auch die Koreaner zu den ernsthaften Rivalen der Marke aus Nippon zählten. Unverwechselbarkeit war deshalb wichtiger denn je für Mazda. Bewirken sollten dies zunächst 191 kW/260 PS starke MPS-Versionen von Mazda6 und Mazda3 und der 2003 eingeführte Wankel-Sportwagen RX-8 mit gegenläufig öffnenden Türen, die später anderen Herstellern als Vorbild für ähnliche Türkonzepte dienten.

Gänzlich andere Bestwerte stellte dafür der Kult-Roadster MX-5 auf: Seit dem Jahr 2000 wird der MX-5 im Guinness Buch der Rekorde als meistverkaufter Sportwagen aller Zeiten geführt. Bis heute wurden weit über 900.000 Einheiten des Roadsters verkauft, davon immerhin über 105.000 in Deutschland. Eine richtungsweisende Stilikone, die auch zum 40. Mazda-Jubiläum in Deutschland hell leuchtet. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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